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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Terrasse wand sich ein alter Gartenschlauch, zerstört durch frostige Winter.
    Das Fenster der Verandatür war eingeschlagen. Auf dem Boden lagen Glassplitter und zeigten an, dass jemand vor ihnen dort gewesen war. Für Peter B war es ein Leichtes, die Hand durch die Öffnung zu schieben und die Türklinke herunterzudrücken.
    Dicte atmete den Geruch von Erde und modriger Feuchtigkeit ein, sie roch auch die Tiere, die im Innern des Hauses Zuflucht gefunden hatten, und entdeckte alte Leinensäcke, die von den Mäusen und anderen Nagern durchlöchert worden waren. Spinnenweben in den Ecken und an den Fenstern hüllten alles in einen feinmaschigen Schleier. Es war leer und kalt wie in einem Grab. Sie versuchte, sich Kinder in diesen Mauern vorzustellen. Spielende Kinder, die über den Holzfußboden liefen. Lärm, Unruhe und Lachen. Aber sie konnte es weder sehen noch hören. Es war kein Ort, der Lebensfreude erweckte, vielleicht hatte es die hier nie gegeben.
    Er führte sie an seinem Arm durch die Schattenwelt des Hauses, als er abrupt stehenblieb. Sie hatten einen Schlag gehört.
    »Im Keller.«
    Sie schlichen zur Kellertür und öffneten sie, die Geräusche wurden deutlicher. Irgendwo in ihrem Kopf tauchte die berechtigte Frage auf, wie sie dort wieder heil herauskommen sollten. Aber sie entschied sich, die Bedenken zu überhören. Sie waren da. Sie waren so dicht dran.
    Sie stiegen mit gesenkten Köpfen die Stufen hinunter, der Geruch von Erde und Schimmel wurde eindringlicher, und es wurde deutlich kälter. Es war ein großer Kellerraum, der sich offensichtlich unter der gesamten Hausfläche erstreckte. Sie liefen einen langen Gang hinunter und öffneten die Tür. Den Anblick, der sich ihr bot, würde sie niemals in ihrem Leben vergessen. Er kam ihr vor wie ein Motiv aus der surrealistischenMalerei. Auf dem nackten Zementboden lag ein nackter Mann, die Hände auf den Rücken gefesselt. Er hatte einen Knebel im Mund, das dicke Seil schnitt ihm tief in Handgelenke und Knöchel. Er erinnerte sie an ein Schwein, das geschlachtet werden sollte.
    Neben dem Mann war ein Handwerker zugange. Die betriebsame Gestalt im Blaumann war schon ziemlich weit gekommen. Stein für Stein wurde mithilfe von Hammer und Meißel aus einem bereits ansehnlichen großen Loch herausgeklopft und peinlich genau aufeinandergestapelt. Dahinter befand sich ein kleiner Raum. Neben ihm stand ein kleiner Tisch, auf dem eine ganze Reihe verschiedener Schusswaffen lag, darunter ein abgesägtes Schrotgewehr. Er pfiff ein bekanntes Lied dazu: »Here we go again, happy as can be. All good friends and jolly good company.«
    Dictes Körper wurde von einer Panik erfasst, die ihre Glieder lähmte. Sie scannte den Raum. Was hatten sie für Möglichkeiten? Der einzige Weg aus dem Keller war der, auf dem sie hereingekommen waren. Und dann vielleicht noch das Loch in der Wand, das aber möglicherweise nur in eine Falle führte.
    »Cato.«
    Der Mann schnellte herum bei dem Klang von Peter Bs Stimme, warf Hammer und Meißel zu Boden, schnappte sich das Gewehr und zielte auf sie. Er kniff die Augen zusammen.
    »Petrus. Petrine. Petra. Verräter. Feigling.«
    »Quatsch«, erwiderte Peter B. »Das weißt du genau.«
    »Dann komm her und tu es.«
    Die Mündung zeigte jetzt auf den Gefesselten, in dem Dicte Villy Andersen alias William Andersson erkannte. Allerdings sah er jetzt weniger selbstsicher aus als auf den Fotos, die sie gesehen hatte.
    »Komm und gib ihm, was er verdient hat.«
    Zu ihrem Entsetzen trat ihr Sohn einen Schritt vor und streckte die Hand aus, um das Gewehr entgegenzunehmen.
    »Mit dem größten Vergnügen.«
    Der Stimmungswechsel erfolgte innerhalb von Sekunden. Cato entblößte seine Zähne, seine Augen schossen tödliche Blicke ab.
    »Glaubst du, ich bin ein Idiot?«
    Erneut hielt er die Mündung auf seinen Gefangenen, diesmal drückte er sie gegen dessen Wange. Dicte hielt die Luft an. Es war, als würde die ganze Welt die Luft anhalten, bis der Handwerker endlich seine Wahl getroffen hatte. Sekunden später riss es fast Dictes Trommelfell entzwei, als er abdrückte.

KAPITEL 78
    »Was haben wir?«
    Ivar K räusperte sich. Die Abteilung hatte sich wieder im Konferenzsaal versammelt.
    »Bingo! Adda Boel kam im Alter von fünf Jahren in das Kinderheim in Ry, südlich von Århus. Das Kinderheim hieß ›Titan‹ und wurde 1996 geschlossen, weil die Gebäude baufällig waren, die Anlage als unzeitgemäß eingeschätzt wurde und die

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