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Rächer des Herzens (German Edition)

Rächer des Herzens (German Edition)

Titel: Rächer des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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versuchte, sich weitere Einzelheiten des Vorfalls ins Gedächtnis zu rufen. Zu der Zeit hatte sie der Angelegenheit nicht viel Beachtung geschenkt, denn sie tanzte gerade mit Marcus und gab sich ganz den köstlichen und verbotenen Empfindungen hin, die durch seine Nähe in ihr ausgelöst wurden. Es hatte Unruhe bei der Tür am anderen Ende des Ballsaals gegeben. Lord John Southern hatte sich lautstark vernehmen lassen. Die Zielscheibe seines Zornes war ein junger Offizier der Armee gewesen, der sich aus dem Griff des Zeremonienmeisters zu befreien suchte und verzweifelt in der Menge der entsetzten Gäste einen Blick von India erhaschen wollte.
    „Seltsam“, sagte Isabella nachdenklich. „Ich hatte all das schon vergessen.“
    „Was geschah dann?“, fragte Pen gespannt.
    „Nicht viel“, antwortete Isabella. Sie hielt inne, denn auf einmal beschlich sie ein seltsames Gefühl. Hatte sie Indias Verehrer vielleicht doch noch einmal gesehen? Irgendetwas war da kürzlich gewesen … Sie konnte sich nicht mehr erinnern, aber das beunruhigende Gefühl blieb.
    Da Isabella sich nie den amourösen Affären hingegeben hatte, auf die sich ihr verstorbener Mann stets so gern einließ, wusste sie überhaupt nicht, wie hinderlich eine Abendgesellschaft für eine romantische Zweisamkeit sein konnte – zumindest für die Gastgeber. Isabella sehnte sich nach ihrem Mann in einer Art und Weise, die sowohl schamlos war als auch unerfüllt blieb. Jedes Mal wenn ihnen ein verstohlener Kuss gelang oder sie versuchten, allein zu sein, kamen gerade Freddie aus der Bibliothek, Alistair aus dem Salon oder Pen aus ihrem Schlafgemach und verwickelten sie in ein Gespräch, so als ob ihnen die knisternde Atmosphäre zwischen ihren Gastgebern, die sich nichts sehnlicher wünschten als ihre Flitterwochen allein zu genießen, überhaupt nicht bewusst war. Keiner der Gäste hatte auf Isabellas unmissverständliche Andeutungen, ob sie nicht vielleicht wieder nach London zurückfahren wollten, reagiert. Es schien sich ihnen also keine Gelegenheit zu bieten, einmal ungestört miteinander zu sprechen, geschweige denn Zärtlichkeiten auszutauschen.
    „Erinnere mich daran, dass wir nie wieder Gäste nach Salterton einladen wollen“, sagte Isabella zu Marcus, als sie beim Frühstück eine kurze Zeit allein waren. „Pen und Alistair haben sich gestern gestritten und sind sich im Augenblick spinnefeind, und Freddie scheint sich gründlich mit sämtlichen Bierschenken in Salterton vertraut zu machen, während du und ich …“ Sie hielt inne.
    „Niemals Zeit für uns haben“, ergänzte er. Er streckte die Hand aus und berührte leicht ihr Handgelenk. „Isabella, wenn wir tatsächlich etwas Zeit für uns haben könnten …“
    „Ja?“ Sie blickte mit einer gewissen Unruhe in seine dunklen Augen. Darin sah sie dasselbe ungestillte Verlangen, das sie selbst verspürte. Sie befeuchtete ihre Lippen. „Wenn wir allein sein könnten?“
    „Ich denke, wir könnten …“ Marcus unterbrach sich, als die Tür zum Speisesaal sich öffnete und Freddie Standish eintrat, begleitet von einem Diener mit einem Tablett mit Eiern und Toast. Bei der Unterbrechung hätte Isabella schreien können.
    „Guten Morgen, Freddie“, begrüßte sie ihn spitz. „Hast du für heute irgendwelche Pläne?“
    Freddie blickte sie aus den Augenwinkeln an. Sein Gesichtsausdruck glich dem eines Hundes, der weiß, dass man ihm böse ist, ohne zu verstehen warum.
    „Morgen, Bella“, murmelte er. „Ich habe daran gedacht, ein bisschen frische Luft am Hafen zu schnuppen.“
    „Schon wieder!“ Isabella konnte sich nur darüber wundern. „Der Blick vor der Schenke ist großartig, nicht wahr?“
    Freddie wurde rot und ließ sich in einen Sessel fallen. Wieder ging die Tür auf, und Pen kam herein. Hinter ihr erschien Alistair. Sie sahen sich weder an noch sprachen sie miteinander. Isabella stieß einen gereizten Seufzer aus, als die beiden sich so weit voneinander entfernt wie möglich setzten.
    „Guten Morgen“, sagte Isabella. „Ihr macht ja ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.“
    Marcus stand auf und brachte Isabella die Teekanne. „Ich möchte, dass du nach dem Frühstück mit mir ausreitest“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Mir reicht es jetzt. Wir reiten allein zur Kinvara-Bucht, und ich werde dich verführen.“
    Isabella verschluckte sich an ihrem Toast und erstickte fast daran. Ihre Augen tränten. Verschwommen sah sie Marcus, wie er recht selbstzufrieden am anderen

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