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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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gestellt«, sprach Carlos weiter. »Doch sie hat sich geweigert, mit mir darüber zu sprechen. Das ginge mich nichts an. Dabei bin ich seit kurzem Teilhaber der Firma und fühle mich verantwortlich. Deshalb habe ich nicht locker gelassen.«
    Erneut öffnete sich die Tür. Elfie stellte einen Becher mit dampfendem Tee auf den Schreibtisch.
    »Vorsicht, er ist noch sehr heiß«, sagte sie mit einem fürsorglichen Blick auf Carlos.
    Dieser stierte unglücklich auf den Kamillentee. Dannwürgte es ihn, er erhob sich schwerfällig und schwankte zur Tür hinaus.
    »Hoffentlich schafft er es noch bis zur Toilette«, sagte Elfie. »Ich hätte ihm wohl besser eine Bloody Mary bringen sollen. Die Zutaten dafür haben wir jedoch leider nicht da.«
    »Sie meinen, dass Herr Knörringer einen Kater hat?«, fragte Alex nach.
    »Ganz sicher«, antwortete Elfie. »Er hat ja noch eine Fahne. Und so derangiert, wie er heute aussieht, hat er bestimmt die Nacht durchgemacht oder in seiner Kleidung geschlafen.«
    Mit schleppenden Schritten kam Carlos zurück und ließ sich erschöpft in seinen Sessel fallen.
    Elfie öffnete die Flügeltüren zum Garten. »Vielleicht hilft ein wenig frische Luft. Und wenn die Frau Kommissarin mit Ihnen fertig ist, schlafen Sie sich erst einmal aus.«
    Elfie nickte Carlos im Vorbeigehen freundlich zu. Dann ging sie hinaus, ließ die Tür jedoch einen Spalt offen, wie Alex halb verärgert, halb belustigt feststellte. Sie stand auf und schloss die Tür mit Nachdruck. Auf dem Flur hörte sie Schritte, die sich eilig entfernten.
    »Also, Herr Knörringer, Ihre Mutter wollte Ihnen nichts über die verschwundenen Sachen sagen«, nahm Alex den Faden wieder auf.
    »Ja, wir haben uns so heftig gestritten wie noch nie. Aber ich konnte Ihre Haltung einfach nicht akzeptieren. Dann wollte sie auch noch mit mir tanzen. Die ganze Situation war so absurd. Irgendwie schien Juliane nicht ganz bei sich zu sein.«
    »Tanzen?«, fragte Alex. »Wieso das denn?«
    »Juliane und ich sind begeisterte Tangotänzer.« Bei diesenWorten wurde Carlos’ Stimme etwas lebhafter. »Abends haben wir oft in der Halle getanzt, weil dort am meisten Platz ist. Juliane hatte sich gestern Abend schon umgezogen. Meine Fragen waren ihr sichtlich unangenehm. Um die Diskussion zu beenden, hat sie die Musik ganz laut aufgedreht.«
    »Aber Sie haben nicht klein beigegeben?«
    »Nein, ich war furchtbar wütend. Juliane kann mich doch nicht wie ein kleines Kind behandeln. Aber sie hat nur gelacht und mir den Mund zugehalten. Da habe ich mich losgerissen und bin zur Tür gerannt.«
    »Das war alles?«
    »Nein, ich wollte unbedingt das letzte Wort haben.« Carlos flüsterte jetzt wieder und blickte zu Boden. »Von der Tür habe ich ihr zugerufen, dass ich die Firma verlasse, wenn sie mich nicht für voll nimmt. Da hat sie mich ganz verängstigt angesehen.«
    Er schluckte ein paar Mal und strich sich über die Stirn, auf der Schweißperlen standen. »Dann kam sie mit erhobenen Händen auf mich zu und hat mich zum Tanzen aufgefordert. Zur Versöhnung, wie sie sagte. In meinem Zorn habe ich ihre Hände unsanft weggedrückt und sie angeschrien, dass ich nie wieder mit ihr tanzen, sondern mir eine Frau in meinem Alter suchen würde.«
    »Nicht gerade charmant, aber durchaus nachvollziehbar«, kommentierte Alex.
    Carlos schnaubte. »Sie kennen meine Mutter nicht. Das war für sie das Allerschlimmste. Deswegen habe ich es ja gesagt. Ich wollte ihr richtig wehtun. Und jetzt ist sie tot.«
    Er verbarg sein Gesicht in den Händen.
    »Aber durch böse Worte ist noch niemand gestorben. Haben Sie Ihre Mutter geschubst, oder ist sie gefallen?«
    »Nein, nein.« Carlos sah Alex traurig an. »Als ich ging, stand Juliane wie zu einer Salzsäule erstarrt da. Ich bin zu Martin Ritter gefahren und habe den Abend und die Nacht mit ihm und zwei Flaschen Wodka verbracht. Jetzt muss ich dafür büßen. Ich vertrage nämlich nicht viel Alkohol. Und Juliane auch nicht.«
    »Aber offenbar hat sie gestern Abend eine ganze Flasche Rotwein geleert.«
    »Alkohol ist Gift für sie bei ihrem hohen Blutdruck. Ich habe immer darauf geachtet, dass sie höchstens ein Glas trinkt. Ich hätte sie einfach nicht allein lassen dürfen.« Er sah in den Garten hinaus und schwieg.
    Alex glaubte nicht, dass Carlos Knörringer etwas mit dem Tod seiner Mutter zu tun hatte. Seine Trauer und seine Schuldgefühle schienen jedenfalls echt zu sein. Natürlich würde sie alle Fakten überprüfen.
    Aber wer

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