Rachespiel
eventuelle Spuren nicht zertrampelt wurden.
»Ich frage ihn nur eben, wie es seiner Tochter Katie geht. Geh du schon mal vor. Er versucht sonst noch, dir einen Kommentar zu entlocken.«
»Jo, wie geht es Ihnen?«, fragte Ryan, der inzwischen zu ihnen gekommen war. Er nahm ihre Hand und küsste sie auf die Wange.
Foxy steuerte auf den Hoteleingang zu.
»Gut«, antwortete Jo. »Was macht Katie?«
»Sie ist wie ausgewechselt, Sie würden sie nicht wiedererkennen.«
»Das freut mich. Und Angie, Ihre Frau?«
Ryan kratzte sich am Kinn. »Angie und ich – wir sind nicht mehr zusammen. Wir haben das nicht verkraftet, was da mit Anto Crawley passiert ist.«
»Das tut mir leid. Also, grüßen Sie Katie schön von mir.« Jo wandte sich zum Gehen.
»Wie kommt’s, dass Sie in der Sache hier ermitteln?«, rief Ryan ihr nach.
»Ich war gerade in der Nähe«, warf Jo über die Schulter zurück.
»Sie haben sicher die Gerüchte darüber gehört, was sich in Fitz’ Hotel so abgespielt haben soll?«
Jo hielt abrupt inne und drehte sich um.
»Unterweltmorde sind nicht Ihr Gebiet«, fuhr Ryan nachdenklich fort, als würde er sich noch einen Reim darauf machen. »Wir wissen beide, dass das hier mit einer Ihrer anderen Untersuchungen im Zusammenhang steht. Tara Parker Trench. Gibt es da weitere Hintergründe, von denen ich wissen sollte?«
Jo zuckte die Achseln. »Sagen Sie’s mir.«
Ryan kam näher heran. »Um der alten Zeiten willen, passen Sie bloß auf sich auf, Jo. Es kann mich meinen Job kosten, Ihnen das zu sagen, aber ich schulde Ihnen verdammt mehr, als mein Job wert ist.«
»Was meinen Sie?«
»Ich meine, dass Charles Fitzmaurice ein großer Spendenbeschaffer für den Justizminister im letzten Wahlkampf war. Blaise Stanley hätte es politisch nicht überlebt, mit ihm in Verbindung gebracht zu werden.«
»Verflucht!«, rief Jo genervt. Sie würde Stanley noch brauchen, damit er eventuelle Großfahndungen bei der Suche nach Dan genehmigte.
»Ich dachte, Sie hätten schon geahnt, dass da was im Busch ist, weil Fred Oakley doch Dans Nachfolger werden soll.«
Jo atmete tief durch, um sich zu beruhigen, verabschiedete sich dann mit einem Nicken von Ryan und ging schnell auf das Hotel zu.
Foxy stand in der Lobby und wartete auf den Aufzug. »Wann wolltest du mir das mit Oakley erzählen?«, fragte sie.
Foxy prüfte, wie sie es aufnahm. »Es tut mir leid«, sagte er. »Er ist zum kommissarischen Leiter ernannt worden.«
»Braucht dir nicht leidzutun. Blaise Stanley ist der Einzige, der das bereuen wird.«
Der Tatort war mit jeder Menge Absperrband abgeriegelt, und dunkle Blutlachen bedeckten den Teppich, wo Fitz und sein Wachmann erschossen worden waren.
»Johnny Nash«, sagte Foxy. »Er hat im Triton gearbeitet.«
»Ja«, bestätigte Jo. »Ich bin ihm begegnet.«
»Er hatte ein paar Vorstrafen wegen schwerer Körperverletzung.«
Jo ging um den Kreideumriss von Fitz’ Leiche herum hinaus in den Gang. Zwei Detectives standen dort mit dem Rücken zu ihr.
»Hast du das von Oakley gehört?«, fragte der eine gerade.
»Ja, und das vom Chief«, sagte er andere.
»Es heißt, dass seine Tage sowieso gezählt waren, selbst wenn Roberts ihn nicht erwischt hätte«, sagte der erste.
Als sie merkten, wer hinter ihnen aufgetaucht war, wurden sie sichtlich verlegen.
Jo tippte den Nächststehenden vor die Brust. »Sie werden Chief Superintendent Dan Mason gefälligst mit Namen und Titel nennen, wenn Sie ihn erwähnen, sonst bringe ich Sie vor einen Disziplinarausschuss«, sagte sie. »Keiner von euch war es wert, ihm die Stiefel zu polieren.«
Was sie viel mehr erschreckte als ihre Wut – sie hätte am liebsten auf die zwei eingeprügelt –, war ihre eigene Verwendung der Vergangenheitsform.
65
Zurück im Büro, verstaute Jo das Sexvideo sicher in ihrer Tasche und bemerkte dabei, dass die Anzugjacke eines Mannes über ihrer Stuhllehne hing. Sie setzte sich vor den Computer und klickte auf Jeanies E-Mail-Icon. Wenn Oakley jetzt kommissarischer Leiter der Abteilung war, würde sie ihr Büro nicht mehr lange behalten, schätzte sie.
Die Computeruhr zeigte 10:00 an. Immer wieder hinausspähend, ob auch niemand kam, scrollte sie durch die Betreffzeilen von Jeanies Mail-Eingang, bis sie auf etwas stieß, das ihr eventuell von Nutzen sein konnte. Die Mail war am Montag von Dans Adresse verschickt worden und trug den Betreff »Beschwerde Tom Burke«.
Bei einem Klopfen an der Tür zuckte sie zusammen. Wenn man vom
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