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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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zu agieren. Aber in einer Sache hast du recht: Sie ist wirklich gut!«
    »Aber wohl auch nicht unfehlbar?«
    »Weit entfernt! Ich könnte dir gleich fünf Beispiele nennen für ihre missglückten Methoden. Zu harsch bei der Zeugenbefragung; zu starke Fixierung auf den Hauptverdächtigen, ohne Berücksichtigung von Alternativen; zu eigenständige Ermittlungen. Warum, glaubst du, ist sie nach Århus gezogen?«
    Wagner überlegte kurz, ob er sich zum Schutz bekreuzigen sollte. Das war eine Dicte Svendsen mit Polizeimarke und einem Ehrgeiz, der so groß war wie das Hochhaus, das zum Glück doch nicht am Hafen von Århus errichtet werden würde.
    »Was weißt du denn von ihr? Ich meine Familie, Freund und so weiter.«
    »Vergiss es.«
    »Warum?«
    »Das ist vermintes Gelände«, sagte Meinert. »Ich kenne die ersten zehn jungen Polizeibeamten, die es versucht haben.«
    »Na ja, ich wollte doch nicht …«
    »Nein, klar, sie macht einen schon neugierig. Aber an diekommt niemand ran. Nur, warum bloß nicht? Sie wohnt allein, zumindest hat sie es damals getan.«
    »Sie ist fünfunddreißig«, sagte Wagner. »Sie muss doch ein Leben haben, neben dem Job, meine ich. Oder wenigstens eine Vergangenheit?«
    Meinert hustete, als er sich wieder meldete, klang seine Stimme nicht mehr so fröhlich: »Hatten wir denn damals eins? Ein Leben neben dem Job? So richtig?«
    Wagner musste an die Jahre mit Nina denken. Sie hatte sich um die Kinder gekümmert. Er musste auch an Alexander denken, den er kaum noch wiedererkannte. Er versuchte das Unbehagen abzuschütteln und gab nur einen kehligen Laut als Antwort.
     
    Kaum hatte er das Gespräch mit Kim Meinert beendet, klingelte sein Handy. Erik Haunstrup von der Kriminaltechnischen Abteilung war dran.
    »Ich habe Neuigkeiten vom ENFSI-Labor in Den Haag geschickt bekommen.«
    »Ja, erzähl?«
    »Die norwegischen Kollegen haben den Sohlenabdruck identifizieren können. Der ähnelt zum Verwechseln einem Abdruck aus einem anderen Fall, den sie behandelt haben.«
    Wagners Hoffnung stieg wie das Quecksilber in einem Thermometer bei Sonnenbestrahlung.
    »Die Schuhe sind von der Marke Adidas Superstar G2, in der Wölbung der Sohle ist eine silberner Niete angebracht und an der Schuhspitze sind spezielle Nähte verarbeitet. Sie haben mir zugesagt, ein Foto zu schicken.«
    Wagner nickte, obwohl der andere ihn nicht sehen konnte.
    »Gute Arbeit. Setz dich doch bitte mit dem Hersteller in Verbindung und frag den, wie viele von denen nach Dänemark importiert und in welchen Geschäften sie verkauft wurden.«

KAPITEL 37
    Dicte fuhr, als wäre der Teufel hinter ihr her. Der bewaffnete Mann war ihr bis zu ihrem Wagen gefolgt, den Finger am Abzug. Panisch hatte sie die Tür aufgerissen, den Motor gestartet und war davongerast, am ganzen Körper zitternd. Mehrmals war sie in ihrer Aufregung sekundenlang gefährlich nahe an die Kante der Steilküste geraten. Hektisch hatte sie immer wieder im Rückspiegel überprüft, ob er sie verfolgte. Sie spürte noch den Abdruck der Gewehrmündung auf ihrem Rücken.
    Der Wagen protestierte gegen die unfreundliche Behandlung und scherte immer wieder aus. Verzweifelt hielt sie nach einem Haus Ausschau, nach einem Zeichen von Zivilisation, aber sie musste eine ganze Strecke Richtung Stadt fahren und die Küste hinter sich lassen, bevor sie den ersten Hof erblickte. Vielleicht drückte sie aus lauter Erleichterung aufs Gaspedal, aber das hätte sie nicht tun sollen: Schmutz auf der Fahrbahn brachte den Fiat ins Schlingern, und ehe sie es sich versah, saß der Wagen in einer tiefen Schlammlache. Die Reifen drehten durch, ohne festen Boden zu gewinnen.
    »Jetzt komm schon, verdammt.«
    Sie betätigte das Gaspedal, so, wie sie es gelernt hatte, und kontrollierte mit einem Blick in den Rückspiegel die Straße hinter sich. Zum Glück aber sah sie nur den verschmutzten Weg, der sich durch die Landschaft schlängelte. Keine Spur von einem Mann mit Gewehr.
    Schließlich gab sie auf und schaltete den Motor aus, eine unheimliche Stille umgab sie. Von der Straße führte in ein paar Metern Entfernung ein kleiner Weg auf den Hof. Konnte sie das riskieren? Was, wenn niemand zu Hause war? Natürlich konnte sie jederzeit die Polizei rufen, aber wie sollte sie denen erklären, dass sie einfach so in ein Haus eingedrungen war? Das war alles nicht so einfach.
    Ein letztes Mal überprüfte sie, dass ihr auch niemand gefolgt war. Dann öffnete sie vorsichtig die Fahrertür und stieg aus.

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