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Rätsel um die alte Villa

Rätsel um die alte Villa

Titel: Rätsel um die alte Villa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ließ sie ein.
    Er war lang aufgeschossen,
lattendürr und erheblich kurzsichtig, weshalb er seine Nickelbrille nur
absetzte, wenn er die Gläser putzen wollte. Er hatte erstaunlich lange Arme;
und selbst enge Kleidungsstücke wirkten an ihm, als wären sie auf Zuwachs
gekauft. Alles schlotterte.
    In seinem Zimmer sah es wüst
aus. Vollgepackete Kartons und Kisten standen herum. Alle Schränke waren offen.
    „He!“ meinte Tarzan. „Hast du
deiner Mutter versprochen, endlich mal auszumisten?“
    „Vonwegen!“ Karl grinste breit,
als wollte er seine Weisheitszähne ins Licht halten. „Es geht los. Herrlich!“

    „Was geht los?“ fragte
Klößchen, der das Erlebnis mit Herrn Adelmanns Brieftasche auf der Zunge hatte
und seine Mitteilsamkeit kaum bremsen konnte.
    „Ihr wißt doch“, sagte Karl,
„daß meine Eltern eine Erbschaft gemacht haben.“
    Sie nickten.
    „Und daß wir immer schon aus
dieser Wohnung ausziehen und ein Haus kaufen wollten.“
    „Eigentlich“, sagte Tarzan,
„ist die Wohnung nicht übel. Liegt doch hübsch.“
    „Ist aber zu klein.“ Karl nahm
seine Brille ab und polierte die Gläser am Hemdsärmel.
    „Deshalb…“, Karl grinste noch
breiter, „haben meine lieben Eltern ein Haus gekauft. Eine alte Villa. Toll,
sage ich euch. Ging ganz rasch. Und schon übermorgen, am Samstag, beginnt der
Umzug. Sonntag wohnen wir drin. Ich bin happy. Kriege eine mordsmäßig große
Bude im Obergeschoß. Wenn ich zum Fenster rausgreife, kann ich die Zweige einer
uralten Eiche berühren. Wird ein ganz neues Lebensgefühl. Bin schon ganz
zappelig.“
    „Gratuliere!“ rief Tarzan.
„Natürlich helfen wir beim Umzug. Gut, daß ihr’s am Samstag macht. Von wem habt
ihr das Haus gekauft?“
    „Von einem Makler.“
    „Und wo steht’s?“
    „Ziemlich am Stadtrand, in
ruhiger Gegend. Lindenhofallee. Alles Gärten und Parks. Sehr romantisch.
Außerdem näher zur Schule. Prachtvoll. Meine Mutter wollte zwar erst nicht so
recht, weil sie sich ein bißchen gegruselt hat. Aber dann gefiel’s ihr doch.
Jetzt kann sie den Einzug kaum abwarten.“
    „Gegruselt?“ fragte Klößchen.
„Warum denn? Gibt’s da Gespenster?“
    Karl lachte. „Wohl kaum. Aber
es ist eben eine alte Villa. Mit knarrender Treppe, dunklem Keller, vielen
Erkern und Türmchen. Wer aus so einem nüchternen Wohnsilo kommt wie dem hier,
den weht erstmal der Hauch von sieben, acht Jahrzehnten an. Aber was soll ich
unsere Villa beschreiben? Sehen müßt ihr sie! Sehen!“
    „Worauf warten wir noch?“
fragte Klößchen.
    Auch Tarzan hätte nicht übel
Lust gehabt, sofort hinzufahren, zumal er die Gegend nicht kannte. Aber die
Zeit wurde zu knapp.
    Es reichte gerade noch, um das
mit der Brieftasche zu erzählen.
    Dann riefen sie Gaby an. Denn
daß sie dabei sein mußte, war klar. Sie verabredeten, sich am frühen Abend —
nach der Arbeitsstunde — bei ihr zu treffen.
    Auf dem Rückweg ins Internat
mußten die beiden einen Zahn zulegen.
    Die Schule, bekannt für hohe
Anforderungen, nahm nur Jungen als Heimschüler auf. Aber die Klassen waren
gemischt. Drei, vier Mädchen, die in der Stadt wohnten, sogenannte „Externe“,
gehörten zu jeder. Von der Stadt führte eine Zubringerstraße zur Schule und
endete dort. Sie zog sich durch Felder. In Chausseebäumen raschelte der Wind.
In der Ferne sah man Wald und in weiter Ferne die blauen Hänge der Berge.
    Drei Minuten vor der Zeit
preschten die Jungen durchs Schultor. Die Räder stellten sie im Fahrradkeller
ab.
    Sie rannten zum Haupthaus und
die Treppe hinauf in den zweiten Stock, wo die Buden der 12-14jährigen Schüler
waren. Alle Buden trugen Namen. Tarzan und Klößchen bewohnten das ADLERNEST.
    Sie griffen ihre Mappen und
sausten zur Klasse 9b hinunter, wo die Arbeitsstunde bereits vor einer Minute
begonnen hatte. Allerdings — auch der Aufsicht führende Lehrer hatte sich
verspätet, um zwei Minuten.
    Als er eintrat, saß Tarzan,
arbeitsam in seinen Lehrstoff vertieft, auf dem Platz. Klößchen versuchte,
genau so konzentriert zu erscheinen, hechelte aber noch wie ein übereifriger
Jagdhund, obwohl er, Klößchen, allenfalls einem Mops ähnelte.
    Immerhin war es ihm gelungen,
eine Tafel Schokolade aus seiner Vorratskiste zu grapschen. Jetzt vertilgte er
die Vollmilch-Nuß-Stückchen mit leisem Schmatzen.
    Viel zu tun war nicht. Es ging
lediglich darum, die Mathe-Arbeit, die sie heute morgen zurückerhalten hatten,
zu verbessern.
    Bei Tarzans Eins erübrigte sich
das. Klößchens

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