Rächer des Herzens (German Edition)
zum Helden bestimmt.
„Freddie!“ Isabella war neben ihm, und in ihrer Stimme schwang Angst mit. Freddie sah, wie Marcus Stockhaven sich durch das Fenster hinunter auf den Fußboden schwang. Das Dach! Natürlich! Wenn ihm das nur eingefallen wäre …
Isabella drückte einen improvisierten Verband an seine Seite. Sicher hatte sie ihren Unterrock genommen, dachte Freddie. Er wollte ihr sagen, dass sie damit aufhören sollte, weil gutes Leinen zu kostbar war, um es so zu vergeuden – aber auch, weil seine Seite sehr schmerzte.
Langsam ließ er sich gegen die Wand gleiten und stöhnte. Isabella bettete seinen Kopf in ihrem Schoß. „Bald kommt Hilfe, Freddie“, sagte sie tröstend. „Mr. Cantrell holt einen Arzt. Es wird dir bald besser gehen.“
Freddie wusste ihre Worte zu würdigen, obwohl er ihnen nicht einen Augenblick lang Glauben schenkte.
„Wollte dir immer helfen, Bella“, sagte er mit offensichtlich großer Mühe. „Konnte es nicht, als wir jünger waren. Bin froh, dass ich dir jetzt endlich einmal einen Dienst erweisen konnte.“ Er zuckte zusammen, weil Marcus den Verband stärker andrückte.
„Die ganzen Jahre habe ich nicht gewusst, dass er derjenige ist“, flüsterte Freddie. „Wir hatten uns nie gesehen. Wenn ich gewusst hätte, dass er Indias Verehrer war …“ Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Isabella drückte ihm die Hand.
„Freddie …“
„Er hat meinen Lieblingsmantel ruiniert“, sagte Freddie. Und dann wurde es dunkel um ihn, wofür er zutiefst dankbar war.
„Er wird durchkommen“, sagte Marcus später. Er hatte die halbe Stunde zuvor an Freddie Standishs Bett zugebracht, während sich der unglückliche Lord die traurige Geschichte seiner Beziehung zu Edward Warwick von der Seele redete. Schließlich war Freddie dann, erschöpft von dem Geständnis und dem Blutverlust, eingeschlafen. Danach war Marcus zu Isabellas Schlafgemach gegangen. Er hatte sie überredet, sich auszuruhen, denn sie war von der Anspannung blass wie Kalk an der Wand gewesen. Marcus wusste, dass Isabella sich Sorgen machte. Obwohl die Verletzung ihres Bruders geringfügig war – Warwicks Messer hatte keinen tiefen Einschnitt hinterlassen –, hatte er stark geblutet. Es sah alles schlimmer aus, als es wirklich war.
Marcus ging hinüber zum Bett. Isabella saß gegen die Kissen gelehnt und hatte ein Buch in der Hand. Neben ihr stand ein Tablett mit Tee. Es war offensichtlich, dass ihre Gedanken nicht beim Lesen waren, denn sie hielt das Buch verkehrt herum.
Marcus nahm ihre Hände, um ihr ein Gefühl von Sicherheit zu geben. „Freddie wird sich noch eine Weile schwach fühlen, aber er müsste sich recht bald erholen, wenn er sich nicht überanstrengt.“
„Dann wird sich mit ihm kaum viel ändern“, sagte Isabella, und der alte Unternehmungsgeist blitzte in ihren Augen auf. „Trotzdem bin ich froh. Ich habe zu viele Menschen verloren, um meinen Bruder auch noch verlieren zu wollen.“ Dann zeigten sich Falten auf ihrer Stirn. „Aber was wirst du mit ihm machen, Marcus? Er hat für Warwick gearbeitet, und das bringt dich in eine schwierige Situation.“
Er lächelte. „Armer Freddie. Er hat mir gesagt, dass Warwick ihn und auch vorher euren Vater jahrelang beherrscht hat. Er war aber immer das kleinste Rädchen in Warwicks Getriebe und versorgte ihn lediglich mit Informationen, sonst war nichts.“
Auf Isabellas Gesicht malte sich eine Mischung aus Erleichterung und Sorge. „Ich hatte keine Ahnung von alledem“, sagte sie. „Oh ja, Pen sprach von seinen Schulden, aber …“ Sie rieb sich erschöpft die Stirn.
„Wirf ihm das nicht vor“, sagte Marcus ermutigend. „Er war in einer verzweifelten Lage.“
Sie lächelte müde. „Ich könnte ihm auch nichts vorwerfen, wenn ich daran denke, wie man sich dabei fühlt.“ Sie sah Marcus wehmütig an. „Wenn ich an all das denke, was ich getan habe, als ich verzweifelt und allein war. Meine Vergehen waren schlimmer, denke ich.“
Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. „Das waren keine Vergehen, Bella.“ Wenn alles so ging, wie er es sich wünschte, dann würde sie sich nie wieder irgendetwas vorwerfen müssen. Sie war unbezähmbar und mutig, und er liebte sie.
Eine nachdenkliche Falte erschien auf seiner Stirn, als er an all das dachte, was sie hatte durchleben müssen.
„Was hat Freddie damit gemeint, dass er dir nicht helfen konnte, als ihr jünger wart?“, fragte er.
Einen Augenblick lang schwieg Isabella, und ihr Gesicht
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