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Racheblut

Racheblut

Titel: Racheblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kernick
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aber er bewegte sich nicht. Die Tür war abgeschlossen und weit und breit kein Schlüssel zu sehen.
    »Was hast du denn, meine Liebe? Wo willst du denn plötzlich hin? Ich habe deinen Tee fertig.«
    Viel zu schnell fuhr Ash herum, wie ein unartiges Schulmädchen, das bei einer Missetat ertappt wurde und nun versuchte, möglichst unschuldig dreinzuschauen.
    »Ich wollte nur frische Luft schnappen. Mir geht es nicht gut.«
    »Entschuldige, aber ich halte die Tür immer gut verschlossen.«
    Tust du nicht, du Hexe, ich habe gesehen, wie du vor zehn Minuten einfach herausgekommen bist.
    »Warum setzt du dich nicht und trinkst ein schönes Tässchen Tee?« Dora lächelte und hielt ihr einen dampfenden Becher hin. »Die Polizei wird gleich da sein.«
    »Könnte ich vorher kurz nach draußen gehen?«
    »Natürlich kannst du, meine Liebe. Niemand hindert dich daran. Geh durch die Küchentür. Und nimm deinen Tee mit.«
    Lächelnd trat Dora beiseite.
    Ash spürte, wie das Adrenalin in ihre Adern schoss, und trotzdem erschien ihr die Situation so vollkommen surreal, dass sie sich sorgte, unhöflich zu wirken.
    »Danke«, sagte sie. »Nur mal schnell frische Luft schnappen.«
    »Aber sicher, meine Liebe, du musst ja Schlimmes durchgemacht haben.«
    Dora hielt ihr den Becher hin, Ash nahm ihn und setzte ihn unwillkürlich an die Lippen.
    Die Frau musterte sie sorgfältig. Sie hatte unglaublich blaue Augen, die so warm leuchteten, als wollten sie Ash buchstäblich in sich aufnehmen.
    »Trink, meine Liebe, trink.«
    Ash fühlte sich schwindlig und erschöpft. Sie wollte den Tee schlürfen, spüren, wie seine Wärme sie durchflutete. Sich hinsetzen und all die schrecklichen Dinge vergessen.
    Doch dann blitzte in Doras Augen etwas auf – etwas Kaltes, höhnisch Triumphierendes –, und der Bann war gebrochen.
    »Gleich«, sagte Ash und wandte sich um, um den Becher abzustellen. Alle ihre Antennen waren auf Flucht ausgerichtet.
    Mit bemerkenswerter Geschwindigkeit schoss Doras Hand nach vorn und schlug ihr von unten den Becher aus der Hand, dessen kochend heißer Inhalt sich über Ashs Gesicht und Oberkörper ergoss.
    Ash schrie vor Schmerz und Schreck laut auf und hüpfte zurück, doch Dora packte ihr Handgelenk, riss sie herum und nahm sie in den Schwitzkasten. Erbarmungslos drückte sie zu, und Ash bekam keine Luft mehr.
    Der Griff war für eine Frau ihres Alters ungewöhnlich kräftig, und Ash begann schon Sternchen zu sehen, als sie sich noch einmal sammelte und sich herauswinden wollte, indem sie ihrer Peinigerin den Ellbogen in die Rippen rammte. Doch vergeblich, Dora deckte sich gut ab, und nun verließen Ash ihre Kräfte, und ihr ganzer Körper fühlte sich an, als stünde er in Flammen.
    »Du kleine Nutte«, zischte ihr Dora ins Ohr. »Du hast meinen Jüngsten ermordet. Dafür wirst du zahlen, bis du um dein Leben winselst.«
    Ash versuchte sie anzuschreien, wollte wissen, warum, was sie denn getan habe, um all das zu verdienen, sie wollte doch nur heim zu ihrer Familie. Aber sie brachte nichts weiter heraus als ein kratziges Gurgeln. Blaue Lichter tanzten vor ihren Augen. Sie war nahe dran, das Bewusstsein zu verlieren. Sie würde es nicht schaffen.
    Sie musste. Ihr blieb keine Wahl.
    Eine Ash Murray gab sich nicht geschlagen.
    Mit einer fast übermenschlichen Energieleistung hob sie ihr Bein und rammte ihren Absatz auf Doras Zehen.
    Die Frau schrie auf, ihr Griff lockerte sich, und Ash gelang es, sich herauszuwinden. Sie wirbelte herum und schlug Dora mit der Faust mitten ins Gesicht, auch wenn ihr dabei durch den Kopf schoss, dass sie gerade eine ältere Dame attackierte.
    Dora taumelte zurück, bis sie auf das abgewetzte Sofa fiel. Schockiert starrte sie Ash an und strich mit einer Hand über ihre Wange, als könne sie nicht glauben, dass Ash tatsächlich gewagt hatte, eine alte Frau zu schlagen.
    »Du Schlampe!«, schrie sie, ihr Gesicht nun zu einer Maske puren Hasses verzerrt. »Das wirst du mir büßen!«
    Doch Ash war bereits aus dem Zimmer und lief durch die Küche zur Tür. Sie riss sie auf – die Wälder und die Freiheit waren nur noch ein paar Schritte entfernt …
    Doch da stand er. In der Tür. Ein riesiger Mann, ganz in Schwarz mit einer Skimaske über dem Kopf. Er sah genauso aus wie der Mann, der Nik getötet hatte, bis hinunter zum Messer, das er in der Hand hielt.
    »Oh Gott!«
    Ashs Kampfeswille versiegte, und in ihr machte sich eine düstere, bedrückende Resignation breit.
    Sie versuchte noch, sich

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