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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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Sammelsurium verschiedenster Dinge, die Elfie der Reihe nach herausholte und auf den Boden neben sich legte. Einen Seidenschal von Gucci, ein Paar Glacéhandschuhe, eine Geldbörse aus feinem Leder mit einer Münze darin.
    »Was soll das nur?«, fragte sie ratlos und hielt einen Silberlöffel mit Gravur in der Hand.
    »Kennen Sie einen Robert?« Sie sah zu Carlos auf.
    Der schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, das sind Dinge, die eigentlich den Verstorbenen in den Sarg gegeben werden sollten«, meinte er leise.
    Elfie riss die Augen auf. »Das alles hat sie einfach an sich genommen? Hier zum Beispiel: Eine schöne alte Ausgabe von ›Der kleine Prinz‹. Warum denn bloß? Hat sie sich davon einen gewissen Verkaufswert versprochen, und es hat dann nicht geklappt?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht war es so.« Carlos’ Stimme klang heiser vor Scham.
    »Hier ist ein kleines Holzkästchen.« Elfie schüttelte es und wollte es Carlos in die Hand drücken.
    Doch der griff nicht richtig zu. Das Kästchen fiel herunter, und der Deckel sprang auf. Zwanzig, dreißig goldene Eheringe rollten in alle Ecken des Zimmers. Vielleicht war auch der von Frau Gebhard darunter.
    Carlos ließ sich auf das Bett fallen und gab einen dumpfen Laut des Entsetzens von sich.
    »Vielleicht wollte sie mit dem Einschmelzen warten, bis der Goldpreis noch höher gestiegen ist.« Elfie biss sich auf die Lippen, nachdem sie den schockierten Ausdruck in Carlos’ Augen wahrgenommen hatte. »Entschuldigung, das war nicht besonders taktvoll von mir.«
    »Mutter war wohl auch nicht besonders taktvoll«, gab Carlos zur Antwort.
    Wie würde er nur damit fertigwerden, dass seine Mutter nicht nur eine Betrügerin, sondern wahrscheinlich sogar eine Mörderin war, dachte Elfie voller Mitgefühl.
    Plötzlich hörten sie ein lautes Kratzen unter dem Bett. Dann kam Amadeus angetrottet, ein winziges rotes Etwas in der Schnauze.
    Was war das denn? Elfie sah Carlos an, und beide wurden so rot wie der Stringtanga aus feuerroter Spitze, den der Mops ihnen zu Füßen legte.
    »Ihre Mutter hat so etwas sicher unter ihren Tangokleidern getragen«, murmelte Elfie, um die Situation ein wenig zu entspannen.
    Carlos schwieg, und Elfie wandte sich wieder der Schublade zu. Als sie ihm kurz darauf ein Samtbeutelchen reichen wollte, schüttelte er den Kopf. Elfie sah hinein und hätte beinahe laut gelacht.
    Piercings in allen Variationen. Bauchnabelstecker, Nasenringe, klappernde Lippenkugeln. Diese Teile, die Juliane Knörringer so gehasst hatte, wollte sie sie auch den Toten nicht gönnen oder was steckte dahinter? Man würde es wohl nie erfahren. Saskia hätte jedenfalls ihre helle Freude daran.
    Inzwischen war Elfie auf dem Grund der Schublade angekommen.
    »Ich fürchte, wir werden nicht weiter fündig«, meinte sie enttäuscht. »Kein Perlenschmuck, und für einen Pelz ist der Platz bei weitem nicht ausreichend. Hier ist nur noch eine kleine Mappe mit Zetteln. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass wir da … oder doch?«
    Carlos sprang auf, als Elfie plötzlich die Stimme erhob. »Ich glaube, ich hab’s! Die Quittung einer Änderungsschneiderei für die Umarbeitung eines Pelzmantels. Er soll in zehn Tagen fertig sein.«
    »Meinen Sie, das könnte der Mantel von Frau Gebhard sein?«, fragte Carlos atemlos.
    »Ich denke schon. Hoffentlich hat die Schneiderin noch nicht angefangen. Dann wäre alles noch zu retten.«
    »Ja, schon, aber der Perlenschmuck ist nicht aufgetaucht.Wie soll ich den Angehörigen erklären, dass der Mantel wieder da ist, der Schmuck aber verschwunden bleibt?« Carlos war immer noch verzweifelt.
    »Warten Sie, ich habe hier noch einen Zettel.« Jetzt klang Elfie ganz aufgeregt. »Ein Kassenzettel über den Ankauf einer Perlenhalskette mit dazu passenden Ohrringen. Dreitausend Euro hat der Juwelier gezahlt. Falls man den Käufer so nennen kann. Der Laden liegt in einer etwas düsteren Gegend im Bahnhofsviertel.«
    »Bei diesen wertvollen Stücken ist es ja gut möglich, dass sich bis jetzt noch kein Interessent für den Schmuck gefunden hat.« Offenbar hatte Carlos wieder Hoffnung geschöpft.
    »Ich kümmere mich gleich morgen darum.« Elfie verstaute die beiden Zettel in ihrer Jackentasche.
    Man sah Carlos an, dass er Elfie vor lauter Dankbarkeit am liebsten umarmt hätte, aber seine anerzogene Zurückhaltung hielt ihn davon ab.
    Elfie lächelte ihn an. »So, nachdem wir die Angelegenheit mit der Strafanzeige vielleicht aus dem Weg geräumt

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