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Rätsel um die alte Villa

Rätsel um die alte Villa

Titel: Rätsel um die alte Villa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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5+ erforderte, daß er alles nochmal rechnete. Allerdings — er
hatte auch jetzt noch nicht kapiert, um welche algebraischen und geometrischen
Probleme es sich drehte.
    Zweimal kaute Tarzan ihm alles
vor. Klößchen nickte freundlich, ohne ein Licht in seinem mathematischen Nebel
zu entdecken.
    Seufzend löste Tarzan die
Aufgaben, denn es waren — um Nachbarschaftshilfe’ zu verhindern — andere als in
seiner Arbeit. Klößchen erhielt den Zettel zum Abschreiben, und Tarzan las
weiter in der ,Geschichte des Dreißigjähren Krieges’, was ihn sehr
interessierte.
    Als der Lehrer in die 9c ging,
weil er auch dort Aufsicht führte, schrieb Tarzan einen kurzen Brief an seine
Mutter. Er erklärte, welche Umstände ihm die Butterschale verschafft hatten.
Dann verpackte er Brief und Geschenk in einem kleinen Karton, der zehn von
Klößchens Schokoladentafeln enthalten hatte, und machte das Päckchen
versandfertig.
    Um 18 Uhr endete die
Arbeitsstunde.
    Beim EvD, dem Erzieher vom
Dienst, meldeten die beiden sich ab, sagten, sie wären zum Abendessen bei
Viersteins eingeladen. Mit ihren Rädern flitzten sie los.
    In der Stadt führte der Weg
beim Hauptpostamt vorbei, wo der Spätschalter noch geöffnet hatte. Tarzan gab
sein Päckchen auf. Er machte gern Geschenke und wußte, seine Mutter würde sich
riesig freuen.
    „Ist die Kette mit dem
G-Anhänger auch drin?“ fragte Klößchen.
    Dabei bemühte er sich,
treu-doof auszusehen. Aber Tarzan durchschaute, wie scheinheilig das war.
    Er überhörte die Frage und
meinte: „Habe ich mich schon für den Schokoladenkarton bedankt? Glaube nicht.
Also, besten Dank.“
    Erstaunt sah Klößchen ihn an.
„Was soll denn das? Dann müßte ich mich ja auch für die Mathe-Aufgaben
bedanken. Tu ich aber nicht.“
    „Brauchst du auch nicht. Sowas
mache ich aus Freundschaft. Und zur Freundschaft gehört auch, keine dummen
Fragen zu stellen. Kapiert?“
    Klößchen schüttelte den Kopf.
„So wenig wie vorhin bei Mathe. Aber du wirst schon recht haben. Und ich habe
wohl auch recht, wenn ich annehme, daß die Kette für Gaby ist, wie?“
    Kurz vor halb sieben kamen sie
bei ihr an.
    Gaby Glockner wohnte in einer
schmalen Straße mit hübschen, alten Häusern. Ihre Mutter besaß ein kleines
Lebensmittelgeschäft, wo gerade die letzten Kunden ihre Einkäufe erledigten.
Gabys Vater war Kriminalkommissar und ein besonderer Freund der TKKG-Bande.
    Karls Rad lehnte an der
Hauswand, also war er schon da.
    Die beiden gingen hinauf, und
Gaby ließ sie ein.
    Kruzitürken! dachte Tarzan. Ob
es richtig ist, ihr das Kettchen zu schenken?
    Zunächst mal ließ er das kleine
Päckchen in der Tasche, denn er mußte sich um Oskar kümmern, Gabys
schwarzweißen Cocker Spaniel. Der liebte Tarzan mindestens so wie gebratenes
Hühnerfleisch oder wie sein Leibgericht: Katzenfutter aus der Dose.
    Mit Freudengeheul sprang er an
Tarzan hoch. Das war die übliche Begrüßung.

    Gaby, deren Tierliebe in der
Schule schon sprichwörtlich war, hatte sich Oskar einst aus dem Tierheim
geholt. Leider war er blind auf einem Auge, aber das fiel kaum auf, zumal für
einen Hund die Nase das Wichtigste ist. Wenn ein Hund erblindet, ist das etwa
so, als wenn ein Mensch nichts mehr riecht.
    Karl saß in ihrem Zimmer auf
dem Boden, hatte das Kinn auf den Knien und seine langen Arme um die Beine
geschlungen. Er machte ein Gesicht wie ein Hausbesitzer, der sein Glück noch
nicht fassen kann.
    „Ich habe Pfote das mit der
Brieftasche erzählt“, rief er. Pfote — so wurde Gaby genannt. Der Spitzname
hing mit ihrer Tierliebe, besonders mit ihrer Zuneigung zu Hunden zusammen. Wo
auch immer sie einem Vierbeiner begegnete, mußte sie sich mit ihm beschäftigen.
Dutzenden schon — vor allem hier im Stadtviertel — hatte sie beigebracht, die
Pfote zu geben. ,Gib die Pfote!’ — daher rührte der Spitzname.
    Gaby hatte dichtes, goldblondes
Haar, das ihr lang auf die Schultern fiel. Der Pony, den sie mit der
Papierschere selber schnitt, war meistens ein bißchen zu lang. Daher ihre
Angewohnheit, gegen die Stirnfransen zu pusten, sobald sie ihr in die Augen
hingen. Die waren herrlich kornblumenblau und die Wimpern lang und ganz
schwarz.
    Obwohl sie so hübsch war,
bildete sie sich nichts darauf ein. Daß man ihre Tüchtigkeit anerkannte, war
ihr wichtiger. Sprachen gehörten zu ihrer besonderen Begabung. In Englisch war
sie Klassenbeste. Außerdem hatte sie als ausgezeichnete Rückenschwimmerin schon
eine Menge Urkunden

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