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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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darunter würde sich etwas ganz anderes offenbaren, als er erwartet hatte. War er blind gewesen? War er so mit der Verfolgung von Peter Boutrup beschäftigt gewesen, dass er das Offensichtliche vor seiner Nase nicht gesehen hatte?
    Er stand auf.
    »Wir haben wenig Zeit. Es muss schnell gehen. Wir treffen uns in einer halben Stunde hier und sehen, wie weit wir gekommen sind.«
     
    Er hätte um ein Haar den Anruf seines Kollegen Meinert aus Ålborg ignoriert, entschied sich aber in letzter Sekunde anders und nahm den Hörer ab.
    Meinert fasste sich glücklicherweise preisverdächtig kurz, dafür war die Überraschung, die er bereithielt, umso größer.
    »Ich weiß nicht, ob dir bekannt ist, dass Lena Lund und Francesca Olsen miteinander verwandt sind.«
    »Inwiefern?«
    »Ihre Mütter sind entweder Cousinen oder Großcousinen, das habe ich nicht so richtig herausbekommen.«
    »Und woher weißt du das?«
    »Eine Freundin meiner Tochter … Eine verlässliche Quelle, soweit ich das beurteilen kann.«
    Wagner dankte ihm für die Information und beendete das Telefonat. Wenn er Zeit gehabt hätte, wäre er zu Hartvigsen hochgegangen, um ihn zu fragen, ob er von diesen Familienverhältnissen die ganze Zeit gewusst hatte. Aber die Zeit war knapp, und vor die Frage gestellt, ob es ihm darum ging, Leben zu retten oder sich Gerechtigkeit zu verschaffen, entschied er sich fürs Erstere.

KAPITEL 77
    Das Titan zu betreten war, als würde man eine andere Welt betreten. Als würden die Wände sich von allen Seiten auf einen zubewegen. Die Dunkelheit tat ihr Übriges und erzählte von den Ereignissen, die dort stattgefunden hatten, von denen man lieber nichts erfahren wollte.
    Die Kälte umfing sie bereits, als sie die gebogene Pforte durchschritten. Die Öffnung war mindestens zehn Meter breit, dahinter empfing sie ein Gebäude aus Feldstein, dessen Fenster zerbrochen waren. Dicte lief unsicher auf den unebenen Pflastersteinen, die zur Bauzeit des Hofes verlegt worden waren, damit die Kutschen die Pforte nicht durch Matsch und Schlamm befahren mussten. Der Hofplatz war von Gras überwuchert, ganz offensichtlich fühlte sich hier niemand zuständig. In der einen Ecke lagen zwei Haufen Brennholz, die sich mit Feuchtigkeit vollgesogen hatten, in einer anderen Ecke lag eine große Plane, verdreckt und feucht, neben einem mittleren Berg zerschlagener Fliesen.
    Es war ein Dreiseithof, aber offenbar wurde nur noch der Stall genutzt. Das Hauptgebäude war dem Verfall preisgegeben worden, ebenso die Scheune. Sie versuchten, durch die Fensterscheiben zu spähen, die so schmutzig waren, dass es schwer war, etwas zu erkennen. Aber man konnte immerhin ein paar Möbel ausmachen, die kreuz und quer standen; Regale mit nicht einheitlichem Geschirr, Tellern, Untertöpfen und Krügen; ein Stapel Fensterscheiben lag in Sackleinen gewickelt auf dem Boden, auch ein Kinderstuhl, ein paar Lampen und das Eisengitter eines Bettgestells waren zu sehen. Dicte meinte auch das Aluminiumskelett eines kleinen Treibhauses erkennen zu können. Auf einem Schild stand das Wort »Küchenutensilien« in roten Buchstaben. »Gratis« auf einem anderen. Der ganze Raum und seine Gegenstände waren mit Spinnenweben und Staub bedeckt, und sie meinte sogar, eine Maus über den Boden flitzen zu sehen.
    »Flohmarkt?«
    Sie wusste gar nicht, warum sie flüsterte.
    »Möglich. Der Hof gehörte der Gemeinde, das ist bestimmt ganz schön lange her«, flüsterte er zurück.
    Sie näherten sich dem Hauptgebäude, das sich bedrohlich und rot vor ihnen auf hohen Kellergewölben und zwei breiten Steintreppen auftürmte, eine an jeder Seite. Sie blieben auf der Seite, in der auch der Flohmarkt stattgefunden hatte, und schlichen an die Giebelfront, wo sie einen Kellereingang fanden, dessen Treppenschacht voll welker Blätter lag. An der Tür hing ein nagelneues glänzendes Hängeschloss. Also gingen sie zur Rückseite des Gebäudes und sahen durch die hohen, vergitterten Kellerfenster. Aber sie sahen nichts, außer brüchigem Zementboden, roten Wänden, von denen die Farbe abgeblättert war, und Heizkörpern, die auf dem Boden große Flecken hinterlassen hatten.
    Auf soliden Backsteinsäulen stand eine gemauerte Veranda. Sie stiegen die Treppenstufen hoch. Der Ort war wie geschaffen für Kaffeegesellschaften mit Kuchen und Gebäck und Gästenin Sommerkleidern, dachte Dicte. Aber es standen dort nur ein rostiger Grill und ein paar alte, verdreckte Plastikstühle. Und mitten auf der

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