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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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ein Besessener fuhr er zum Haus von Charles Fitzmaurice. Tara hatte gesagt, dass Fitz bis zum Hals in der Sache mit drinsteckte, und auch wenn der Mann inzwischen tot war, lohnte es sich möglicherweise, mit seiner Familie zu sprechen.
    Hugo Fitzmaurice öffnete.
    Sexton stürmte hinein und überrumpelte ihn. Er drehte ihm den Arm auf den Rücken, stieß ihn an die Holzvertäfelung und quetschte sein Gesicht seitlich dagegen.
    »Lassen Sie mich los. Ich bin genauso hinter Barry Roberts her wie Sie«, ächzte Hugo. »Und ich weiß, wo dieser Scheißkerl wieder auftauchen wird.«

MITTWOCH

63
    Jo fand keinen Schlaf, obwohl sie sich danach sehnte. Wach zu bleiben war der reinste Albtraum. Ihre Gedanken waren so düster, dass ihr das Herz ständig bis zum Hals schlug. Was hatte man Dan angetan? War er am Leben und litt? War er tot? Sie mussten ihn zusammengeschlagen haben, denn ohne Gegenwehr war er garantiert nicht mitgegangen. Und wenn er dringend medizinisch behandelt werden musste? Wenn er irgendwo in der Nähe war, aber nicht um Hilfe rufen konnte? Was, wenn Roberts zurückkam, um die Jungen in seine Gewalt zu bringen? Wie sollte sie ihre Kinder beschützen? Sie konnte sie nicht rund um die Uhr bewachen, und selbst wenn, wäre sie gegen Roberts und seine Komplizen machtlos.
    Sie setzte sich in ihrem Hotelbett auf. Das Licht konnte sie nicht anmachen, weil die beiden neben ihr schliefen, aber sie konnte auch nicht mehr liegen bleiben. Also ging sie ins Bad, schloss die Tür und setzte sich auf den Wannenrand. Irgendetwas an den glänzenden Glasflächen und blauen Kacheln rief glückliche Erinnerungen an gemeinsame Tage mit Dan wach. Sie dachte an einen heißen Sommertag am Meer, an Dan, wie er mit Rory im Wasser herumplantschte, an einen Sonntagmorgen im Bett, Sonnenstrahlen, die über die Laken fielen, und sie in Dans Armen, an den warmen, berauschenden Geruch seiner Haut. Sie fing an zu weinen, wischte sich ärgerlich die Tränen ab und ließ ein Glas Wasser aus dem Hahn einlaufen.
    Die Fragen stürmten so zahlreich und schnell auf sie ein, dass sie sich wie nach einem Gewaltmarsch fühlte. Das ständige »Was wäre, wenn« fraß sie von innen her auf, und sie tigerte in dem engen Raum auf und ab, während ihr Gemütszustand zwischen kompletter Furcht, Wut und Läh mung schwankte. Sie wollte sich irgendwohin verkriechen, bis alles vorbei war und sie damit fertigwerden konnte. Was wäre, wenn es schon zu spät war? Was sollte sie nur ohne Dan anfangen?

64
    Jo bog um kurz nach acht auf den Parkplatz des Triton ein, nachdem sie Harry in die Krippe gebracht und Rory ungeachtet seiner Proteste an der Schule abgesetzt hatte. Er fasste es als persönlichen Affront auf, dass das Leben seinen normalen Gang gehen sollte, obwohl sein Vater nach wie vor vermisst wurde, aber sie wollte sich ganz darauf konzentrieren können, Dan zu finden, ohne ihre Kinder im Auge behalten zu müssen. Ihr Kopf war sowieso nicht in bester Verfassung. Je mehr Zeit verging, ohne dass es ein Lebenszeichen von ihm gab, desto schlimmer wurden ihre Befürchtungen.
    Das Hotel war abgesperrt, aber Foxy stand drüben an einem Imbisswagen und reichte gerade einen Fünfer hinüber.
    »Jo, wie geht es dir?«, fragte er.
    Sie nickte nur zur Antwort.
    Er nahm einen Kaffee und bot ihn ihr an. Sie schüttelte den Kopf.
    »Also, das nenn ich Unternehmergeist«, bemerkte Foxy in das bedrückte Schweigen hinein und deutete auf die Pommesbude, als hoffte er, ihr dadurch Mut zu machen. »Der Mann hat die Nachrichten gehört und ist hierhergefahren, in Erwartung der eintreffenden Medienmeute.« Er zeigte auf die andere Straßenseite. »Es sind schon einige da, und es werden noch mehr kommen im Laufe des Tages, schätze ich. Hör mal, es gibt da etwas, das du wissen solltest …«
    Jo sah zu den Reportern hinüber. Sie erkannte Ryan Freeman, den Kriminalreporter, dessen Tochter oder vielmehr deren Entführung bei ihrem letzten großen Fall eine wichtige Rolle gespielt hatte. Sie hatte Ryan seitdem nicht mehr gesehen, winkte nun aber zurück, als er sie grüßte. Er war ein kleiner, übergewichtiger Mann, der permanent einen Friseurbesuch nötig hatte. Die Taschen seiner Hafen arbeiterjacke quollen immer von zusammengerollten Zeitungen und Spiralnotizblöcken über. »Mist, er kommt rüber«, sagte sie. »Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    »Komm mit«, sagte Foxy und zeigte auf die Reihen von Laufbrettern, die um das Hotel herum gelegt worden waren, damit

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