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Räuber von den Sternen

Räuber von den Sternen

Titel: Räuber von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
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Feuer. Der Tempel ragte unbeschädigt in die Nacht. Kein Lichtschimmer in der ganzen Siedlung. Hinter den Brustwehren der Nordmauer hockten Männer mit Messern, Äxten und Fischspeeren, fröstelnd in der Kühle des frühen Morgens, und warteten gespannt auf ein Signal. Eineinhalb Kilometer entfernt, auf der anderen Seite der Schlammebene, die von den Frühjahrsüberschwemmungen übriggeblieben war, wurden die tanzenden Lichtpunkte von Fackeln sichtbar, dann hörte man ein dumpfes Rollen wie von fernem Donner. Näher, lauter rasselten die Streitwagen, hämmerten die Hufe. Das dünne »Hai! Hai!« der Wagenlenker überlagerte den dumpfen Trommelwirbel …
    Ein junger Priester, mutig aber ungeschult im Kampf, hob das lange Büffelhorn an seine Lippen und blies ein Warnsignal. Hundert Bogensehnen schwirrten zur Antwort. Die tapferen Verteidiger, die ohne Schilde und ohne Panzer auf ihre Mauern schwärmten, gerieten in Verwirrung. Mehrere von ihnen fielen, getroffen von einem Feind, der weit außerhalb ihrer Reichweite war.
    Divodasas Streitwagen ratterten näher. Seine Bogenschützen legten hundert neue Pfeile auf, spannten ihre Bogen und ließen sie fliegen.
    Als sie vor den Mauern keine Verteidiger fanden, hielten die Wagenlenker ihre Gespanne fünfzig Meter außerhalb. Die Bogenschützen und Fußkämpfer sprangen von den Wagen. Schwere Fuhrwerke mit Leitern und Belagerungsmaschinen rumpelten an die Front. Während die Bogenschützen zur Deckung ihre gefiederten Salven verschossen, bereiteten Divodasas Sturmtruppen die Eroberung der Stadt vor.
    Fortune nahm den Zeittransporter weiter zurück und sammelte Informationen über den vorausgegangenen Abend und Nachmittag, bis das Beobachtungsboot über der unglücklichen Siedlung erschien. »Sie wollten wissen, was das Imperium in Mohenjo-daro will?« sagte er. »Sehen wir uns mal an, was sie hier getan haben.«
     
    *
     
    Wie Schafe kamen sie, von der Angst wie von bissigen Hunden vorwärtsgetrieben, um ihre Schätze auf der Tempelterrasse abzuladen. Wie Schafe zur Schur, und auch die kleinen, nichts begreifenden Lämmer waren dabei und hielten geliebte Spielsachen in den winzigen Händen, wertlose Dinge, aber die Priester hatten gesagt, daß Götter nicht auf das Geschenk, sondern in das Herz des Schenkenden sehen, und wenn der mächtige Indra Tribut forderte, mußte jeder Bewohner seinen Teil geben.
    Er konnte ein neuer Gott sein, dieser Indra, aber wer wagte an ihm zu zweifeln, wenn sein Himmelswagen hier war? Er sprach mit Autorität, wie man es von einem Gott erwartete, und die Priester, die von diesen Dingen wußten, hatten freimütig zugegeben, daß keiner von den alten Göttern für Kriegführung zuständig war. Die Priester brachten selber eine kleine Truhe mit Schätzen aus dem Tempel und stellten sie neben den glitzernden Haufen.
    Ein Skeptiker in der Reihe (nur ein Rebell des Wortes, denn auch er trug ein Geschenk), stellte die Frage: »Warum sollte ein Gott Schätze wollen?« – aber ältere, weisere Schafe sagten: »Vertraue auf Indra, Bruder, und er wird dich retten«, und brachten ihn bald zum Verstummen.
    Ohrgehänge, Ringe, Fayence, kostbare Edelsteine, goldene Fibeln, Emaillearbeiten und Armreifen – jede Gabe ließ den Schatz anwachsen, als die Schlange der Wartenden vorrückte.
    »Sie sind so gut«, flüsterte Luise Little. »So vertrauend.«
    »So arglos und unvorbereitet«, sagte Hannibal Fortime leise.
    Schweigend sah das Trio von TERRA zu, wie die Priester den Schatz die Rampe hinauftrugen, die gleich einer gierigen Zunge aus dem schwebenden Fahrzeug geglitten war. Lächelnd kehrten sie zurück, überschüttet mit Zusicherungen, daß der mächtige Indra nun die unbesiegbaren Barbaren zurückschlagen werde. In seliger Ahnungslosigkeit kehrten die geschorenen Schafe in ihre Häuser und an ihre Tagesarbeit zurück, überzeugt, daß sie sich den Frieden erkauft hätten.
    »Wie viele solcher Siedlungen gibt es hier?« fragte Fortune.
    »Achtundfünfzig«, antwortete die Frau. »Harappa und Mohenjo-daro nicht mitgezählt.«
    »Dann summiert es sich zu einem hübschen Vermögen. Man muß zugeben, es ist höflich von Maliks Leuten, daß sie ein paar Sachen zurücklassen, damit die Invasoren nicht völlig enttäuscht werden, aber Divodasa wird von seinem Feldzug mehr als Trinkgelder erwarten. Wenn wir es richtig anfassen, müßte es möglich sein, die ganze Beute wieder zu stehlen und in Mohenjo-daro für ihn aufzustapeln, wenn er hinkommt.«
    Luise fuhr

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