Rächer des Herzens (German Edition)
Absicht für Aufruhr sorgen wirst. Wenn ich Geld hätte, würde ich darauf wetten.“ Der spöttische Unterton verschwand, und sie fuhr fort: „Du wirst dich langweilen, Bella, weißt du. Es mag dir jetzt erstrebenswert erscheinen, dich in einem ruhigen Nest niederzulassen, aber bald wirst du nach irgendeiner Beschäftigung suchen.“
„Ich bin sicher, dass ich etwas finden werde, womit ich mich beschäftigen kann“, antwortete Isabella gelassen. Sie hatte lange und angestrengt über ihre Zukunft nachgedacht und freute sich darauf, sich an einen ruhigen Ort zurückziehen zu können. „Die Seeluft, der Büchereiwagen, der die Runde macht, die Besucher aus London … All das wird mir willkommene Ablenkung bieten.“
Ein Lächeln hellte Pens Gesicht auf. „Du könntest ja auch immer noch Briefe schreiben, denke ich. Wie ich mich erinnere, hast du während deiner Ehe eine umfangreiche Korrespondenz geführt.“
Isabella lächelte belustigt. „Danke für den Vorschlag – aber nein.“ Sie tippte mit dem Finger auf die Zeitung. „Offenbar hat irgendeine geschäftstüchtige Person aus meinen Aktivitäten schon Profit geschlagen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis meine Briefe den Weg in die Klatschspalten finden.“ Sie hielt kurz inne, bevor sie hinzufügte: „Es ist ärgerlich – und auch noch in so einem schäbigen kleinen Blatt.“
„Wäre es dir lieber gewesen, wenn der Klatsch in der Times erschienen wäre?“, fragte Pen mit schelmischem Blitzen in den Augen.
„Aber ja! In solchen Zeitungen bekommt man wenigstens einen ordentlichen Skandal“, gab Isabella zurück. „Man kann nichts daran machen. Meine ganze Ehe ist von Klatsch und Tratsch begleitet worden. Du wirst entschuldigen, aber ich werde nichts mehr zu Papier bringen.“
Pen runzelte die Stirn, während sie die Klatschspalte durchlas.
„Weißt du, wer das geschrieben hat?“
Isabella zuckte die Achseln. „Es könnte jeder gewesen sein, ein Bekannter, ein Diener. Auf jeden Fall scheint es jemand zu sein, der einiges über mein Leben weiß.“
Pen biss sich auf die Unterlippe. „Willst du versuchen herauszufinden, wer es ist?“
Isabella machte große Augen. „Das interessiert mich gar nicht. Etwas mehr oder weniger Klatsch schadet mir kaum.“
Pen legte die Zeitung weg. „Wenn du also keine Briefe mehr schreibst“,sagte sie,„dann ist es eben die Kur an der See. Wobei ich davon ausgehe, dass du nicht vorher vor Aufregung stirbst!“, fügte sie mit spitzbübischem Lächeln hinzu. Sie hielt inne. Dann sagte sie: „Du weißt doch sicher, dass du Marcus Stockhaven als Pächter in Salterton haben wirst? Tante Jane hat ihm das Nutzungsrecht eingeräumt, als er mit Cousine India verheiratet war.“
Isabella zuckte so heftig zusammen, dass sie ihre Tasse umwarf und sich der Tee in einem Schwall über den Fußboden ergoss.
„Marcus Stockhaven? Warum hast du mir das nicht sofort gesagt?“
Im gleichen Augenblick wurde ihr klar, dass ihre Worte viel schärfer herausgekommen waren, als sie beabsichtigt hatte. Pen starrte sie nur an und errötete etwas.
Dann sagte sie, immer noch ein wenig erschreckt: „Meine Güte, Bella! Ich hatte keine Ahnung davon, dass das für dich nach all den Jahren von so großer Bedeutung sein würde. Es ist doch wohl eher Mr. Churchwards Aufgabe als meine, dich mit den Angelegenheiten deines Erbes vertraut zu machen, oder?“ In leichterem Ton fügte sie hinzu: „Seit Tante Janes Tod hat Marcus Salterton selten besucht. Du brauchst keine Angst davor zu haben, ihm unerwartet zu begegnen, wenn es das ist, was dir Sorgen macht.“
„Bitte entschuldige“, bat Isabella, immer noch ganz verwirrt. Es war ihr, als ob ihr das Herz in der Kehle hämmerte. Die bloße Erwähnung von Marcus’ Namen hatte das bewirkt. Gott möge verhüten, dass sie ihm wieder begegnete. Sie wäre dann ein zitterndes Wrack. Sie sagte sich, dass er ja im Gefängnis saß. Vielleicht war das Pachtverhältnis ein Problem für ihn gewesen. Da er nicht Eigentümer des Hauses war, konnte er es auch nicht verkaufen, um seine Schulden zu begleichen.
Isabella nutzte die Gelegenheit, die sich durch den umgeschütteten Tee bot, um sich von Pen abzuwenden und ihre Selbstkontrolle wiederzugewinnen. „Es sollte gar nicht so schrill klingen, Pen. Ich war nur sehr überrascht.“ Sie sah wieder auf und war von der Überraschung und ihrem schlechten Gewissen so rot im Gesicht wie Pen. „Bitte verzeih mir.“
Pen blickte etwas zerstreut um sich.
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