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Racheopfer

Racheopfer

Titel: Racheopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Cross
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arbeiten. Ackerman hatte an ihrem weißen Kittel den Namen »Dr. Kelly« gelesen.
    Ihr Blick hatte Ackerman verraten, dass sie ihn töten wollte. Das Feuer in ihren Augen war ihm nur zu bekannt: Es war der gleiche kalte Zorn, den er sah, wenn er in den Spiegel schaute. Hass war an die Stelle ihrer Unschuld getreten. Als er ihr in die Augen geschaut hatte, erwiderte ein weiblicher Killer seinen Blick.
    Er hatte nicht damit gerechnet, dass Jennifer so bald erscheinen würde, doch als er hörte, wie das Schloss sich öffnete, wusste er, dass nur sie es sein konnte. Wären die Wärter in den Sicherheitsbereich vor seiner Zelle gekommen, hätten sie ihm befohlen, sich mit dem Rücken an die Tür zu setzen und die Hände durch ein dafür vorgesehenes Loch zu stecken. Dann hätten sie seine Hände auf der anderen Seite der Tür gefesselt und die Fessel erst wieder gelöst, nachdem er in seiner Zelle transportfertig gemacht worden war.
    Dass die Tür sich ohne die vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen öffnete, konnte nur eines bedeuten: Jennifer war entweder stärker oder schwächer, als er angenommen hatte.
    Aber egal.
    So oder so, er war bereit für sie.

9
    Als Jennifer sich durch die Sicherheitstür schob, hielt sie den Atem an. Der Raum erschien ihr unnatürlich hell. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und das Blut rauschte in ihren Ohren.
    Mit schussbereitem Revolver näherte sie sich der Tür zu Ackermans Zelle. Ein Augenblick der Unsicherheit ließ sie ganz kurz zögern, dann verscheuchte sie ihn. Ihre Hand fand die stählerne Türklinke. Nein, es gab kein Zurück mehr. Einer von ihnen würde die Nacht nicht überleben.
    Sie riss die Tür auf und stieß den Arm mit der Waffe in die Zelle hinein. Ein rascher Blick in die Ecken und zur Toilette, wobei sie den Revolver ruckartig hin und her schwenkte. Alles in Ordnung.
    Sie blickte zum Bett. Der Mörder ihrer Familie schlief noch immer. Wie es aussah, hatte Ackerman sich unter der dicken Decke in Fötushaltung zusammengekrümmt. Beinahe kam es ihr merkwürdig vor, ihn in einer derart verletzlichen Position zu sehen. Ob er in seinen Träumen die Gesichter seiner Opfer sah? Würde auch sie bis zum Ende ihrer Tage von Ackermans Gesicht träumen? Aber das spielte keine Rolle. Er lebte seit Jahren in ihren Albträumen.
    Langsam und ganz leise drang Jennifer in die Dunkelheit der Zelle vor. Sie hatte mit der Waffe geübt, aber eine Meisterschützin war sie nicht, und eine zweite Chance würde sie nicht bekommen - nicht bei jemandem wie Ackerman. Wenn sie sichergehen wollte, musste sie aus nächster Nähe auf ihn feuern.
    Sie blieb gerade so weit vom Bett entfernt stehen, dass Ackerman nicht herausspringen und sie packen konnte.
    Dann hob sie die Waffe.
    Sie feuerte dreimal.
    Die Kugeln prallten laut von dem stählernen Bettgestell ab und schlugen in die Ziegelwand ein. Obwohl Jennifer noch nie auf einen Menschen geschossen hatte, klangen die Einschläge anders als erwartet, und ohne dass es ihr bewusst war, trat sie vor, um besser sehen zu können.
    Als sie begriff, dass die Gestalt auf dem Bett nur aus der Decke und den Kissen bestand, wurden ihr die Knie weich, und sie hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu stürzen.
    Sie fuhr herum, schwenkte die Waffe hektisch hin und her, fand in dem winzigen Raum aber kein Ziel. Doch von hier konnte niemand fliehen, Ackerman musste in der Zelle sein …
    Ehe Jennifer ihren Fehler begriff, spürte sie, wie eine Hand ihr Fußgelenk wie ein Schraubstock umschloss und ihr das Bein unter dem Körper wegriss. Sie ging zu Boden und knallte mit dem Kopf auf den Beton. Weiße Funken tanzten vor ihren Augen. Der Revolver flog ihr aus der Hand und schlitterte klappernd davon.
    Instinktiv streckte sie sich nach der Waffe, doch ein kräftiger Arm zerrte sie unter die Pritsche. Eine Hand packte ihre Kehle, drückte zu. Sie bekam keine Luft mehr, und der Atemreflex setzte ein. Tränen schossen ihr in die Augen. Ihr Hirn schrie nach Sauerstoff. Mit einem Mal fühlte sie sich nackt, ausgeliefert, verloren. Das Licht schrumpfte, entfernte sich.
    Der Killer lockerte seinen Griff, zog sie ganz nahe an sich heran und roch an ihrem Haar. »Ich habe Sie vermisst, Jennifer«, sagte Ackerman. »Sie haben keinen meiner Briefe beantwortet, Sie unartiges Mädchen.«
    Ihre Antwort war ein raues Wispern. »Ich hatte Ihnen nichts zu sagen.«
    »Na, na. Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Aber wie auch immer, vielen Dank, dass Sie mich hier rausholen.«
    »Sie

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