Rächerin der Engel
standen durch den Crash der O’Rourke Investment Bank zahlreiche Witwen und Waisen am Rande des Abgrunds.«) Was also hatte Ciaran Fordhams missliche Lage mit den Morden zu tun? Er, Petru, könne es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, Bree die Informationen zu besorgen, die sie bis zum Abend von Tullys Party brauchte.
Bree wies darauf hin, dass das Cloisonnégefäß als Beweisstück einbehalten werden würde, bis man den Mörder verurteilt habe, und dass es angesichts der Tatsache, dass die Mühlen der irdischen Justiz äußerst langsam mahlten, in Ciarans Interesse sei, den Mörder so schnell wie möglich zu überführen. Und Ciaran war ihr Klient.
Daraufhin hatten Ron und Petru auf schnellstem Wege die Indizienbeweise zusammengetragen. Und wenn alles gut ging, würde Bree den Mörder fangen, so dass sie den Fall des falschen Klienten abschließen konnte.
Das Wohnzimmer und das Esszimmer waren voller Gäste, ebenso wie der Garten hinter dem Haus. Kellner mit Tabletts, auf denen Drinks und Essen standen, machten die Runde. Auf dem Flügel spielte jemand Unterhaltungsmusik. Einige der jungen Schauspielerinnen aus Haddads Gefolge hakten sich unter und sangen There’s No Business Like Show Business. Haddad hob sich mit den schwarzen Jeans, dem schwarzen T-Shirt und seinem attraktiven Gesicht deutlich von der Menge ab. Er winkte Bree zu, was sie mit einem Nicken quittierte.
Flüchtig nahm Bree ihre Mutter wahr, die plaudernd in einer Ecke stand. In einer anderen Ecke erblickte sie Antonia, die wie gewöhnlich von Männern umringt war: älteren Geschäftsleuten, jungen Schauspielern und ein oder zwei Börsenmaklern. Am Rand der Gruppe stand der arme Fig, der die Hände in den Taschen seiner grauen Flanellhose vergraben hatte. Bree beobachtete, wie Antonia den Arm ausstreckte und Fig ein Stück näher zog.
»Du magst deine Schwester wirklich sehr«, sagte Hunter. »Du solltest mal dein Lächeln sehen, wenn du sie anblickst.«
»Da bist du ja. Dann hast du also meine Nachricht bekommen?« Bree hakte sich bei ihm ein. »Stimmt. Ich mag Antonia sehr, auch wenn sie mich manchmal zur Verzweiflung treibt. Aber dann wiederum gibt es Situationen, wo sie echt süß ist. Hast du bemerkt, wie sie dafür gesorgt hat, dass sich der arme, unbedarfte Fig nicht ausgeschlossen fühlt? Aber wenn du ihr das erzählst, reiß ich dir die Haare aus. Warum, weiß ich auch nicht. Das ist eine Mädchensache.«
»Mit dem Mietauto hattest du recht«, sagte er unvermittelt. »Wir haben Blut und Haare von Eddie im Kofferraum entdeckt.«
»Gott sei Dank.«
Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich dachte, es sei eine todsichere Sache. Jedenfalls hast du das am Telefon behauptet.«
»Ich war mir ziemlich sicher, was das Motiv angeht – daran lassen die Finanzunterlagen, die Petru ausgegraben hat, keinen Zweifel. Und ich war mir auch ziemlich sicher hinsichtlich der Mittel und Wege. Aber wie du selbst gesagt hast – hundertprozentig sicher kann man nie sein. Der arme Eddie. Aber damit dürfte der Fall klar sein.« Sie stieß ihn an. »Da drüben.«
Hunter ließ den Blick über die Menge schweifen. »Ah ja.«
»Willst du die Verhaftung vornehmen?«
»Markham hält sich bereit.«
»Kannst du noch zwei Sekunden warten? Ich möchte den Pianisten bitten, etwas ganz Bestimmtes zu spielen.«
Fragend sah er sie an. Bree streckte zwei Finger in die Höhe. »Nur zwei Sekunden. Bitte.«
Bree ging zum Flügel hinüber, und während der Pianist die unerträglich flotte Titelmelodie von The Producers intonierte, verhaftete Sam Hunter Harriet und Big Buck Parsall wegen des Mordes an Edward Chin, ehemals Sergeant der Mordkommission der New Yorker Polizei.
»Du verstehst dich wirklich gut darauf, eine Party zu sprengen«, murrte Tante Cissy. »Dass ausgerechnet Buck und Harriet Russell O’Rourke ermordet haben, hätte ich nie gedacht.«
»Wegen dieses Mordes wurden sie aber nicht verhaftet, Cissy«, sagte Francesca. »Obwohl Bree sagt, dass sie den auch begangen haben. Verurteilen wird man sie wegen Sergeant Chins Tod.«
»Das will ich jedenfalls hoffen.« Bree schlug die Beine unter. Sie saßen alle am Esszimmertisch – Royal, Francesca, Cissy, Antonia und Bree – und aßen Krabbenmuffins mit Süßkartoffelpommes, die sie von Huey’s geholt hatten. Möglicherweise hätten die meisten Gäste die Verhaftung von Harriet und Buck gar nicht bemerkt, wenn Harriet nicht hysterisch geworden und mit einem Cocktailspießchen auf Tully
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