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Rächende Geister

Rächende Geister

Titel: Rächende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Neues.«
    »Ich weiß, Hori. Ich habe das auch so empfunden. Aber nicht immer. Es gibt Augenblicke, wo ich dir nicht zu folgen vermag.«
    Sie war verwirrt. Wie das Leben mit Hori sein würde, das konnte sie sich nicht vorstellen. Trotz seiner Güte, trotz seiner Liebe zu ihr blieb er in gewisser Weise unberechenbar und unverständlich. Mit ihm erlebte man reiche Stunden von großer Schönheit – aber wie würde es im Alltag sein?
    Sie hielt ihm beide Hände hin.
    »O Hori, entscheide du für mich. Sag mir, was ich tun soll.«
    Er lächelte sie an, wie er einst das Kind Renisenb angelächelt hatte. Aber er ergriff ihre Hände nicht.
    »Ich kann dir nicht sagen, was du mit deinem Leben machen sollst, Renisenb. Es ist dein Leben, über das nur du entscheiden kannst.«
    Da wurde ihr klar, dass sie keine Hilfe erhielt, dass ihre Sinne nicht angesprochen wurden, wie es durch Kameni geschehen war. Wenn Hori sie berührt hätte…, aber er berührte sie nicht.
    Und die Wahl stellte sich ihr mit einem Mal in einer einfachen Form dar: ein leichtes Leben oder ein schweres Leben. Da verlockte es sie sehr, sich abzuwenden und den gewundenen Pfad hinabzugehen, hinunter zu dem normalen, glücklichen Leben, das sie kannte, das sie früher mit Khay geteilt hatte. Dort erwartete sie Sicherheit, tägliche Freuden und Leiden, nichts gab es zu fürchten außer Alter und Tod.
    Tod… Von Lebensgedanken hatte sie wieder den Kreis zum Tod gezogen. Khay war gestorben. Vielleicht musste auch Kameni sterben, und dann verblasste sein Gesicht wie Khays Antlitz langsam in ihrer Erinnerung…
    Sie betrachtete Hori, der ruhig neben ihr stand. Sonderbar, dachte sie, dass sie nie wirklich gewusst hatte, wie Hori aussah. Sie hatte es nie zu wissen brauchen.
    Nun sprach sie, und der Ton ihrer Stimme war genau wie damals, als sie verkündet hatte, dass sie bei Sonnenuntergang den Pfad allein hinuntergehen wollte.
    »Ich habe meine Wahl getroffen, Hori. Ich will mein Leben mit dir teilen, im Guten wie im Bösen, bis der Tod kommt…«
    Als seine Arme sie umschlangen und die Berührung seiner Wange sie mit einer neuen Wonne erfüllte, durchströmte sie plötzlich ein berauschendes Lebensgefühl.
    Wenn Hori sterben müsste, dachte sie, würde ich ihn nicht vergessen! Hori ist immerdar ein Lied in meinem Herzen. Das bedeutet, dass es keinen Tod mehr gibt.

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