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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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dann eine zweite bis zu einer halbhohen Tür. Alex zog die Handschuhe an, bedeutete Elfie, das Gleiche zu tun, und schloss auf.
    Elfie knipste das Licht an. »Vorsicht, hier kann man nicht aufrecht stehen«, warnte sie. »Der Kerzenleuchter ist in dem Cellokasten da vorn.«
    Alex streckte sich und hob den Deckel des Kastens an. Tatsächlich lag ein großer, blutverschmierter Kerzenleuchter darin. Die Spurensicherung konnte hier unten gleich weitermachen.
    Als sie sich vorsichtig umdrehte und wieder aufrichtete, hörte sie Schritte auf der Treppe.
    Dann stolperte Carlos Knörringer die letzten Stufen herunter. Er hielt sich am Seil des Geländers fest und schwankte leicht hin und her. Sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. Er öffnete und schloss mehrfach den Mund, brachte jedoch keinen Ton heraus.
    Elfie sprang Carlos zur Seite, stützte ihn und führte ihn behutsam die Treppe hinauf. Im Chefbüro ließ er sich kraftlos auf seinen Schreibtischstuhl sinken. Elfie wuselte um ihn herum und sprach dabei leise und beruhigend auf ihn ein.
    Alex informierte den Leiter der Spurensicherung über den Kerzenleuchter im Keller, dann nahm sie auf dem Besuchersessel an Carlos’ Schreibtisch Platz.
    Elfie stand dicht neben ihm und hatte einen Arm um seine Schultern gelegt.
    »Herr Knörringer«, begann Alex. »Zuerst mein Beileid. Der plötzliche Tod Ihrer Mutter muss ein schrecklicher Schock für Sie sein. Aber ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    Carlos zeigte keinerlei Reaktion. Alex war sich nicht sicher, ob ihre Worte überhaupt zu ihm durchgedrungen waren.
    Elfie tätschelte seine Hand und sah Alex vorwurfsvoll an.
    »Muss das wirklich sofort sein?«, fragte sie. »Lassen Sie den armen Jungen doch erst einmal zu sich kommen.«
    »Das geht leider nicht«, entgegnete Alex mit Nachdruck. »Wir haben eine ungeklärte Todesursache. Und ich brauche dringend Informationen.«
    Elfie holte sich einen Stuhl heran und wollte sich neben Carlos setzen.
    »Frau Ruhland«, sagte Alex und versuchte, Elfie anzulächeln, obwohl ihre Geduld langsam am Ende war. »Dies ist eine polizeiliche Vernehmung. Bitte verlassen Sie den Raum.«
    Elfie stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Nur widerwillig ging sie zur Tür. Dann hellte sich ihre Miene wieder auf. »Ich mache Ihnen beiden einen schönen  Kaffee. Sie können bestimmt eine Stärkung gebrauchen.«
    Nachdem Elfie verschwunden war, fragte Alex: »Wann haben Sie Ihre Mutter das letzte Mal gesehen?«
    Carlos reagierte immer noch nicht, starrte nur vor sich hin.
    »Herr Knörringer«, sagte Alex eine Spur lauter. »Reden Sie mit mir! Wo waren Sie gestern Abend?«
    »Es ist alles meine Schuld«, flüsterte Carlos, ohne den Blick zu heben, und so leise, dass Alex ihn kaum verstehen konnte.
    »Was ist Ihre Schuld?«, hakte Alex nach.
    »Wir hatten gestern Abend einen furchtbaren Streit«, sagte Carlos mit tonloser Stimme und verstummte wieder.
    Zu mehr als einem zusammenhängenden Satz schien er nicht fähig zu sein.
    Während Alex wartete, dass Carlos weitersprach, musterte sie ihn eingehend. Er sah nicht nur extrem blass aus, sondern seine Kleidung wirkte verknittert, und seine Haare waren zerzaust, was überhaupt nicht zu seiner sonstigen gepflegten Erscheinung passte.
    Die Tür öffnete sich, Elfie kam mit einem Tablett herein und servierte Kaffee.
    »Trinken Sie einen Schluck, Herr Knörringer«, sagte sie aufmunternd. »Das tut Ihnen gut.«
    Doch Carlos schob seine Tasse von sich fort und drehte den Kopf zur Seite. Seine Gesichtsfarbe hatte von weiß zu grün gewechselt.
    »Bitte nehmen Sie das wieder mit«, stammelte er. »Von dem Geruch wird mir übel.«
    »Aber natürlich, Sie Armer!« Elfie nahm die Tasse wieder an sich. »Dann mache ich Ihnen einen Kamillentee.«
    »Bloß das nicht«, entfuhr es Carlos.
    Doch Elfie war schon wieder hinausgeeilt.
    »Herr Knörringer, jetzt erzählen Sie mir von dem Streit mit Ihrer Mutter«, forderte Alex ihn auf. »Worum ging es dabei?«
    Zum ersten Mal hob Carlos den Blick und sah Alex direkt an. »Es ging um den Pelzmantel und den Schmuck einer Verstorbenen, die verschwunden sind. Die Angehörigen drohen mit einer Anzeige. Juliane hat die Verstorbene hergerichtet.«
    Alex fiel sofort die Begegnung mit Juliane Knörringer in der Aussegnungshalle ein, ihre Erklärungen zu der Perlenkette der Toten und die fehlenden Ohrringe. Einen Pelzmantel hatte die Frau allerdings nicht getragen.
    »Gestern Abend habe ich Juliane deswegen zur Rede

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