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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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kam dann in Frage? Unweigerlich musste Alex an Elfie Ruhland denken. Diese hatte Juliane Knörringer offenbar auf dem Kieker gehabt und gab sich nun seltsam unberührt von deren Ableben, schien es sogar als höchst spannend zu empfinden. Auch ihr Alibi musste überprüft werden.
    Alex seufzte und verabschiedete sich von Carlos Knörringer.

1 7.
    Langsam stieg Elfie die Treppen zur Privatwohnung der Knörringers hinauf, offenbar jedoch immer noch zu schnell für Amadeus, der bedächtig eine Stufe nach der anderen nahm. Als der Mops endlich oben angekommen war, hatte Elfie bereits zweimal geklingelt und wollte gerade wieder gehen, als die Tür einen Spalt breit geöffnet wurde.
    »Sie, Frau Ruhland?«, fragte Carlos Knörringer erstaunt und öffnete die Tür zur Gänze. Dann fiel sein Blick auf Amadeus.
    »Heute habe ich wieder Hundedienst«, erklärte Elfie. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus.«
    Carlos winkte nur müde ab. Er sah schrecklich aus. Zwar war er nicht mehr verkatert so wie gestern, aber mit den vom Weinen verschwollenen Augen, unrasiert mit dunklen Bartstoppeln und in einem zwar sauberen, aber doch recht saloppen dunkelblauen Trainingsanzug sah er sich selbst kaum ähnlich.
    »Ich habe den Leichenwagen auf den Parkplatz zurückgestellt. Außerdem habe ich eine leckere Kartoffelsuppe gekocht und Ihnen etwas davon mitgebracht«, sagte Elfie.
    »Ans Essen haben Sie sicher noch nicht gedacht. Aber Sie wissen ja, Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.«
    »Treten Sie bitte ein«, murmelte Carlos Knörringer und führte Elfie ins Wohnzimmer, einen Raum, in dem überallJuliane Knörringer zu spüren war. Amadeus trottete hinterher.
    Zwar gab es wenig Dekorationsstücke, aber einige Bilder von Juliane im Ballettkostüm hingen an der Wand, wunderschöne Fotografien, in denen Julianes Tanzbegeisterung zum Ausdruck kam.
    Am meisten staunte Elfie allerdings über eine raumhohe Eckstellage, in der Julianes Tangoschuhe aufgereiht waren. Schuhe in allen Farben und mit allen möglichen Absätzen, Highheels, Stilettos, schlichte Pumps, Peeptoes und Sandaletten. Es dauerte einige Augenblicke, bis Elfie sich von der Überraschung erholt hatte, dass es Menschen gab, die statt Bücher ihre Schuhe ins Wohnzimmerregal stellten.
    Dann sagte sie: »Vielleicht sollte ich erst einmal meinen Topf in die Küche bringen.«
    Sie sah sich suchend um.
    Carlos wies ihr die Richtung, und Elfie stellte die Suppe auf dem Herd ab.
    »Soll ich uns Kaffee kochen? Ich sehe gerade, Sie haben hier die gleiche Maschine wie im Büro. Damit kenne ich mich ja bestens aus. Was soll es denn sein? Cappuccino oder Latte Macchiato?«
    »Danke! Nur einen Espresso, schwarz, bitte«, meinte Carlos Knörringer. »In der Zwischenzeit würde ich mich gern etwas frisch machen.«
    »Gehen Sie nur, ich finde mich schon zurecht.«
    In der funktional eingerichteten und ordentlichen Küche fand Elfie schnell alles, was sie brauchte. Aus dem Vorratsschrank nahm sie eine angebrochene Packung mit Plätzchen und dekorierte ein paar Kekse auf einem Teller.
    »Nein, die sind nicht für dich«, beschied sie Amadeus, der sich sehnsüchtig nach oben reckte.
    Dann platzierte sie Tassen und Teller auf der Theke der Küchenbar und legte noch die Servietten dazu, die sie von zu Hause mitgebracht hatte.
    Nach ein paar Minuten erschien Carlos Knörringer in der Küchentür und sah beinahe wieder wie er selbst aus. Frisch rasiert, gekämmt, mit Schlips und Kragen bot er das Bild des seriösen Menschen, der er war.
    Elfie servierte ihm den Espresso und sah, wie seine Hand zitterte, als er die Tasse zum Mund führte.
    »Sie sollten wenigstens etwas Milch und Zucker hineintun«, empfahl sie. »Ein paar Kalorien brauchen Sie schon, sonst fallen Sie noch um. Und essen Sie ein paar Plätzchen.«
    Carlos schüttelte den Kopf und setzte die Tasse ab. »Ich kann nicht. Mir ist immer noch übel. Ich begreife das alles gar nicht.«
    Seine Stimme kippte, und er vergrub das Gesicht in den Händen.
    Elfie trat zu ihm, legte ihm den Arm um die Schulter. »Es  ist auch nicht einfach zu begreifen, was da passiert ist. Bis jetzt weiß man noch nicht, wie Ihre Mutter zu Tode gekommen ist. Diese Unsicherheit ist schwer zu ertragen.«
    »Aber dass sie tot ist, das steht fest. Und das ist für mich schlimm genug. Vor allem, wo wir doch diesen schrecklichen Streit hatten.« Carlos hatte Mühe, ein Schluchzen zu unterdrücken.
    Amadeus watschelte zu ihm, ließ sich auf den Bauch plumpsen

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