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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Gefängnis verbrachte.
    In der Ferne dröhnte ein Motor. Ich hob den Kopf. Scheinwerfer schwenkten um die Kurve unter mir. Komm schon, Jesse. Der letzte Mann holt den Sieg.
    Aber es war nicht Jesse. Der Form der Scheinwerfer nach war es der Mercedes. Ich krabbelte rückwärts die Böschung hinunter. Der Wagen glitt im Schritttempo vorbei. Der Kegel der Taschenlampe flog über den Hang. Weißes Licht fiel auf
das Bankett und die Baumstämme über meinem Kopf. Ich hielt den Atem an. Das Licht verharrte direkt über mir.
    Dann rollte der Wagen weiter.
    Sie wusste nicht genau, wo ich war. Ich legte den Kopf ins trockene Gras. Meine Schläfen pochten. Sie war weg, aber die Straße endete vierhundert Meter weiter oben. Mir blieben höchstens ein paar Minuten, bis sie zurückkam.
    Und draußen in der Dunkelheit lauerte Kenny Rudenski.
    Während ich mich an dem steilen Hang ins Gras drückte, wurde mir mit ganzer Schärfe bewusst, dass Isaac hier gestorben war. Ich spürte nichts von seiner Gegenwart, keinen Schmerz, keinen Geist, der zwischen den Welten gefangen war. Nur meine eigene Angst. Nicht zuletzt, weil Jesse Blackburn unterwegs war, um im Namen von Adam Sandoval furchtbare Rache zu üben.
    Ich dachte an damals. Wie wir Franklin Brand all die Jahre lang gehasst hatten – für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte. Kenny Rudenski musste sich Brands Autoschlüssel geschnappt und den Wagen vom Mako-Parkplatz, bei Brands Haus oder bei Mari Diamond gestohlen haben. Die genaue Vorgehensweise war unwesentlich. Wichtig war nur die Frage, warum Brand geflohen war. Warum hatte er Kenny nicht verraten? Warum hatte er die Schuld auf sich genommen?
    Weil Rudenski etwas gegen ihn in der Hand hatte.
    Brand hatte Gelder unterschlagen, die Mako gehörten. Rudenski musste herausgefunden haben, dass sich Brand bei Segue, dem I-Heist-Fonds, bedient hatte. Nach dem Unfall hatte er Brand eingeredet, es wäre besser, die Verantwortung für eine fahrlässige Tötung zu übernehmen, als des schweren Diebstahls und Wertpapierbetrugs angeklagt zu werden und die Hyänen von I-Heist im Genick sitzen zu haben.

    Fahrlässige Tötung im Straßenverkehr. So hatte der Tatvorwurf gelautet. Deswegen hatte Brand die Vereinigten Staaten für genau drei Jahre verlassen. Das war die Verjährungsfrist bei fahrlässiger Tötung.
    Brand war drei Jahre und drei Wochen nach der Fahrerflucht nach Santa Barbara zurückgekehrt. Weil er geglaubt hatte, sein Verbrechen wäre verjährt. Aber er hatte sich nicht gründlich genug informiert. Die Verjährung lief nicht, wenn Anklage erhoben und ein Haftbefehl erlassen worden war. Er hätte sich anwaltlich beraten lassen sollen.
    Besser gesagt, er hätte sich von einem Anwalt beraten lassen sollen, der seine Interessen im Auge hatte. Mir ging plötzlich ein ganzer Kronleuchter auf. Natürlich. Harley hatte ihn bewusst getäuscht.
    Ein Auto röhrte den Canyon herauf. So wie der Motor heulte, musste der Fahrer ihn bis weit in den roten Bereich hochgejagt haben. Ich robbte vorsichtig an den Rand der Böschung. Voller Erleichterung sah ich den Audi die Serpentinen nehmen. Ich sprang auf, rannte auf die Straße und winkte.
    Auf der anderen Straßenseite stand Rudenski. Als er mich bemerkte, stürzte er los.
     
    Ich schrie auf, als wir zusammenprallten. Jeden Augenblick meinte ich, das Beil zu spüren. Aber er presste mich gegen seinen Brustkorb und stieß mich zum Hang.
    Er wollte mich von der Straße in die Dunkelheit befördern, wo er mich ungestört zu Hackfleisch verarbeiten konnte. Das musste ich um jeden Preis verhindern. Ich wand mich und stemmte die Füße in den Boden, während er mich weiter an den Straßenrand drängte. Mitleid ist fatal. Ich ballte die Faust
mit dem Daumen nach oben wie ein Tramper und schlug wild mit den Armen. Mein Daumennagel bohrte sich in sein Auge.
    Er heulte auf und griff nach seinem Gesicht. Ich fuhr herum, aber er packte mich an den Hüften und brachte mich zu Fall, sodass ich mit Ellbogen und Kinn auf der Straße aufschlug. Er landete keuchend auf meinem Rücken. Ich hörte das Hackbeil über den Asphalt kratzen, spürte Rudenskis Schweiß. Ich wand mich stöhnend und schreiend unter ihm.
    Jesses Audi raste um die Kurve. Das grelle Scheinwerferlicht nahm mir die Sicht. Ich schrie wie am Spieß, aber Rudenski hielt mich fest umklammert. Wir lagen bäuchlings auf der Mittellinie.
    Jesse bremste mit quietschenden Reifen und riss das Lenkrad herum. Der Wagen schleuderte.
    Ich

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