Rächer des Herzens (German Edition)
Augen blitzte es spöttisch auf, als sein Blick auf Isabella ruhte. „Warum denn nicht?“, fragte er.
„Weil Sie India liebten“, erwiderte Isabella. „Und ich bin überzeugt, dass Sie sie immer noch lieben. Sie wollten nicht India selbst, sondern ihren Vater bestrafen.“
Warwick schien in sich zusammenzusinken. „Woher wissen Sie das?“
„Weil Sie keinen Skandal heraufbeschworen haben, solange India lebte“, antwortete Isabella. „Erst nachdem sie gestorben war, versuchten Sie, Ihren Sohn zu finden.“
„Ich wollte India dazu bringen, mit mir zu fliehen, aber sie blieb hart.“ Warwick lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln. „Es ist schon seltsam, dass sie sich mir in Liebe hingegeben hat, sich mir aber nicht für ein ganzes Leben anvertrauen wollte.“
„Das ist gar nicht so seltsam“, wand Isabella ein, wobei sie daran dachte, dass sie mit ihrer Cousine mehr gemeinsam hatte, als sie sich je hätte vorstellen können. „In der Hitze des Augenblicks überwindet man seine Bedenken schnell. Aber wenn man eine Entscheidung für das ganze Leben treffen muss, kann es leicht sein, dass man sich falsch entscheidet.“ Sie sah Warwick an. „Was haben Sie danach getan?“
„Ich ging zurück zur Armee“, antwortete Warwick und zuckte die Achseln. „Aber recht bald wurde ich wegen Insubordination vor ein Kriegsgericht gestellt und ausgestoßen. Dann weilte ich eine Zeit lang in Irland, kam dann aber nach London zurück und geriet in schlechte Gesellschaft.“ Er entblößte seine Zähne mit einem Lächeln. „Und in schlechter Gesellschaft befinde ich mich immer noch, man könnte sogar sagen, ich sei nun ihr König.“
„Aber das Wichtigste war für Sie immer noch, Ihren Sohn zu finden“, sagte Isabella, wobei sie vor Anspannung fast zersprang. Sie konnte ihn nicht endlos in ein Gespräch verwickeln, und sie wusste nicht, wo dies enden sollte.
„Ja, da haben Sie recht“, antwortete Warwick. „Ich hörte mich in Salterton, in Schottland und in London um, aber ohne Ergebnis.“ Er sprach jetzt in einem leichten Plauderton, so als ob das Thema von nur geringer Bedeutung wäre. „Schließlich kam ich selbst nach Salterton und setzte einen Jungen darauf an, Stockhavens Haus hier zu durchstöbern, während ich nach Salterton Hall ging, um Lady Jane aufzusuchen. Sie war die einzige Person, die mir noch hätte helfen können.“
„Und wieder wurden Sie abgewiesen.“
Die herben Linien um Warwicks Mund traten stärker hervor. „Lady Jane wollte das Andenken ihrer Tochter auf keinen Fall beschmutzen, und wenn es auch nur bedeutet hätte, die Wahrheit anzuerkennen.“
Isabella war nicht überrascht. Wie auch für ihren Mann war es für Lady Jane von allergrößter Wichtigkeit gewesen, das zu schützen, was sie als die Interessen Indias und der gesamten Familie ansah – selbst über das Grab hinaus.
„Lady Jane ist in jener Nacht gestorben“, sagte Isabella.
Warwick wandte den Kopf blitzschnell um. „Damit hatte ich nichts zu tun.“
„Sie haben gestritten.“
„Und?“
„Sie war eine gebrechliche ältere Dame. Den Schock konnte sie nicht verwinden.“
Warwick zuckte wieder die Schultern. „Wie gesagt, damit hatte ich nichts zu tun.“
Bei dieser erschreckenden Gleichgültigkeit erschauderte sie. Irgendetwas stimmte hier nicht. Wenn es um seinen Sohn ging, war Warwick verletzbar. In allen anderen Dingen gab es keine Schwachstelle in seinem Panzer. Der Mann kannte kein Mitleid und hatte keine Gefühle.
„Was werden Sie jetzt tun, Lady Stockhaven?“, fragte er tonlos. Er rührte sich etwas von der Stelle, und Isabella fühlte wieder diese Anspannung. „Was soll ich jetzt tun, nun da Sie mich gesehen haben?“
„Ich denke, Sie sollten gehen“, sagte sie ruhig. „Hier gibt es nichts für Sie zu tun, Mr. Warwick. Sowohl India als auch ihre Mutter haben ihre Geheimnisse zu tief vergraben, als dass man sie aufdecken könnte.“
Warwick lächelte spöttisch. „Sie werden mir doch nicht sagen, dass ich meine Suche einstellen soll?“
„Welchen Zweck sollte die Suche haben?“, fragte Isabella. Mit einem Seufzer fügte sie hinzu: „Aber ich weiß auch, dass Sie nicht aufgeben werden.“
Er richtete sich auf und nickte dann kaum wahrnehmbar. „So ist es, obwohl alles dagegenspricht. Ich glaube, dass Sie mich wirklich verstehen.“
„Ja.“
Ihre Blicke trafen sich. Wieder spürte sie diese seltsame Verbundenheit. Sie war ihr zuwider, aber sie konnte sie nicht
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