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Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Titel: Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Von einer Sekunde zur anderen kann sich die Welt
verändern.
    Jorge de Silva erlebte das am eigenen Leib, und er sollte keine
Gelegenheit mehr haben, darüber mit jemand Außenstehendem
zu sprechen.
    Über die Sierra pfiff der Wind. Hier oben merkte man schon
den nahenden Herbst. Die Luft war kühl, die Touristen, die es
hin und wieder wagten, einen Abstecher in die abgelegenen
Bergstädtchen zu machen, blieben aus. Aber über sie konnte
de Silva sich wahrhaftig nicht beschweren. Die Stelle, wo sein Haus
lag, war bis auf den heutigen Tag nicht mal vom neugierigsten
Touristen gefunden worden.
    Das einsame alte spanische Haus stand auf einem Felsplateau. Von
hier oben hatte man eine vortreffliche Sicht über die karge
Landschaft. Der nächste Ort, Finjas, lag fünf Kilometer
entfernt und dann kam lange Zeit erst mal nichts, außer den
Obst- und Gemüsegärten und den Weinfeldern.
    Eine steile, kurvenreiche Straße führte den Berg
herauf.
    De Silva stand am Rande des Plateaus und blickte in die
Dunkelheit. Von hier aus konnte er einen Teil der Straße
kontrollieren, aber um diese Zeit war auch das nicht mehr
möglich. Es war schon zu finster.
    De Silva, der durch den Verkauf von Kampfstieren zu ansehnlichem
Wohlstand gekommen war, kaute nervös auf seiner Unterlippe. Er
erwartete seine Tochter, die versprochen hatte, noch vor Einbruch der
Dunkelheit hier einzutreffen. Das war nicht geschehen. Die
Möglichkeit, daß Carmen unterwegs irgendwo
steckengeblieben oder in einen Stau auf der Küstenstraße
geraten war, bestand, und er sorgte sich noch nicht um sie. Aber er
wußte, daß seine Frau Maria mit jeder vergehenden Minute
unruhiger wurde. Seit sie erkrankt war, nahm sie alles doppelt
schwer, und es würde einige Mühe bereiten, sie zu
beruhigen.
    Seufzend wandte er sich ab und ging über den breiten
Plattenweg zum Haus zurück. Das gläserne Portal zum
Wohnzimmer stand weit offen. Im Kamin brannten ein paar Scheite.
    Maria hantierte in der Küche. Teller und Bestecke
klapperten.
    Jorge de Silva zog das Glasportal zu. Das leise schleifende
Geräusch der Terrassentür ließ sie aufmerksam
werden.
    »Schon etwas zu sehen, Jorge?« fragte Maria de Silva von
der Küche her. Ihre Gestalt erschien im hellerleuchteten
Türviereck. Sie war eine schöne, attraktive Frau, der auch
die schwere Operation und die sich anschließenden
Tiefenbestrahlungen nichts hatten anhaben können.
    Tiefschwarzes Haar rahmte ein schmales, helles Gesicht mit
Samthaut.
    Erholungskuren und ausreichend Hilfe im Haus hatten zur Gesundung
beigetragen. Maria de Silva brauchte sich um nichts zu
kümmern.
    Nur heute war es anders. Das Personal hatte Ausgang. Wenn Carmen
kam, wollte Maria de Silva stets das Gefühl haben, mit ihrer
Familie allein zu sein. Sie kümmerte sich dann auch um das
Essen. Darin war sie eigen.
    »Nein, noch nicht, Querida«, nannte er sie mit ihrem
Kosenamen.
    »O Jorge…«
    »Kein Grund zur Besorgnis«, fiel er ihr sofort ins Wort.
»Du weißt selbst, was sie heute mittag noch am Telefon
gesagt hat. Etwas mit ihrem Wagen sei nicht ganz in Ordnung, und es
könne ohne weiteres der Fall sein, daß sie doch erst noch
eine Reparaturwerkstatt aufsuchen müsse.«
    »Dann hätte sie doch von dort aus anrufen
können.«
    »Vielleicht hatte sie keine Gelegenheit dazu. Es gibt noch
viele andere Gründe, weshalb sie sich verspätet.«
    »Eben, das ist es, und darum mache ich mir Sorgen.«
    »Gründe, die ganz belangloser Natur sein können,
Querida. Mach’ dir keine Sorgen!« Er ging auf sie zu, legte
seinen Arm zärtlich um ihre Schultern und zog sie an sich. Der
geringste Anlaß genügte, um bei ihr eine Panik zu
erzeugen.
    »Vielleicht ist sie unterwegs liegengeblieben, Jorge. Sie hat
möglicherweise geglaubt, es noch zu schaffen, und nun hat keine
Werkstätte mehr auf, und Carmen muß zu Fuß gehen.
Der Gedanke daran macht mich krank.«
    »Ich werde ihr entgegenfahren«, reagierte er sofort.
»Wenn es dich beruhigt.«
    »Ja, es würde mich beruhigen.«
    Er hauchte einen Kuß auf ihre Stirn. »Ich bin gleich
wieder zurück.«
    De Silva ging hinaus an die Flurgarderobe. Er nahm eine
hellgefärbte Ziegenlederjacke vom Haken, schlüpfte hinein
und griff nach der Türklinke.
    Im gleichen Augenblick geschah es…
    Wie ein elektrischer Strom lief es durch die Klinke, durch die
Tür. Das Zittern ergriff selbst von den Wänden Besitz, von
Decke und Boden.
    »Jorge! Was ist das!« Maria de Silvas Stimme
überschlug sich.
    Ängstlich eilte sie auf

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