Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
Vom Netzwerk:
Verletzung, die wie Feuer schmerzte. Einige hatten gesehen, wie ich umgeknickt war, aber ich hatte humpelnd weitergekämpft, bis Bjaelfi mich festhielt und sich darum kümmerte.
    Ich hatte einen Schnitt auf der Wange, meine Rippen schmerzten von einem Schlag, an den ich mich nicht einmal erinnerte, und meine Nase tat weh und blutete wieder, sodass Finn, der unverletzt geblieben war, grinsend den Kopf schüttelte.
    » Dein Riechkolben wird nicht mehr lange halten, wenn das so weitergeht«, sagte er, und Ospak, der gerade mit einem Arm voller Holzstöcke vorbeikam, die er mit Pfeil- und Speerspitzen präparieren wollte, blieb stehen und hielt den Kopf so schief, dass er fast auf seiner Schulter lag.
    » Jedes Mal, wenn ich dich ansehe«, sagte er, » muss ich mich weiter nach Steuerbord drehen, damit deine Nase wieder gerade im Gesicht sitzt.«
    Er gab ein schrilles, hohes Lachen von sich. Sie lachten alle– alle, die noch übrig waren, ihre Haare starr vor Dreck, die Kettenhemden rostrot und die Waffen blutig. Sie bewegten sich, als seien ihre Beine aus Holz– aber sie bewegten sich noch und bereiteten sich auf den nächsten Angriff vor.
    Finnlaith war tot, Yan Alf war tot. Thorbrand war tot. Hjalti Svalr hatte die roten Pocken, dazu hatte er den größten Teil seiner rechten Hand verloren und fantasierte von zu Hause. Andere waren schon aufgestapelt wie Brennholz, ihre Waffen in den kalten Händen festgebunden. Und die, die noch übrig waren, trauerten mit wildem Gelächter, wie Wölfe.
    Ich konnte nicht mehr lachen. Als der Abend dämmerte und Feuer angezündet wurden, kam Bjaelfi mit schmerzverzerrtem Gesicht zu mir. Er trug ein schlaffes, kleines Bündel, das er mir wie eine Opfergabe zu Füßen legte. Es war so klein, dieses Bündel, und doch traf es uns alle wie ein umstürzender Baum. Die Männer stöhnten und ließen die Köpfe hängen, und auf ihren verdreckten Gesichtern zeigten sich helle Tränenspuren.
    Koll. Er war warm eingewickelt, und sein Gesicht war so geschwollen, dass sein eigener Vater ihn nicht erkannt hätte, außer an seinem schneeweißen Haar. Eine kleine Hand lag unter der warmen Decke auf seiner Brust, die andere hing schlaff herunter, und die blauen Adern standen so weit heraus, dass man nur schwer glauben konnte, dass kein Blut mehr in ihnen pulsierte. Die Hand war blass und mit weißen Pusteln übersät.
    Bjaelfi sah mich an; er wartete darauf, den kleinen Körper zum Scheiterhaufen zu tragen. Die Männer machten Hammerzeichen der Trauer, aber nicht nur, weil Koll tot war. Seinetwegen hatten wir uns bis hierher durchgeschlagen, um ihn hatten wir gekämpft und hatten unsere Rudergefährten sterben sehen– und plötzlich war alles umsonst.
    Ich band seine Hände um das Schwert seines Vaters und übergab ihn dem Feuer Odins. Es war wie der Tod der Hoffnung selbst, als die kleine, eingehüllte Leiche in Rauch und Flammen aufging.
    In dieser Nacht kam Schwarzauge zu mir, leise wie ein Sommerwind, doch als ich sie an mich ziehen wollte, war ihr Körper schlaff und schweißnass und glühte im Fieber. Auf meine unausgesprochene Frage schlüpfte sie aus ihrem weiten, hemdartigen Kleid und hob die Arme, und selbst im Dunkeln sah ich auf ihren Oberschenkeln und unter den Armen die roten Pusteln, es bestand kein Zweifel, und sie waren fast so groß wie ihre zarten Brustwarzen.
    Sie fröstelte und schwitzte gleichzeitig.
    » Morgen früh«, sagte sie, » gehe ich zu ihnen.«
    Ich stritt mit ihr. Ich fluchte. Ich tobte. Ich stammelte. Schließlich küsste sie mich mit ihren heißen, aufgesprungenen Lippen, um mich zum Schweigen zu bringen.
    » Dies ist mein Wyrd«, sagte sie, und ich roch ihren kranken Atem an meiner Wange. » So ist es am besten. Ich bin es doch, die sie eigentlich wollen– jetzt sollen sie mich haben, denn damit besiegeln sie ihr eigenes Schicksal. Das war es, was die Trommel des Finnen besagte.«
    Dann sah ich es, ihre Augen glühten, aber mir war innerlich kalt. Es war ihr Wyrd– mit einem Schlag würde sie uns und ihr Volk retten und gleichzeitig die tödliche Krankheit in Czcibors Heer verbreiten.
    » Ich muss es gleich morgen früh tun«, sagte sie, » ehe ich zu schwach bin und sie nicht mehr täuschen kann.«
    Endlich nickte ich, immer noch verzweifelt über den Verlust. Aber in ihren großen, feuchten Seehundaugen zeigte sich schon der bläuliche Schleier der Krankheit. Fast die ganze Nacht hielt ich sie in den Armen und ließ sie nur lange genug los, um ein fleckiges

Weitere Kostenlose Bücher