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Rächende Geister

Rächende Geister

Titel: Rächende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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würde, sobald sich ihm eine Gelegenheit bot. Damit hätte er die abergläubischen Erklärungen der Todesfälle bekräftigt.«
    »Die Botschaft, die Henet mir brachte, stammte also nicht von dir?«
    Hori schüttelte den Kopf.
    »Ich ließ dir keine Mitteilung zukommen.«
    »Aber warum hat Henet dann…« Renisenb hielt verwirrt inne. »Ich begreife nicht, was für eine Rolle Henet bei all den Geschehnissen gespielt hat.«
    »Ich glaube, Henet kennt die Wahrheit«, sagte Hori nachdenklich. »Heute Morgen hat sie Yahmose gegenüber einige Andeutungen fallen lassen – eine gefährliche Handlungsweise. Er bediente sich ihrer, um dir hier aufzulauern, und sie gab sich bereitwillig dazu her, weil sie dich hasst, Renisenb.«
    »Ich weiß.«
    »Henet glaubt wohl, dass ihr Wissen ihr Macht verleihen würde. Aber ich bezweifle, dass Yahmose sie noch lange hätte leben lassen. Vielleicht hat er sie sogar schon…«
    Renisenb erschauerte.
    »Yahmose war wahnsinnig«, sagte sie. »Er war von bösen Geistern besessen, aber so stand es nicht immer mit ihm.«
    »Nein, und gleichwohl… erinnerst du dich, Renisenb, ich erzählte dir doch einmal, dass Sobek als Kind Yahmose heftig schlug und dass deine Mutter blass und zitternd herzukam und rief: ›Das ist gefährlich!‹ Wahrscheinlich meinte sie damit, es sei gefährlich, Yahmose so etwas anzutun. Vergiss nicht, am nächsten Tag war Sobek krank – man hielt es für eine Fleisch- oder Fischvergiftung; doch deine Mutter wusste wohl Bescheid über die sonderbare, zurückgedämmte Wut, die in der Brust ihres sanften, schwachen Söhnchens schwelte, und sie befürchtete, dass sie eines Tages aufflammen könnte…«
    Wieder lief Renisenb ein Schauer über den Rücken.
    »Ist denn niemand, was er scheint?«, fragte sie.
    Hori lächelte sie an.
    »Doch, einige wohl. Kameni und ich sind so, wie du uns siehst, denke ich. Kameni und ich…«
    Die letzten Worte sprach er mit besonderer Betonung, und mit einem Mal wurde Renisenb klar, dass sie an einem Scheideweg ihres Lebens stand.
    Hori fuhr fort:
    »Wir lieben dich beide, Renisenb. Du weißt das sicher.«
    »Und doch hast du zugelassen, dass meine Heirat beschlossen wurde«, erwiderte sie langsam. »Du hast nichts gesagt.«
    »Es geschah zu deinem Schutz. Esa dachte ebenso. Ich musste unbeteiligt und fern bleiben, damit ich Yahmose dauernd überwachen konnte, ohne seine Feindschaft zu erregen.« Bewegt fügte Hori hinzu: »Du musst bedenken, Renisenb, dass Yahmose jahrelang mein Freund war. Ich liebte Yahmose sehr. Ich versuchte, deinen Vater zu beeinflussen, dass er ihm die Stellung verlieh, die er sich wünschte. Es gelang mir nicht. Dann war es zu spät. Obwohl ich zumindest überzeugt war, dass Yahmose Nofret getötet hatte, wollte ich es nicht glauben. Ich suchte sogar Entschuldigungsgründe für seine Tat. Yahmose, mein unglücklicher, gequälter Freund, war mir sehr teuer. Als dann Sobek, Ipy und schließlich auch Esa tot waren, da wusste ich, dass das Böse in Yahmose das Gute endgültig ausgelöscht hatte. Und so ist Yahmose durch meine Hand gestorben. Er hat einen schnellen, fast schmerzlosen Tod erlitten.«
    »Tod… immerzu Tod…«
    »Nein, Renisenb, heute siehst du nicht dem Tod entgegen, sondern dem Leben. Mit wem willst du dieses Leben teilen? Mit Kameni oder mit mir?«
    Renisenb blickte über das Tal auf den Silberstreifen des Nils.
    Vor ihr erstand sehr deutlich das lächelnde Antlitz Kamenis wie sie es an jenem Tag im Boot gesehen hatte. Schön, stark, fröhlich war er… Sie fühlte wieder ihr Blut klopfen. Sie liebte Kameni. Kameni konnte den Platz einnehmen, den Khay in ihrem Leben innegehabt hatte.
    Sie dachte: Wir werden glücklich miteinander sein. Und wir werden gesunde, schöne Kinder haben. Es wird Tage der Arbeit geben und Tage der Freude. Das Leben wird wieder sein, wie ich es mit Khay kannte. Was könnte ich mehr verlangen? Was wünsche ich mir anderes?
    Langsam wandte sie Hori das Gesicht zu. Es war, als ob sie ihm ohne Worte eine Frage gestellt hätte.
    Er schien sie zu verstehen, denn er antwortete: »Als du noch ein Kind warst, liebte ich dich schon. Ich liebte deinen ernsten Ausdruck und das Vertrauen, mit dem du zu mir kamst und mich batest, dir dein zerbrochenes Spielzeug instand zu setzen. Und dann kehrtest du nach achtjähriger Abwesenheit zurück und kamst mit den Gedanken, die dich bewegten, zu mir. Und deine Gedanken sind wie die meinen, Renisenb; sie schweifen über den Fluss hinaus und erfassen

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