Rächer des Herzens (German Edition)
schrecklicher Angst.“ Sie drückte Pens Hände ganz fest. „Es war ein großer Fehler, zu Beginn nicht auf einer Annullierung oder gesetzlichen Trennung zu bestehen.“
„Das ist jetzt zu spät“, sagte Pen. „Du und Marcus gehören zusammen, Bella. Du musst Vertrauen haben.“ Sie seufzte und rückte ein wenig weg. „Als du zurückkamst und ganz derangiert aussahst, befürchtete ich, dass es etwas mit India zu tun hatte“, gestand sie und fügte mit ungewohnter Heftigkeit hinzu: „Ich weiß, dass Salterton ihr Zuhause war, aber so wie dieses Haus mit ihren Sachen vollgestopft ist, scheint es mir, dass man sich darin wirklich nicht wohlfühlen kann. Ich würde überall im Haus durchgehen und alle ihre Bilder und die albernen Figuren, die sie gesammelt hat, entfernen“, fuhr sie fort. „Weißt du eigentlich, dass Marcus nach Indias Tod nichts in ihrem Zimmer verändert hatte? Alles wurde so gelassen, wie es zu ihren Lebzeiten gewesen war. Mrs. Lawton hat mir das erzählt. Erst als das Feuer in Salterton Cottage ausgebrochen war, ließ Marcus alle Sachen von India in Truhen packen und hier in einem der Bodenräume lagern.“
„Pen“, sagte Isabella vorwurfsvoll, „du hast dich mit Klatsch abgegeben.“
„Nun.“ Pens Gesicht bekam einen etwas störrischen Ausdruck. „Es kommt mir ein wenig wie Spuk vor.“
„Mir geht es auch etwa so“, gab Isabella zu. „Es ist, als ob India immer noch gegenwärtig ist.“ Sie seufzte. „Aber ich kann sie nicht ersetzen. Schließlich war sie Marcus’ erste Frau.“
Pen starrte sie an. „Wenn du glaubst, dass Marcus für India auch nur halb so viel empfand wie für dich, Bella, dann irrst du dich gewaltig! Er hat sich keinen Pfifferling für sie interessiert!“
„Warum behält er dann alle ihre Sachen?“, fragte Isabella aufgewühlt.„Warum hat er ihr Zimmer unberührt gelassen? Warum packt er dieses Haus voll mit Dingen, die ihn an sie erinnern müssen? Das spricht alles für eine ungewöhnliche Zuneigung. Außerdem …“, sie sank in sich zusammen, „… habe ich mit Marcus über India gesprochen. Ich weiß, wie viel sie ihm bedeutete.“
Pen sah verärgert aus. „Nun, ich mochte sie nicht besonders. Sie war hinterhältig.“
„Pen!“
Pen wurde rot. Sie goss Isabella und sich Tee ein und setzte sich anschließend mit der Tasse in der Hand auf die Bettkante.
„Ich glaube, ich kannte sie nicht besonders gut, da ich viel jünger als ihr beide war. Wahrscheinlich erinnerst du dich besser an sie als ich.“
„Ich erinnere mich gar nicht so gut an sie“, antwortete Isabella. „War sie nicht immer ziemlich still und in sich gekehrt?“
„Oh ja, aber irgendwie anders“, antwortete Pen. „Als wir 1804 hierherkamen, war sie auf eine merkwürdig aufgeregte Weise still, so als ob sie ein Geheimnis hütete. Aber im folgenden Jahr war sie einfach traurig und still, und ich fragte mich, was mit ihr geschehen war.“
„Du hattest schon als Kind eine sehr gute Beobachtungsgabe“, sagte Isabella. „Ich habe damals überhaupt keinen Unterschied bemerkt.“
Zu Isabellas Überraschung errötete Pen. „Ja, ich habe Leute beobachtet“, sagte sie leise. „Ich wusste, dass unsere Cousine in diesem ersten Jahr einen Verehrer hatte.“
Isabella sah überrascht auf und erinnerte sich daran, wie Martha Otter ihr erzählt hatte, dass Indias Verehrer abgewiesen worden war.
„Hast du ihn kennengelernt?“
„Nein, ich …“ Pen sah verlegen weg. „Ich weiß aber, dass sie sich heimlich trafen. Einmal habe ich sie beide im Garten gesehen.“
Einen Augenblick lang fragte Isabella sich, ob Pen etwas verwechselt hatte, ob es nicht vielleicht das Stelldichein zwischen ihr und Marcus gewesen war, das sie ungewollt gesehen hatte. Aber dann sagte Pen: „Er war Soldat, glaube ich. Sah sehr gut aus und hatte ein arrogantes Lächeln. Er lachte viel und stolzierte selbstbewusst daher.“ Plötzlich bekam sie einen träumerischen Gesichtsausdruck. „Ich möchte wissen, was aus ihm geworden ist.“
„Seine Werbung wurde von Onkel John abgewiesen“, sagte Isabella. Sie hatte sich wieder an etwas erinnert, das zu der Zeit ganz unwichtig zu sein schien. „Jetzt erinnere ich mich an ihn. Während meiner letzten Saison kam er einmal hier in die Gesellschaftssalons und versuchte, sich India zu nähern. Onkel John nannte ihn einen Schurken und ließ ihn hinauswerfen. Es war ein sehr peinlicher Vorfall.“
Eine Falte erschien zwischen Isabellas Brauen, während sie
Weitere Kostenlose Bücher