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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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zur Erschaffung des Dibbuks – wie immer das vor sich gegangen sein mag – auch eine Art Mumifizierung gehörte.«
    »So ist es.«
    »Und das hat Barrie ihm angetan? Seine eigene Frau?« Ron stellte das Tablett mit dem Kaffee auf den Tisch und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Ich glaub schon«, sagte Bree. »Außerdem vermute ich, dass Tully darüber Bescheid wusste. Bin mir eigentlich hundertprozentig sicher. Tully war sehr erpicht darauf, das Gefäß zurückzubekommen. Und nachdem sie es auf der Auktion an sich gebracht hatte, sorgte sie dafür, dass es im Arbeitszimmer immer unter Verschluss war. Und können Sie sich noch erinnern, wie überrascht alle waren, dass der große Sir Ciaran Fordham ein Engagement bei einer Truppe wie den Shakespeare Players angenommen hat? Antonia meinte, das liege daran, dass er sich nach seinem Herzinfarkt unsicher gefühlt und die Players als sicheren Hafen betrachtet habe. Ich hingegen glaube, dass sich Tully und Russell des Cloisonnégefäßes bemächtigt – und Ciaran somit in der Hand hatten. Tully hat erzählt, sie und Barrie hätten sich mit der Kabbala beschäftigt. Tully wird sofort bemerkt haben, dass Ciaran kein so guter Schauspieler mehr ist wie früher. Sie ist ja nicht dumm. Erinnern Sie sich noch an die Fotos vom Tatort? Das Gefäß stand auf Russells Schreibtisch, so dass er es ständig im Auge hatte.«
    »Das ist schrrecklich«, sagte Petru.
    »Sie hat ihn zu sehr geliebt«, meinte Lavinia, »und wollte den armen Mann nicht gehen lassen.«
    Angewidert presste Ron die Lippen aufeinander. »Also, ich bin wirklich froh, dass ich keinen Partner wie Barrie Fordham habe! Der Mann leidet schließlich Höllenqualen!«
    »Es gibt Menschen, deren Liebe so selbstsüchtig ist, dass ihnen das egal ist«, erklärte Lavinia.
    »Na, wenn sie unsere Mörderin ist und Bree sie schnappt, dann kann ich nur sagen: Das gönne ich ihr!« Ron griff nach einer Tasse Kaffee, stellte sie aber wieder hin. »Ich bin so aufgebracht, dass ich noch nicht mal Appetit auf Kaffee habe. Wie steht’s mit euch? Nein? Dann schütte ich das Zeug in den Ausguss. Zusammen mit meiner guten Meinung von Barrie Lady Fordham.«
    Bree lächelte ihn an. »Bloß dass Barrie gar nicht unser Killer ist. Das Gefäß war zur Hand, und der Täter hat die Angelschnur hineingetan, weil es kein anderes Versteck gab. Mag sein, dass ich die ganze Zeit den falschen Klienten gehabt habe. Trotzdem habe ich den richtigen Fall. Barrie hat mit Sicherheit keines der beiden Opfer getötet. Aber ich weiß jetzt, wer es gewesen ist.«

Es braucht kein Geist vom Grabe herzukommen,
Uns das zu sagen.
Shakespeare, Hamlet
    Das Haus am Platz war strahlend hell erleuchtet. In den Bäumen und Hecken funkelten kleine weiße Lämpchen. Die Vorhänge waren zurückgezogen, sodass das gelbe warme Licht der Kronleuchter durch die Fenster auf die Straße strömte. Zwei Jugendliche in schwarzen Hosen und weißen Oberhemden parkten die Autos der ankommenden Gäste.
    Bree trug ihr rotes Samtkleid, das fast bis an ihre Knöchel reichte. Es hatte einen Wasserfallausschnitt und war ärmellos. Der Stoff war hauchdünn, die Farbe hatte den sanften Schimmer eines Sonnenuntergangs. Der einzige Schmuck, den sie angelegt hatte, war die Kette mit dem Anhänger in Form einer Waage der Gerechtigkeit, die sie von ihrer leiblichen Mutter Leah geerbt hatte. Ihr silberblondes Haar hatte sie sich hochgesteckt.
    Sie war von ihrer Wohnung aus zu Fuß gegangen und kam zu spät. Wenn sie keine Angestellten gehabt hätte, die kleine Wunder wirken konnten, wäre sie noch später dran gewesen. Doch wenn sich Informationen in irgendwelchen öffentlich zugänglichen Archiven befanden, brauchten Ron und Petru nicht allzu lange, um sie ausfindig zu machen. Die größte Verzögerung hatte sich infolge ebender Eigenschaft ergeben, die sie an Petru so sehr schätzte, das heißt, infolge der Hartnäckigkeit, mit der er darauf bestand, alle Regeln einzuhalten.
    Die Satzung von Beaufort & Compagnie, so hatte Petru argumentiert, gestatte es Engeln nicht, irdische Fälle zu bearbeiten, es sei denn, der Fall stand in einem direkten Zusammenhang mit den Bedürfnissen eines Klienten. Russell O’Rourke war offenbar dankbar dafür, dass er ins Fegefeuer und nicht in einen tieferen Kreis der Hölle gekommen war, was durchaus hätte geschehen können, wäre ihm die Vorsehung nicht gewogen gewesen. (»Und er hat auch allen Grund zur Dankbarkeit«, hatte Ron bemerkt. »Schließlich

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