Rache zum Dessert (German Edition)
wird. Für ihn war das wohl nur eine einmalige Sache.“
„Das glaub ich nicht“, warf Karl vehement ein. „So wie er dich den ganzen Abend angesehen hat“.
„Ich muss Karl beipflichten.“ Luisa sah sie mit einem verschmitzten Grinsen an. „Aus zuverlässiger Quelle weiß ich nämlich, dass es Michael ziemlich imponiert hat, dass du den Plan durchkreuzt hast.“
„Hat es?“ Freudig machte Theresas Herz einen Satz.
Gemeinsam erklommen sie mit einer Leiter, die Lee immer so sorgfältig ans Haus gelehnt hatte, das Flachdach seines Bungalows. Auf Zehenspitzen schlichen sie vorwärts, sorgsam darauf bedacht, sich mit keinem verdächtigen Geräusch zu verraten, was angesichts des Alkoholkonsums gar nicht einfach war. Langsam ließ Karl auf der anderen Seite des Hauses, die Leiter in den Garten gleiten und stieg dann in Lees Heiligstes hinunter.
Nervös und mit klammen Fingern, begann danach Luisa den Abstieg. Sprosse für Sprosse bemühte sie sich, möglichst geräuschlos hinabzuklettern, als ihr völlig unerwartet ein Krampf in ihre Hand schoss. „Aua“, schrie sie los, was ihr ein sofortiges „schscht …“ von Karl einbrachte. Wie angewurzelt blieb sie stehen und lauschte auf die Umgebung.
„Verdammt noch mal Luisa“, flüsterte er schimpfend. „Du als Promispion solltest aber schon wissen, wie man sich geräuschlos anschleicht.“
Das Haus blieb dunkel. Niemand war aufgewacht, aber die so entstandene kurze Pause, löste den Krampf. Endlich hatte Luisa es geschafft und gewandt kletterte Theresa hinterher. Nun standen sie da, in dem Garten, in dem sie Karls Rachepläne umsetzen wollten.
Sie kannten dieses Bild bereits von einem Magazinfoto, das Karl ihnen gezeigt hatte, aber im Dunkel der Nacht wirkte es alles andere als idyllisch.
„Oh Gott, wie gruselig“, flüsterte Luisa ängstlich.
Sie standen vor einer mannshohen Buchsbaumhecke, die in reih und Glied zu so etwas wie Plüschbären zurechtgestutzt waren. Wie eine Arme flankierten sie das gesamte hintere Grundstück. Aus leeren Plastikaugen starrten sie vor sich hin. Lee hatte sich als Gartendesigner, wie er sich selbst nannte, einen Namen gemacht und seine Buchsbaumbärchenbande war sein ganzer Stolz.
Tatsächlich war er für seine grüne Truppe schon mit dem europäischen Gartenpreis ausgezeichnet worden, und immer wieder fand diese friedliche Streitmacht den Weg in diverse Gartenmagazine.
„Gib mir mal den Ramazotti“, stieß Luisa aus, „ich muss mir unbedingt noch etwas Mut antrinken.“
Karl öffnete seinen Rucksack und überließ ihr die Flasche, nachdem er sich zuerst einen Schluck daraus gegönnt hatte. „Ich fand diese blöde Buchsbaumbärchenbande schon immer höllisch“, murmelte er. „Wenn einen diese Augen nachts durch das Schlafzimmerfenster beobachten, ist es, als wärst du mitten in einem Gruselfilm. Und hier wollte ich herziehen.“
Immer noch benommen über diesen Anblick nickten Luisa und Theresa flüsterte: „Zeig mir deinen Garten und ich sage dir, was für ein Spinner du bist.“
„Jetzt aber los, wir haben nicht ewig Zeit“, spornte Karl an, während er schon damit begann, einem der armen grünen Geschöpfe die Ohren zu stutzen. Nach einem weiteren tiefen Zug aus der Flasche erwachte auch Luisa aus ihrer Erstarrung. Sie hatte Karl zu diesem unwirklichen Ort begleitet, jetzt wollte sie ihm auch bei seinem Werk helfen.
Schnell zog Theresa aus dem mitgebrachten Rucksack zwei weitere Heckenscheren und reichte eine, mit einem aufmunternden Lächeln, an ihre Freundin weiter. Akribisch begannen sie mit der Gartengestaltung nach Karls Anweisungen. Jeder hatte seine Aufgabe.
Während Karl noch mit den Ohren beschäftigt war, amputierte Luisa einigen dieser hübsch gezüchteten Tierchen den rechten Schenkel auf Stummellänge. Theresa tat es ihr gleich, nur mühte sie sich bei der Amputation mit den linken Armen ab. Karl, der Ästhet hatte darauf bestanden, auf jeden Fall symmetrisch zu arbeiten. So arbeiteten sie sich kontinuierlich und in geordneter Regelmäßigkeit durch die Reihe.
Völlig durchgeschwitzt aber begeistert betrachteten sie nach einiger Zeit ihr Werk. Eine weitere kleine Trinkpause hatten sie sich verdient und gemeinsam setzten sie sich hinter einem Busch und tranken kichernd auf das Wohl der Bären. Bis Lee aufstehen würde, hätten sie noch gut zwei Stunden,
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