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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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junges Lammfleisch zu würzen sei; Brand warf seinem Sohn ab und zu einen Blick zu, um sich davon zu überzeugen, dass er sich nicht zu sehr fürchtete. » Offenbar ist es nicht so wie bei uns in Konstantinopel, wo es eine verkappte Art der Geiselnahme ist.«
    Er sah mich mit seinen Olivenaugen und seinem allzu bereitwilligen Lächeln an, und ich bemühte mich, ihm zu erklären, was ein Fostri war.
    » Jarl Brand erweist mir damit eine Ehre«, sagte ich. » Es ist keine einfache Sache, ein Kind zum Manne zu erziehen, und gewöhnlich passiert es auch nicht außerhalb der Ätt.«
    » Der– Ätt?«
    » Der Sippe, der Familie. Des Hauses«, sagte ich auf Griechisch, und er nickte und brach Brotstücke ab; seine langen Finger waren von Tinte braunschwarz gefärbt.
    » Also hat er dich in seine Sippe aufgenommen«, schloss Leo und verzog das Gesicht, weil er auf einen Steinsplitter im Brot gebissen hatte. » Aber vermutlich nicht als Gleichrangiger.«
    Das war natürlich richtig– wenn man ein Ziehkind annahm, gab man gleichzeitig zu, dass dessen Vater einen höheren Rang hatte als man selbst. Doch das machte mir weniger zu schaffen als die Tatsache, dass Leo, der ahnungslose Mönch aus der Großen Stadt und kaum zwanzig Jahre alt, das durchschaut hatte. Selbst in diesem Alter arbeiteten seine Gedanken wie die ineinandergreifenden Zahnräder, die ich in Serkland gesehen hatte, wo sie Mühlen und Wasserräder antreiben.
    Er aß auch Pferdefleisch, dessen fettige Brocken er elegant mit einer kleinen zweizinkigen Gabel aufspießte. Das überraschte mich, denn die Christus-Anhänger betrachteten das Essen von Pferdefleisch als heidnisches Ritual und lehnten es im Allgemeinen ab. Er merkte, dass ich ihn beim Essen beobachtete, und erriet meine Gedanken. Kauend zuckte er die Schultern und lächelte.
    » Dafür werde ich später Buße tun, aber als Diplomat lernt man sehr schnell, dass man niemanden beleidigen darf.«
    » Oder du wirst dafür büßen müssen, dass du als Christenpriester ins Land Odins gekommen bist«, unterbrach ihn Jarl Brand so zartfühlend wie ein Schmiedehammer. » Hier bist du auf Hestreng, der Heimat der Eingeschworenen, Odins Auserwählten. Christus-Anhänger finden hier keinen Nährboden für ihre Lehren, stimmt’s, Orm?« Er sah mich erwartungsvoll an. » Knochen, Blut und Stahl«, fügte er hinzu, als ich nicht gleich antwortete. Diese Worte stammten von unserem Odin-Schwur, der das, was von meinen Varjazi, meinen Waffenbrüdern , noch übrig war, zusammenhielt. Leo zog die Brauen hoch, und seine Augen wurden groß und rund, er schien bestürzt.
    » Ich dachte nicht, dass ich in derartig großer Gefahr bin. Werde ich dann auch an einen Baum genagelt?«
    Ich dachte gründlich nach. Die kahlköpfigen Christenpriester konnten auf Hestreng kommen und gehen, wie sie wollten, und sagen, was sie wollten, vorausgesetzt, sie störten den Frieden nicht. Doch manchmal waren es die Leute leid, sich das ewige Predigen anzuhören, und verjagten sie mit Faustschlägen. Ich hatte gehört, dass die mit Fellen bekleideten Trolle des Going-Volks im Süden sich tatsächlich ab und zu einen dieser lästigen Männer schnappten und ihn auf althergebrachte Weise opferten, indem sie ihn Odin zu Ehren an einen Baum nagelten. Das wusste Leo auch, also konnte er nicht frisch aus dem Kloster kommen.
    » Ich habe solche Geschichten von Reisenden gehört«, sagte er, als er merkte, wie ich ihn beobachtete. Er log, mit weit aufgerissenen Unschuldsaugen in seinem Mondgesicht. » Natürlich handelte es sich bei diesen unglücklichen Mönchen um Franken und Sachsen, denen es– auch wenn sie bis auf einige Abweichungen ebenfalls Brüder in Christus sind– doch sehr an Diplomatie mangelt.«
    » Und an Waffenkunst«, fügte ich hinzu, und wir starrten uns einen Moment an wie brünstige Elche. Schließlich war ich mir sicher, dass in den Gewändern dieses merkwürdigen Mönchs genauso viel Stahl steckte wie in seinem Rückgrat. Er war mir zutiefst unsympathisch, und ich traute ihm kein bisschen.
    Jetzt, wo ich wusste, was es mit der Sache auf sich hatte, blieb mir nichts weiter übrig, als zu nicken und zu lächeln, während Cormac, Aoifes Sohn, unsere Trinkhörner füllte. Bei seinem Anblick runzelte Jarl Brand die Stirn, wie er es immer tat, wenn er den Jungen sah, denn er war ebenso fahl wie der Jarl selbst. Weiß bis in die Augenwimpern, mit Augen von blassestem Blau, und es war nicht schwer zu erraten, welchem Baum dieser Zweig

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