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Racheopfer

Racheopfer

Titel: Racheopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Cross
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musste jetzt nur noch seine Tochter kennenlernen. Er hatte sie einander nicht vorstellen wollen, ehe die Scheidung endgültig war. Doch solange an dieser Front keine Komplikationen auftraten, wollte er Jennifer innerhalb des nächsten halben Jahres einen Antrag machen - falls er so lange warten konnte. David erkannte etwas Gutes, wenn er es sah, und er würde alles tun, um Jennifer nicht zu verlieren.
    Regen nieselte gegen das Fenster. Die Tröpfchen zogen glänzende Spuren über das Glas. David beobachtete das Schauspiel einen Augenblick lang. Dann stand er auf, um in sein eigenes Büro zurückzukehren. Doch ehe er sich umdrehte, sah er auf Jennifers Schreibtisch einen zusammengefalteten Zettel mit seinem Namen darauf.
    Zuerst wollte er den Brief ignorieren, denn ihm fiel kein Grund ein, weshalb sie ihm eine Notiz hinterlassen sollte – jedenfalls kein Grund, der auf etwas Gutes hinauslief. Doch die Neugierde war stärker.
    Als David den Brief gelesen hatte, ließ er ihn achtlos fallen.
    Dann rannte er in Richtung des Eisernen Kreises.

13
    Jennifers Schrei gellte durch den Sicherheitskorridor. Der Schmerz schoss ihr von der Hand den Arm hinauf. Solche Qualen hatte sie noch nie erlebt. Pulvergeruch stieg ihr in die Nase, und ihre Ohren klingelten von der Schussdetonation, doch alles überlagerte der wahnsinnige Schmerz, den sie durch schiere Willensanstrengung zu unterdrücken versuchte, während sie die verstümmelte Hand an die Brust presste.
    Sie nahm alle Kraft zusammen, um Bert zu warnen, die Tür nicht zu öffnen, doch es war bereits zu spät. Mit einem Klicken entriegelte sich die Tür zum Kontrollraum, und Ackerman schob sich augenblicklich hindurch. Er schleuderte Jennifer an die gegenüberliegende Wand der Kammer. Sie prallte gegen einen Aktenschrank. Ihr Gewicht riss ihn um. Aktenmappen und lose Blätter segelten durch die Luft. Jennifer kroch über den Boden und kauerte sich vor einem großen stählernen Lüftungsgitter an der Wand zusammen.
    Durch einen Tränenschleier blickte sie zu Bert hinüber, der mit weißem Gesicht hinter dem Schreibtisch des Kontrollraums stand. Er bebte wie Espenlaub und hielt sich die Brust.
    Ackerman richtete den Revolver auf ihn. »Überzeugen Sie mich davon, Ihr Leben zu verschonen.«
    Bert blickte Jennifer an, als suchte er nach Rat oder Hilfe, aber sie hatte weder das eine noch das andere zu bieten. Bert richtete den Blick auf Ackerman und stammelte etwas Unzusammenhängendes.
    Ackerman spannte den Hahn des Revolvers. »Wann haben Sie in Ihrem Leben etwas geleistet, das eine Veränderung zum Besseren bewirkt hat?«, sagte er. »Nennen Sie mir ein Beispiel. Oder sagen Sie mir einen Grund, weshalb Sie weiterleben sollten. Wir alle sind doch wundervolle, einzigartige Individuen, die nach Vervollkommnung der Menschheit streben, nicht wahr? Da sollte es Ihnen leichtfallen, mir ein kleines Beispiel zu nennen, inwiefern Sie in der Welt eine Spur hinterlassen. Sie haben zehn Sekunden.«
    »Ich … ich … ich habe Familie.«
    »Die haben Kühe und Schweine auch, aber an Ihrer Wampe erkenne ich, dass Sie das nicht davon abgehalten hat, sich einen Bacon-Cheeseburger zu bestellen. Sechs Sekunden. Neuer Versuch.«
    Jennifer versuchte sich vom Boden hochzustemmen, doch ein heftiges Schwindelgefühl erfasste sie, und sie sank wieder zurück. Benommen schaute sie Bert an. Schweiß perlte ihm über die Stirn, lief über seinen Hals. Er bebte am ganzen Körper, und an seinen Augen erkannte sie, dass er zu keinem vernünftigen Gedanken mehr fähig war. Insgeheim fragte sie sich, was sie selbst auf Ackermans Frage antworten würde, und ihr wurde klar, dass auch sie ihm keine zufriedenstellende Antwort hätte geben können.
    Sie wusste, dass sie nichts für Bert tun konnte. Er saß zwischen ihr und Ackerman. Sie hatte keine Chance, an den Killer heranzukommen, ohne niedergeschossen zu werden.
    Bert blickte sich noch einmal nach ihr um. Seine Augen flehten sie stumm an.
    Ackerman feuerte.
    Wie in Zeitlupe verfolgte Jennifer, wie die grellrote Flamme aus der Mündung leckte. Sie hörte den Knall des Schusses und sah, wie Berts Kopf zur Seite zuckte und sein Blut spritzte. Seine Beine gaben nach, und er schlug schwer zu Boden.

14
    Jennifer kniff die Augen fest zusammen und versuchte, den Anblick von Berts explodierendem Schädel aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen. Doch sie wusste, dass dieses Bild für immer in ihr Gedächtnis geätzt war. Es würde sie bis an ihr Lebensende verfolgen.
    Die

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