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Racheblut

Racheblut

Titel: Racheblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kernick
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sich ein Messer. Mädchen tötet ihren Mann und ihre Freunde. Mädchen schämt sich und erhängt sich. Natürlich ist es schwer zu erklären, warum so etwas passiert, aber andererseits …«
    Sie zuckte mit den Schultern und gab dem Stuhl einen Tritt, der ihn umwarf.
    »Wer kann solche merkwürdigen Dinge schon erklären.«

12
    »Eine ziemliche Schweinerei da drinnen«, sagte Detective Chief Inspector Duncan Jarrett von der Mordkommission Strathclyde und trat aus der Lodge. Froh, dem Gestank von Tod und Fäulnis entkommen zu sein, zog er die Tür hinter sich zu, ehe seine zahlreichen, am Tatort umherschwärmenden Kollegen merkten, dass ihm übel geworden war. Er atmete ein paarmal tief durch und genoss die frische Waldluft. Dann wandte er sich an Detective Sergeant Jimmy Gray, der dafür zuständig gewesen war, den Tatort abzusperren. »Die Leichen müssen dort seit Tagen gelegen haben.«
    »Mindestens fünf, sagt der Gerichtsmediziner«, erwiderte Gray und kratzte sich durch das Hemd hindurch den Bauch.
    »Und niemand hat sie als vermisst gemeldet?«
    Gray zuckte mit den Schultern. »Eines der Paare lebte in Singapur und verbrachte seinen Urlaub hier, da hatte noch keiner gemerkt, dass sie fehlten. Die anderen beiden waren aus London, und du weißt ja, wie es da unten zugeht. Keiner achtet auf den anderen. Erst die Schule, in der die Frau unterrichtet hat, hat dann mal Alarm geschlagen, nachdem sie drei Tage lang unentschuldigt gefehlt hatte.«
    »Und hat schon jemand eine Vorstellung, was passiert ist?«
    »Sieht aus, als hätten sie Streit bekommen, und die Frau, diese Ashleigh Murray, hat die anderen attackiert. Die Mordwaffe ist mit ihren Fingerabdrücken übersät.«
    Gray hörte auf, seinen Bauch zu kratzen, aber nun standen zwei seiner Hemdknöpfe offen und entblößten einen speckigen weißen Bauch. »Sie hatte jede Menge Alkohol im Blut, es sieht also so aus, als wäre sie plötzlich wieder nüchtern geworden, hat gemerkt, was sie angerichtet hat, und sich dann aus Reue oder Scham selbst gerichtet.«
    »Ist sie wegen irgendwelcher Geisteskrankheiten schon mal auffällig geworden?«
    Gray schüttelte den Kopf und zündete sich eine Zigarette an.
    »Nichts, wovon wir wüssten.«
    Das Ganze wirkte auf Jarrett nicht plausibel. Es war nicht nur die Tatsache, dass eine bis dahin unbescholtene Grundschullehrerin ihren Mann und zwei Freunde erstach. Es war auch die Tatsache, dass alle Leichen an verschiedenen Orten in der Lodge gefunden worden waren. Hatte sie wirklich die anderen mit einem Messer durchs Haus jagen und einen nach dem anderen niederstechen können? Und wenn ja, warum gab es dann kein Blut an den Wänden? Das waren gute Fragen, doch Jarrett wollte es auch nicht zu weit treiben. Dreißig Jahre Polizeidienst in Glasgow hatten ihn gelehrt, dass die am normalsten wirkenden Leute zu den abscheulichsten Taten fähig waren und dass die augenscheinliche Lösung eines Falles meist auch die richtige war.
    Er wandte sich an den riesenhaften Constable, der ein paar Meter entfernt stand. »Ich wette, in deinem Bezirk ist dir so was noch nicht untergekommen.«
    »Ich muss gestehen, nein, Sir«, erwiderte Police Constable Rory McLean. »Das macht mir richtig Angst. Meine Mutter lebt nur ein paar Kilometer von hier, und sie ist nicht mehr die Jüngste. Schon beunruhigend, dass so was vor ihrer Haustür passieren konnte.«
    »Lebt sonst noch jemand in der Gegend?«
    PC McLean schüttelte den Kopf. Er war wirklich ein Hüne. Jarrett dachte, er hätte einen guten Rugbyspieler abgegeben, nur dass ihn sein jungenhaftes, aufgedunsenes Gesicht weich erscheinen ließ. »Nein, Sir. Die ganze Gegend hier ist unbewohnt. Genau das lockt die Engländer ja an. Dass sie hier oben niemanden zu Gesicht bekommen.« Er sah zur Lodge hinüber. »Also, was meinen Sie, werden Sie noch nach jemand anderem suchen? Soll ich meiner Ma sagen, sie soll wachsam sein?«
    McLean wirkte aufrichtig beunruhigt, und Jarrett fand es sympathisch, wie er sich um seine Mutter sorgte.
    Der DCI seufzte und überlegte einen Moment. »Nein«, sagte er schließlich und dachte dabei an die hübsche junge Frau, die im Wohnzimmer vom Dachbalken gehangen hatte. Er fragte sich, was wohl in ihr vorgegangen sein mochte. »Ich schätze, wir werden keine weitere Fahndung einleiten.«
    McLean lächelte. »Sie glauben nicht, wie viel besser ich mich jetzt fühle.«

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