Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
stärker machen würde, das muss man ihm lassen. Aber sieh uns doch an: ein Mörder und eine Psychopathin, ein Junkie und eine Hure. Wir schwimmen seinetwegen im Dreck.«
    »Du kapierst gar nichts, Cato! Du entscheidest doch selbst, wer du sein willst.«
    Aber Cato war unerschütterlich. Zwar schwankte er jedes Mal hin und her, wenn er Peter B das Gewehr erneut auf die Brust drückte, aber er stellte sich breitbeinig vor ihn, um nicht umzufallen.
    »Ich kapiere mehr, als du glaubst. Hatte My denn jemals was zu melden gehabt? Oder Adda? … Und du bleibst schön, wo du bist.«
    Dicte sah direkt in die Mündung des Gewehrs. Sie hatte gewagt, einen kleinen Schritt zu machen, wich aber sofort wieder zurück. Ihr Kopf arbeitete auf Hochtouren und bekämpfte gleichzeitig ihre Angst. Ihre Beine wurden weich. Was hatte Cato für einen Plan, wenn er denn überhaupt einen hatte? Niemand wusste, dass sie hier waren. Würde er bereit sein, sie zu opfern, um seine Verbrechen zu verbergen? Sie im Keller zurücklassen – Mutter und Sohn – mit einer Kugel im Kopf?
    »Okay, aber da ihr nun schon mal da seid, könnt ihr mir genauso gut helfen«, beschloss Cato. »Packt ihn und dann rein da mit dem Schwein.«
    Er nickte in Richtung des dunklen Lochs in der Mauer, das nur halb so groß wie eine Türöffnung war.
    Sie hatten keine Wahl. Sie packten den wimmernden Mann unter den Armen und schleppten ihn durch die Maueröffnung. Dictes Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Sie befanden sich in einem fensterlosen Raum. Langsam erkannte sie Gegenstände, wie Berge, die aus dem Nebel auftauchten. Sie blinzelte. Und blinzelte erneut. Und dann wurde sie von einem Grauen überwältigt, als sie begriff, an was für einem Ortsie da standen. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein kleiner Turnsaal, es gab Ringe, einen Bock, einen Kasten, Bänke und andere Geräte. Aber das waren keine Turngeräte. Es war, als würde man in das Heiligtum eines Henkers sehen. Das waren Folterinstrumente.
    »Und an die ›Ringe‹ mit ihm!«
    Peter B übernahm die Führung. Er wusste genau, wie Arme und Beine an den Drahtseilen und mit den Karabinerhaken befestigt werden mussten, die schon ganz rostig geworden waren. Sprachlos sah sie ihm dabei zu, wie der gefesselte Mann an den Ringen hochgezogen wurde. Er hing kopfüber, die Arme auf den Rücken gedreht, außerstande, sich zu bewegen, ohne sich dadurch in Schwingungen zu versetzen, was zu noch größeren Schmerzen und unter Umständen zu einer gebrochenen Schulter führen konnte.
    »So mussten wir hängen«, erklärte ihr Cato. »Stundenlang. Gemütlich, was? Und wenn das nicht reichte – und das tat es nie – ging es in die ›Kiste‹ hier.«
    Er klopfte auf die Holzkiste mit dem Vorhängeschloss.
    »Und es gab natürlich noch das ›Pferd‹. Ein paar Stunden darauf, und es fühlte sich an, als hätte dir jemand eine Feuerwerksrakete durch die Eier geschossen.«
    Er trat nach dem Mann an den Ringen, der hin und her baumelte und aufheulte.
    »Das tat uns gut. Das tat uns richtig gut, was William? Das hat uns zu starken Individuen geformt. Uns Rüstzeug für die barsche Wirklichkeit gegeben. Stimmt doch, oder?«
    Ein weiterer Tritt, härter als der erste. Das Heulen wurde durch Zuckungen abgelöst. Die Schulter des Mannes brach mit einem lauten Knacken.
    »Er hyperventiliert, Sie müssen ihm den Knebel aus dem Mund nehmen«, sagte Dicte.
    »Niemand bewegt sich. Lasst ihn in Ruhe!«
    Cato hatte sich Dicte zugewandt, und Peter B nutzte diesen kurzen Augenblick der Unachtsamkeit und warf sich auf ihn.Die Männer wälzten sich auf dem Boden. Der Mann an den Ringen würgte und drohte zu ersticken. Dicte kniete sich hin und nahm ihm den Knebel aus dem Mund. Er hustete und kotzte, dann wurde er ohnmächtig. Sie sah sich um. Die beiden kämpften, das Gewehr war auf den Boden gefallen. Sie nahm es, packte es am Lauf und schlug mit dem Kolben auf Catos Hinterkopf. Sie traf nicht besonders gut, aber es genügte. Für eine Sekunde ließ er seinen Gegner los, Peter B riss das Gewehr an sich und zielte auf Cato.
    »Du Riesenidiot. Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Wie wolltest du aus der Sache rauskommen?«
    Cato wischte sich das Blut vom Mund.
    »Für solche wie uns gibt es kein Rauskommen. Wann begreifst du das endlich, Petrus? Für uns gibt es keine Zukunft!«
    »Du bist doch total gestört, Mann.«
    Peter B presste das Gewehr an Catos Hals. Der grinste ihn nur an.
    »Prima«, er spuckte aus.

Weitere Kostenlose Bücher