Rache zum Dessert (German Edition)
was ihnen noch reichlich Gelegenheit gab, ihr Werk zu vollenden und wieder zu verschwinden. Noch einmal ließen sie die Flasche rumgehen.
„Schade, dass ich sein Gesicht nicht sehen kann, wenn er aufwacht.“ Ein boshaftes Lächeln umspielte Karls Lippen. Er konnte sich Lees entgleiste Gesichtszüge regelrecht vorstellen, wenn er um sechs seinen morgendlichen Kontrollgang durch den Garten startete.
„Ich freu mich schon auf das Bild in der nächsten Ausgabe Mein schöner Garten “, kicherte Luisa. Mittlerweile machte ihr es sichtlich Spaß, bei diesem Racheplan mitzuwirken. „Trotzdem sollten wir aber nun zum Ende kommen und verschwinden.“
„Okay“, flüsterte Karl. „Gleiche Reihenfolge. Du die Arme, du die Beine und ich wie gehabt den Kopf.“
Damit machte er sich mit einigen Verbandsrollen wieder an die Arbeit. Sorgfältig legte er den geschunden Köpfen einen Wickel aus weißem Mull an, während Luisa Tücher zu Armschlingen band und diese um die Nacken aller armgestutzten Kreaturen legte.
Leise schlich Theresa auf Zehenspitzen im Garten umher. Vor dem Häcksler fand sie, was sie suchte. Einige Äste um den Beinlosen, eine hübsche Gehhilfe in die Tatzen drücken zu können.
Zwanzig Minuten später stand sie da, die Buchsbaumbärchenbande, und wirkte wie eine Truppe Veteranen. Heimkehrer aus einem sinnlosen Krieg. Chancenlos waren sie dem Gemetzel der Heckenscheren zum Opfer gefallen.
„Eine hervorragende Arbeit meine Lieben“, dankbar drückte Karl seine Freundinnen an sich, als plötzlich ein Flutlicht den Garten erhellte.
„Scheiße“ entfuhr es Karl. Blitzschnell zog er seine Gehilfinnen hinter die Hecke.
„Wieso, … weshalb, … wir waren doch gar nicht so laut.“ Ängstlich machte sich Luisa so klein wie möglich. „Ich hab es doch gewusst, wir hätten unseren Plan überdenken sollen.“
Karl hielt ihr die Hand auf den Mund, um sie zum Schweigen zu bringen.
„Ich sehe Euch ihr Bastarde“, schrie Lee blind in seinen Garten hinein.
„Kann er uns wirklich sehen?“, nuschelte Luisa hinter Karls Hand.
„Natürlich nicht“, legte Theresa beruhigend den Arm um sie. „Und jetzt sei bitte leise.“
Gleich danach hörten sie Lees hysterisches Geheule, als er seiner Hecke gewahr wurde. Völlig aufgebracht rannte er von einem Invaliden zum nächsten und starrte sie entgeistert an. Wie ein Kind stampfte er mit dem Fuß auf und ließ seiner Verzweiflung erneut freien Lauf. Er zerrte und zog an seiner Hecke in dem verzweifelten Versuch, ihren ursprünglichen Zustand irgendwie wieder herzustellen.
„Scheiße, was machen wir den jetzt?“ Selbst Theresa wurde nun blass. „Er wird die Polizei rufen.“
„Ich hab keine Ahnung“, sagte Karl, doch dann fing er plötzlich an, zu lachen.
„Spinnst du?“, fragte Luisa und sah ihn erschrocken an.
„Dass er ausflippen wird, wusste ich ja, aber dass er so abdreht, übertrifft all meine Erwartungen“, seiner Stimme hörte man den Alkoholkonsum deutlich an. Entschlossen stand er auf und begrüßte Lee.
Fassungslos starrte der auf Karl. „Du? Wie konntest du mir das antun?“, rief er entsetzt heraus.
„Wie konntest Du mir das antun?, fragte Karl zurück und zeigte in das Schlafzimmer. Dort stand ein völlig verwirrter Mann an der Terrassentür und blickte auf eine ihm völlig unverständliche Szenerie.
„Du mieser kleiner Gewalttäter, das ist Sachbeschädigung. Das wirst du mir büßen“, schäumte es aus Lee heraus.
„Du mieser kleiner Betrüger.“ Karls Stimme überschlug sich fast. „Ich erklärte hiermit die Verlobung für gelöst“, schrie er heraus, zog sich seinen Ring vom Finger und warf ihn in die neu gestaltete Hecke.
Wie eine Furie ging Lee auf Karl los. Das Chaos war perfekt. Sollte in den benachbarten Häusern noch irgendwer geschlafen haben, so war das jetzt vorbei. Das Getöse und Geschrei war mit Sicherheit noch im nächsten Ort zu hören. Verzweifelt versuchte Karl sich Lee vom Hals zu halten. In bester Raubtiermanier hielt er jedoch Karl umklammert und versuchte ihn auf den Boden drücken.
Theresa und Luisa blieb nichts anderes übrig als einzuschreiten. Auch Lees nächtliche Bekanntschaft verwand all seine Kräfte, um die zwei Streithähne zu trennen.
Aus der Ferne hörte man Sirenen, die immer näher kamen.
Weitere Kostenlose Bücher