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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ein herzzerreißendes Wimmern zu hören. Peter B senkte das Gewehr und lächelte.
    »Danke. Und jetzt lass uns nach draußen gehen und die Ordnungsmacht begrüßen.«
    Er hob den Arm.
    »Nach dir, Mutter.«

KAPITEL 81
    »Und Sie sagen, Sie hatten einen Pakt geschlossen?«
    Der Polizist, der sich als John Wagner vorgestellt hatte, war freundlich. Trotzdem fühlte er sich nicht wohl, sondern eingesperrt. Etwas in ihm schnappte nach Luft.
    Peter B nickte, dachte aber unablässig daran, so schnell wie möglich wegzukommen, an einen Ort, an dem er Luft bekam.
    »Könnten Sie mir ein bisschen mehr über diesen Pakt erzählen?«
    Er hatte nicht viel zu sagen, hatte es nie gehabt. Noch nicht einmal, als sie ihm von der Verbindung nach Jersey erzählten. Woher hätte er das wissen sollen? Es klang wie ein Vorwurf, als hätte jemand schon viel früher aufstehen und William vor einen Richter zerren müssen. Natürlich hätte das jemand tun müssen, warum hatten sie es dann nicht getan? Diese Frage konnte er nicht beantworten. Das würde voraussetzen, dass er in sich und jeden Einzelnen von ihnen hineinsehen konnte, aber er vermutete, es hatte vor allem mit Manipulation zu tun. Die Angst vor Manipulation und vor Drohungen, die tief in ihrem Inneren saß und sich in das Fundament ihrer Persönlichkeiten eingegraben hatte.
    »Wir haben ihn gehasst. Wir waren Kinder. Er hatte die Macht über uns, aber wir träumten davon, dass wir ihn töten könnten, weil wir zusammen stärker waren als er.«
    Er formulierte es so einfach und klar wie möglich. In ihm wuchs der Wunsch, zu gehen. Zu entkommen. Von diesem Wagner, der zwar sehr nett war, ihn aber mit einem so traurigen Blick bedachte, als hätte er das Unglück persönlich zu verantworten. Und auch weg von ihr, seiner Mutter. Es war unmöglich, in ihrer Nähe zu sein. Als würde man Salz und Pfeffer auf eine Schüssel Hafergrütze streuen: inkompatibel hieß das wohl.
    »Das war eine kindliche Phantasie. Aber nicht für Cato. Wir haben alle unseren Schaden davongetragen.«
    Sie waren alle so nett zu ihm. Auch dieser muskulöse Typ mit den kurzgeschorenen Haaren. Hansen hieß er.
    »Sie ähneln Ihrer Mutter«, sagte er und kassierte dafür einen zurechtweisenden Blick von Wagner. »Die Augen«, fuhr Hansen verunsichert fort. »Und der Mund …«
    Er wäre am liebsten aufgestanden, aber wo sollte er hin? Er hatte das Gefühl, dass der Stuhl zu klein, das Hemd zu eng und der Raum zu stickig war. Seine Haut juckte. Überall. Bis auf die Knochen. Er wollte etwas Neues. Luftveränderung. Ein neues Leben.
    John Wagner räusperte sich.
    »Sie hatten also eine Verabredung mit Adda Boel, sie unmittelbar nach Ihrer Entlassung zu besuchen?«
    Er nickte. Darauf konnte er antworten, obwohl er auch das am liebsten für sich behalten hätte.
    »Es war ein uraltes Versprechen. Wir waren als Jugendliche ein Paar. Sie kannte nicht so viele. Sie wünschte sich …«
    Er legte die Hände vor sich auf den Tisch und ließ seine Erinnerung dahin zurückkehren. Wie er ihren Körper gestreichelt hatte, sie geküsst und getröstet hatte. Er hatte innerlich das beweint, was die Zeit und die Krankheit zerstört hatten. Seine Prinzessin. Mittlerweile grotesk verwandelt, eine wunderschöne Seele in einem entkräfteten und abgemagerten Körper.
    »… ein bisschen Liebe. Nähe. Sex.«
    Er senkte den Kopf. Adda hätte sich vor Peinlichkeit gewunden, dass jemand davon erfuhr. Aber er konnte sie nicht mehr beschützen.
    »Und Cato wusste von diesem Versprechen?«, fragte Wagner.
    Er nickte.
    »Cato wusste fast alles. Wir waren wie Geschwister füreinander, auch später im Leben. Wir haben gestritten, waren unterschiedlicher Meinung und sauer aufeinander. Aber wir waren Geschwister.«
    Er sah hoch. »Das sind wir immer noch. Das ist keine freie Entscheidung.«
    »Um wie viel Uhr haben Sie die Wohnung von Adda Boel verlassen?«
    »Donnerstagmorgen. Ich habe die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bei ihr verbracht. Ich habe ihr beim Anziehen geholfen und habe den Sauerstoffapparat eingestellt. Und dann habe ich den Bus nach Ry genommen.«
    »Und Sie haben nichts Verdächtiges gehört oder gesehen?«
    »Nein. Nichts.«
    Sie hatten doch jetzt alles schon gefragt, oder? Sie müssten ihn doch bald gehen lassen. Glücklicherweise schienen sie nicht weiter in der Vergangenheit bohren zu wollen. In der Geschichte mit My und der Verbüßung ihrer Strafe. Daran durfte keiner rühren.
    Er hatte das Gefühl, dass es gleich so weit

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