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Raecher des Dunklen Imperiums

Raecher des Dunklen Imperiums

Titel: Raecher des Dunklen Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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während er, Hawkmoon, Graf Brass erkannt hatte, sich der andere nicht bewußt gewesen war, wer ihm gegenüberstand.
    „Weshalb müßt Ihr mich töten? Wer verlangt es von Euch?"
    „Das Orakel. Obgleich ich jetzt tot bin, darf ich wieder leben. Aber wenn ich wieder lebe, muß ich sichergehen, daß ich nicht in der Schlacht von Londra falle. Deshalb bin ich gezwungen, den zu töten, der mich in diese Schlacht führen und an jene verraten wird, gegen die ich kämpfe. Und dieser eine ist Dorian Hawkmoon von Köln, der es auf mein Land abgesehen hat - und auf meine Tochter."
    „Ich habe mehr als genug eigene Länder, und Eure Tochter wurde mir lange vor der Schlacht von Londra anvermählt. Jemand treibt ein böses Spiel mit Euch, Freund Geist."
    „Weshalb sollte das Orakel mich betrügen?"
    „Habt Ihr noch nichts von falschen Orakeln gehört? Woher kommt Ihr?"
    „Woher? Von der Erde natürlich."
    „Und wo, glaubt Ihr, befindet Ihr Euch jetzt?"
    „Natürlich in der Unterwelt. Nur wenige können von hier entkommen. Aber ich kann es. Doch dazu muß ich Euch zuerst töten, Dorian Hawkmoon."
    „Etwas will mich mit Eurer Hilfe vernichten, Graf Brass - wenn Ihr Graf Brass seid. Ich kann mir dieses Rätsel nicht erklären, aber ich habe das Gefühl, daß Ihr wirklich glaubt, Graf Brass zu sein, und auch, daß ich Euer Feind bin. Vielleicht ist alles eine Lüge - vielleicht nur ein Teil."
    Graf Brass runzelte die Stirn. „Ihr verwirrt mich. Ich verstehe es nicht. Darauf hat man mich nicht vorbereitet."
    Hawkmoons Mund war wie ausgedörrt. Sein Kopf schwirrte so sehr, daß er kaum denken konnte. So viele verschiedene Gefühle wirbelten durcheinander: Trauer um seinen toten Freund. Haß auf den, der das Gedenken an ihn entweihen wollte. Ein wenig Angst, daß es tatsächlich ein Geist war. Und tiefes Mitleid, wenn das vor ihm wirklich ein aus dem Grab geholter und zur Puppe erniedrigter Graf Brass war.
    Nicht an den Runenstab dachte er bei diesem undurchsichtigen Spiel, sondern an die makabre Wissenschaft des Dunklen Imperiums. Diese ganze Geschichte hatte die Prägung des perversen Genies Granbretaniens. Aber wie konnte sie in Szene gesetzt worden sein? Die beiden größten Zauberwissenschaftler des Dunklen Imperiums, Taragorm und Kalan, waren tot. Niemand war ihnen, solange sie lebten, an Genialität gleichgekommen, und niemand vermochte sie zu ersetzen, nachdem sie gestorben waren.
    Weshalb sah Graf Brass soviel jünger aus, als er ihn gekannt hatte? Weshalb erkundigte er sich nicht nach Yisselda?
    „Wer hätte Euch vorbereiten sollen?" fragte Hawkmoon. Wenn es zu einem Kampf kam, würde Graf Brass ihn mit Leichtigkeit besiegen können. Graf Brass war der beste Kämpfer Europas gewesen. Selbst in seinen mittleren Jahren hatte es niemanden gegeben, der ihn im Zweikampf hätte schlagen können.
    „Das Orakel. Und noch etwas verwirrt mich, mein zukünftiger Feind. Weshalb, wenn Ihr doch noch lebt, haust auch Ihr in der Unterwelt?"
    „Das hier ist nicht die Unterwelt, wie Ihr glaubt. Hier ist das Land der Kamarg. Ihr erkennt es nicht, obgleich Ihr doch so viele Jahre lang sein Lordhüter wart - und es gegen das Dunkle Imperium zu verteidigen halft? Ich kann mir nicht denken, daß Ihr wahrhaftig Graf Brass seid."
    Die Gestalt hob nachdenklich die behandschuhten Finger an die Stirn. „Ihr glaubt also nicht, daß ich bin, wer ich bin? Aber wir sind uns nie begegnet."
    „Nie begegnet! Wir haben in vielen Schlachten Seite an Seite gefochten. Wir haben einander das Leben gerettet. Ich glaube, Ihr seid ein Mann, der Ähnlichkeit mit Graf Brass hat, und von einem Zauberer benutzt wird, der ihm einredete - und vermutlich mit Magie nachhalf -, daß er Graf Brass sei, und ihm dann den Auftrag erteilte, mich zu töten. Vielleicht ist das Dunkle Imperium nicht vollständig zerstört worden? Vielleicht gibt es einige von Königin Flanas Untertanen, die mich hassen. Sagt Euch das etwas?"
    „Nein. Aber ich weiß, daß ich Graf Brass bin."
    „Woher wollt Ihr wissen, daß Ihr Graf Brass seid?"
    „Weil ich es bin!" brüllte die Gestalt. „Tot oder lebend - ich bin Graf Brass!"
    „Wie könnt Ihr Graf Brass sein, wenn Ihr mich nicht einmal erkennt? Wenn Ihr offenbar nichts weiter von Eurer Tochter wißt, als das, was Euch das ,Orakel' gesagt hat, daß ich es auf sie abgesehen habe! Wenn Ihr die Kamarg für die Unterwelt haltet! Wenn Ihr Euch an nichts erinnert, was wir gemeinsam im Dienst des Runenstabs taten! Wenn Ihr glaubt, daß

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