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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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glaube«, sagte er leise, als müsse man ihm die Worte mit Mühe entreißen, » ich werde vielleicht Ospak und Finnlaith in Dyfflin besuchen, oder vielleicht sollte ich auch nach Hedeby zu Fiskr gehen.«
    Bei der Vorstellung, Finn nicht mehr in meiner Nähe zu haben, musste ich schlucken. Er sah mein erschrecktes Gesicht. Das seine glich einem Hammer, der seinen Worten Nachdruck verlieh, obwohl er gleichzeitig ein schiefes Lächeln aufsetzte.
    » Entweder das– oder ich beanspruche den Jarlssitz.«
    Da war er also, der Bruch, offen und unverblümt. Ich senkte den Kopf. Das war zweifellos der Fluch, der auf Odins Silber lag.
    » Ich bleibe noch ein Jahr, und wenn unsere Raubzüge erfolgreich sind, entscheide ich mich vielleicht noch anders. Wenn nicht, dann wird es das Beste sein, wenn ich gehe, Orm.«
    Das wäre dann bereits das dritte Jahr, und ich wusste, es war eine gewaltige Geduldsprobe für jemanden wie Finn. Dabei war ich mir keineswegs sicher, dass das neue Jahr erfolgreicher sein würde. Es würde eine lange, mühsame Fahrt die Ostsee hinauf und hinunter geben, manchmal bis in die Flussmündungen hinein, immer unter dem Vorwand, Handel zu treiben, aber in Wirklichkeit, um auf Raubzug zu gehen. Nur noch selten gab es etwas wirklich Lohnendes für die Eingeschworenen, die inzwischen so wohlhabend waren, dass sie an ihrem Besitz fast erstickten. Und trotzdem übten sie täglich, formten Schildwälle und durchbrachen sie, kämpften zu zweit und zu dritt, gaben schrecklich an und verbesserten ständig ihre Fertigkeiten. Die Verheißung des Tieres am Bug, wie die Skalden es nannten, lockte uns alle zurück aufs dunkle Wasser.
    Jetzt erwartete Finn also von mir, dass ich mich endlich wie ein Jarl verhalte, und drohte gleichzeitig damit, mich entweder zu verlassen oder mich abzulösen. Dazu konnte ich nur nicken, denn mir war der Mund trocken geworden. Der Anbruch des neuen Sommers ließ nichts Gutes ahnen.
    Die Frauen fegten Dreck und stinkenden Müll aus Hestrengs Gebäuden und freuten sich, ihre Wäsche wieder in der frischen Luft trocknen zu können, dazwischen rannten Cormac und Helga Hiti auf stämmigen Beinchen herum und spielten ihre lauten, fröhlichen Kinderspiele.
    Und dann, unmittelbar nach dem Blutopfer des Wali-Fests, glitt ein Schiff in den Fjord. Zum Glück wusste ich es bereits zwei Stunden, ehe es anlegte, denn ich hatte zwei Thrall, oder Sklaven, abwechselnd Ausschau halten lassen, trotz Thorgunnas bissiger Bemerkungen.
    » Reine Zeitverschwendung«, hatte sie behauptet, während sie und Ingrid zusammen mit zwei Thrallfrauen Bettkästen hinaustrugen. » Die sollten lieber hier das Ungeziefer herausklopfen.«
    » Mir ist es wichtiger zu wissen, wer mich besuchen kommt«, erwiderte ich, » als blitzweiße Schlaffelle zu haben.«
    » Daran werde ich dich erinnern, wenn dich das nächste Mal ein Floh in den Hintern beißt«, gab sie zurück und blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich unter ihrem Kopftuch hervorgestohlen hatte. » Und wenn ich das hier machen muss, kann ich nicht buttern– du wirst deine Meinung schon noch ändern, wenn du trockenes Brot zu essen kriegst.«
    An alldem merkte ich, dass sie froh war, dass der Winter vorbei war und sie ein neues Leben in sich trug– ein Leben, das ich lieber heranwachsen sehen wollte, als mich von Randr Sterki überraschen zu lassen und zusehen zu müssen, wie der Hof bis auf die Grundmauern niederbrennt. Sie schnaubte nur, als ich ihr das erklärte, aber als die Nachricht über das Schiff kam, erschrak sie doch. Dann trieb sie Ingrid und die Thrall an, die Kinder hereinzubringen, die sie um sich scharte wie eine Henne ihre Küken.
    Ich ließ sie eine Weile gewähren, obwohl ich wusste, dass wir nicht bedroht waren. Das Segel war groß und deutlich mit Jarl Brands Zeichen versehen, und wenn ihm nicht jemand die Schwarzadler samt Mannschaft geraubt hatte– was so unwahrscheinlich war wie ein geflügelter Fisch–, dann war er es selbst, der da den Fjord heraufkam. Dabei protzte er ziemlich; das Segel war aufgetucht, und die Riemen bogen sich, während seine Mannschaft die Schwarzadler durchs Wasser jagte. Dann hörten wir, während wir am Ufer standen, wie auf einen Befehl alle Riemen angehoben und eingezogen wurden, bis nur noch ein Viertel ihrer Länge herausragte.
    Dazu sprang eine Gestalt auf dem Schiff umher, tanzte zwischen Bug und Heck auf und ab, und wir alle jubelten, denn wir wussten, es war vermutlich sein Mann am Bug,

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