Rachewahn: Thriller
auch nicht mit ihnen, sondern mit mir zusammenleben. Und ich verspreche dir, dass dir unser Leben in unserem neuen Heim gefallen wird. Das Haus ist zwar nicht so groß wie dieses hier, aber es hat fast zweihundert Quadratmeter zu bieten. Es hat mich einige Überredungskunst gekostet, aber letztlich haben meine Eltern den happigen Preis bezahlt. Wir müssen jetzt nur noch drei Wochen warten. Dann können wir in dem kleinen Palast einziehen.“
Stefanie verdrehte die Augen. „Du weißt doch, dass mir die Größe egal ist. Ich hoffe nur, dass ich mich wirklich in dem Haus wohlfühlen werde. Noch immer bin ich der Meinung, dass ich es mir vorher hätte anschauen sollen.“
„Nein, das wird eine Überraschung für dich. Und wenn du dich auf zweihundert Quadratmetern nicht wohlfühlst, dann stimmt mit dir etwas nicht.“
Stefanie schritt zur Tür und griff zur Klinke. „Du weißt, dass ich anders aufgewachsen bin als du. Für mich ist dieser Luxus noch immer ziemlich ungewöhnlich. Mein Vater ist Schreiner. Meine Mutter ist Verkäuferin.“
„Das ist mir bewusst. Aber das war dein altes Leben. Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt. Du hast eben selbst gesagt, dass du nun nicht mehr Stefanie Blart bist. Ab sofort bist du meine Frau. Und ich werde dafür sorgen, dass es dir im Leben an nichts fehlen wird. Das ist ein Versprechen.“
„So etwas brauchst du mir nicht zu versprechen. Solange ich dich habe, geht es mir sehr gut. Alles andere ist lediglich ein Zusatzgeschenk.“ Nach diesen Worten öffnete sie die Tür und ging hinaus auf den Flur.
Mark hörte, dass sie sofort mit Rufen wie ‚Ach, dort bist du!’ und ‚Wo hast du nur gesteckt!’ begrüßt wurde. Daher lehnte er sich gegen den Schreibtisch und wartete einige Augenblicke. Er hoffte, dass seine Frau die meisten Gäste mit sich in den Garten locken würde.
Ich bin wirklich ein Glückspilz , dachte er. Noch vor drei Jahren habe ich befürchtet, niemals die Frau fürs Leben zu finden. Und heute habe ich sie geheiratet. Manchmal ist es unvorstellbar, welche Überraschungen das Leben für einen bereithält. Und es ist tatsächlich wahr: Die besten Dinge passieren, wenn man nicht daran denkt. Dann fallen plötzlich Geschenke vom Himmel. So wie Stefanie.
Er stieß sich vom Schreibtisch ab, ging zur Tür und lauschte. Da er momentan keine Geräusche auf dem Flur vernehmen konnte, drückte er vorsichtig die Klinke herab. Dann schaute er um die Ecke.
Niemand zu sehen. Also schön. Jetzt oder nie.
Er trat hinaus und visierte das Wohnzimmer an. Doch kurz vor diesem machte er plötzlich einen Schlenker nach links und verschwand in einem anderen Raum.
„Da bist du ja endlich“, wurde er begrüßt. „Mach die Tür zu. Wir haben einige Dinge zu besprechen. Erste Frage: Hast du die Kohle besorgt?“
3
Samstag, 8. Juni 2013
Der Bus der Linie 5 fuhr über die Nikolaistraße . Aufgrund des dichten Verkehrs ging es nur schleppend voran.
„Ich fahre sehr gerne mit dem Bus“, hörte Anna eine Frau mit roten Haaren und Hakennase sagen. Sie war um die fünfzig Jahre alt und saß direkt vor dem Freiraum für Stehgäste. Neben ihr saß eine jüngere Frau mit schwarzen Haaren und haselnussbraunen Augen. Sie stand offenbar unter Zeitdruck, da sie in regelmäßigen Abständen auf ihre Armbanduhr schaute und seufzte. „Wirklich? Ich hasse Busfahrten. Es geht nur langsam voran, weil man alle paar Meter an einer neuen Haltestelle stoppt. Und dann der Gestank! Alle Menschen hier schwitzen und verpesten somit die Luft. Das ist abartig. Ich werde froh sein, wenn ich endlich wieder hier raus bin.“
„Demnach fahren Sie nicht oft mit dem Bus?“
„Nein. Es ist das erste Mal seit zwanzig Jahren. Ich nutze ihn nur, weil mein Auto zurzeit in der Reparatur ist. Gott, ich vermisse mein Baby so sehr. Es ist ein alter Opel Corsa. Rot mit schwarzen Streifen.“
„Ich habe nicht einmal einen Führerschein. Damals habe ich zwar an der Fahrschule teilgenommen, aber ich bin immer durch die Prüfungen gerasselt. Sowohl im theoretischen als auch im praktischen Bereich. Und dann habe ich mir gedacht, bevor die mich zum Idiotentest schicken, höre ich lieber ganz auf. ‚Es gibt doch Bus und Bahn’ habe ich mir gesagt. Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, dass es öfters Verspätungen gibt, dann ist eine Busfahrt sogar ganz entspannend. Man muss eben einen Bus früher nehmen als nötig. Schon gibt es keine Probleme mehr. Es ist eine wundervolle Möglichkeit, um von A nach B zu
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