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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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aus ihren Gräbern auferstehen und alle würden gerichtet werden.
    Krähenbeins Laune hob sich nicht gerade bei diesem Gedanken, denn er kannte die Launen der Götter nur zu gut. Sein ganzes Leben war ein Balanceakt auf Messers Schneide, bei dem der Flügelschlag eines Vogels ihn entweder ins Verderben stürzen oder auf den Thron heben konnte, auf den er Anspruch hatte. Und seit Prinz Wladimir von Kiew sich von ihm abgewandt hatte, schienen die Aussichten eher auf Verderben als auf Thron zu stehen.
    » Du hättest seinen Bruder eben nicht mit der Axt umbringen sollen«, knurrte Finn Rosskopf, als er zusammen mit Jarl Orm bei ihm angekommen war und Krähenbein über seine düsteren Vorahnungen sprach.
    Krähenbein starrte den Mann an, der eisengrau und faltig war wie ein Walrossbulle, am liebsten hätte er ihm mit seinem finsteren Gesicht ein Mal auf die Stirn gebrannt. Stattdessen hatte Finn seinem Blick leicht amüsiert standgehalten, bis Krähenbein die Augen niederschlug. Schließlich war dies Finn Rosskopf, der sich vor nichts fürchtete.
    » Jaropolk musste sterben«, murmelte Krähenbein. » Wie können denn zwei Prinzen ein Land regieren? Bei Odins Knochen– hatten wir nicht gerade mit dem Mann um die Entscheidung gekämpft, wer in Kiew und über die Gebiete darum herrschen sollte? Wladimirs Arsch hätte nicht lange auf dem Thron gesessen, wenn sein Bruder Jaropolk am Leben geblieben wäre.«
    Er wusste auch, dass Wladimir den Sachverhalt realistisch sah, trotz all seiner Drohungen und dem hochmütigen Gehabe bezüglich der Ehre von Prinzen und ihrer Waffenruhe– ach, bei Odins Arsch, und das von einem Mann, der sich gerade eine Frau beschafft hatte, indem er die Festung ihres Vaters gestürmt und sie gewaltsam mitgenommen hatte. Jaropolk, der Bruder und Rivale, musste einfach sterben, sonst wäre er eine ewige Bedrohung gewesen, egal ob eingebildet oder tatsächlich, und eines Tages hätte er es nochmals versucht.
    Doch das alles half nicht, Wladimir zu besänftigen, der sich von seinem Freund abgewandt hatte.
    » Stimmt schon, sie hatten gekämpft«, erwiderte Orm und trat aus dem Schatten hervor. » Aber am Ende war es zu einer Verständigung unter Brüdern und zur Waffenruhe gekommen– und ausgerechnet da musst du Jaropolk mit der Axt vor den Kopf hauen.«
    Aber das war doch alles nur Schau, dachte Krähenbein. In Wirklichkeit war Wladimir doch froh, dass sein Bruder tot war, und wenn Krähenbein das Problem nicht gelöst hätte, dann hätte er wahrscheinlich selbst eine Möglichkeit gefunden, um Jaropolk aus dem Weg zu räumen.
    Der eigentliche Grund für Wladimirs Zorn war, dass Krähenbein jetzt ebenso oft bejubelt wurde wie Wladimir– und dieser Zustand konnte nicht länger hingenommen werden. Es war nichts weiter als der nächste Zug auf einem Schachbrett.
    Krähenbein ließ seinen finsteren Blick zum Bärentöter wandern. Er war inzwischen eine Legende, dieser Jarl der Eingeschworenen, und Krähenbein war einer von ihnen, und damit war Orm sein Jarl, und er gab sich alle Mühe, sich nicht zu sehr darüber zu ärgern. Er stand hoch in Orms Schuld, nicht zuletzt wegen seiner Befreiung aus der Sklaverei.
    Das war nun acht Jahre her. Der Junge, den Orm gerettet hatte, war jetzt ein hochgewachsener, schlanker Jüngling an der Schwelle seiner besten Jahre. Er hatte breite Schultern, lange flachsblonde Zöpfe, schwer von eingeflochtenen Münzen und Silberringen, und zumindest den Anfang eines ernst zu nehmenden Bartes. Doch die verschiedenfarbigen Augen– das eine eisblau, das andere braun wie eine Haselnuss– waren ärgerlich und seine Lippen aufgeworfen wie früher, als er noch ein Kind war.
    » Wladimir könnte mit diesem Bruder, wenn er noch lebte, genauso wenig regieren, wie ich Silber furzen kann«, sagte Krähenbein, und sein Schmollmund verschwand ebenso schnell wie er gekommen war. » Wenn er erst mal Zeit hat, darüber nachzudenken, wird er mir danken.«
    » O ja, natürlich dankt er dir«, entgegnete Finn, » nur mit dem Verzeihen hat er Schwierigkeiten.«
    Krähenbein ignorierte den gut gelaunten Finn, der offenbar Spaß an diesem Streit unter Prinzen hatte. Stattdessen betrachtete er Orm. Er sah die tiefen Linien um den Mund, die auch der sauber gestutzte Bart nicht verbergen konnte, genau wie die Zöpfe über der Stirn weder Fältchen in den Augenwinkeln noch die Narbe versteckten, die sich quer über die Stirn zog, unter der die kühlen Augen bald grün, bald blau aussahen. Die Nase

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