Räuber von den Sternen
Volk«, fuhr Hannibal Fortune fort: ›»Erschaffe niemals übereilt einen Gott, auf daß du es nicht für immer bereuen mußt. Bedenke stets, daß die Götter Werkzeug sind, nicht Spielzeug …‹«
»Genug!« sagte der Hohenpriester. »Die verbotenen Bücher…«
»… sind nur für die Priesterschaft«, beendete Fortune den Satz. »Nun will ich dir sagen, was ich über Indra weiß – oder wollen wir noch mehr Zeit mit Theologie verschwenden?«
Mit Mühe beherrschte Sambara seinen Zorn. »Wie hast du Zugang zu den verbotenen Büchern erlangt, Fremder?«
»Ehrwürdigster«, sagte Fortune lächelnd, »ich glaube, das ist jetzt nicht von Bedeutung. Du bist in einer schwierigen Lage und brauchst einen, der dir aus der Klemme hilft. Willst du meine Unterstützung, oder willst du sie nicht?«
»Wenn das wieder einer von Arjuns Winkelzügen ist, bin ich nicht interessiert«, entgegnete der Hohenpriester.
Fortune durchsuchte seine neueren Erinnerungen nach Hinweisen auf Arjun. Glücklicherweise hatte die Zerebralfeld-Sitzung Chronologien beider Städte enthalten.
»Dein ehrenwerter Kollege ist wahrscheinlich tot, denn derjenige, der sich Indra nennt, sprach die Wahrheit, als er sagte, daß Harappa zerstört sei. Arjun mag sich in die Berge gerettet haben – ich weiß es nicht, denn ich habe ihn nie gesehen. Ich bewundere deine Vorsicht, Sambara. Aber du bist weit von der Wahrheit entfernt, wenn du glaubst, ich sei aus Harappa.«
»Noch bist du aus dem südlichen Stromland, oder ich hätte von dir gehört«, sagte Sambara unwillig. »Und du bist zu zivilisiert, um aus Divodasas Lager zu sein.«
»Damit bleibt nur ein dritter Ort übrig«, sagte Fortune hilfsbereit. »Und damit ist genau gesagt, woher ich komme. Auch Anunitu der Schöpfer war nicht von hier, nicht wahr?«
»Welches ist dein Preis?« fragte Sambara abrupt.
»Dein Vertrauen, Ehrwürdigster. Ich brauche dich, damit du mir hilfst, Indra zu töten.«
»Indra bietet uns seinen Schutz gegen Divodasa an.«
»Vor sieben Tagen hörte ich ihn das gleiche Angebot machen, und zwar deinen Untertanen, die einige Tagereisen flußaufwärts wohnen. Sie gingen darauf ein. Indra nahm ihre Schätze, und am nächsten Morgen überfiel Divodasa die Stadt und machte sie dem Erdboden gleich.«
»Ist das die Wahrheit?«
»Ich sah es auch geschehen!« sagte Luise.
Sambara warf der jungen Frau einen scharfen Blick zu, aber er sagte nichts.
Was ist mit ihm? dachte Fortune zu seinem Partner. Kannst du seine Gedanken sondieren?
Webleys Antwort kam sofort. »Er kann sich erinnern, sie vor sieben Tagen im Tempel gesehen zu haben.«
»Sie sah es in einem Traum geschehen«, schränkte Fortune ein.
Sambara lächelte mit feiner Skepsis. »Ich sehe. Wieder eine Tochter Ushas, die im Dunkeln sieht. Das Land ist voll von ihnen. Aber du und ich, wir wissen beide, daß Usha von einem meiner Vorgänger erfunden wurde, um dem Volk gefällig zu sein, also ist sie entweder eine Lügnerin oder dumm. Egal – ich bin mehr daran interessiert, wieso du der einzige bist, der die Zerstörung der Stadt gesehen hat, die Indra den verlangten Tribut entrichtete. Gab es keine anderen Überlebenden?«
»Keine, denen es möglich gewesen wäre, zu dir zu kommen und davon zu berichten«, antwortete Fortune ohne Zögern. »Die wenigen, denen es gelang, bis zu dieser Stadt zu kommen, setzten ihre Flucht fort, als sie Indras Himmelsboot über Mohenjo-daro sahen.«
Sambara überdachte Fortunes Antwort mehrere Sekunden lang, dann nickte er. »Ich will dir glauben, Fremder, obwohl ich dich noch nie gesehen habe und keinen Grund kenne, warum ich dir vertrauen sollte. Aber ich habe auch keinen Grund, dir zu mißtrauen. Du bist beredsam, Fremder, du hast die verbotenen Bücher gelesen – und ich halte dich für einen Verbündeten. Vielleicht ist es so, weil du kühn genug bist, die Zerstörung dessen zu wollen, der sich Indra nennt. Oder vielleicht ist es so, weil ich zögere, unsere Schätze herauszugeben. Welches ist dein Plan?«
Fortune wußte, daß es ein großer Fehler wäre, mit diesem Sambara von oben herab zu sprechen. Aber wie sollte er in einer Sprache, die keine Worte für Elektrizität oder Explosivstoffe kannte, eine elektronisch ferngesteuerte Zeitzünderbombe erklären? Und noch dazu einem Mann, für den die Weigerung, an irgend etwas zu glauben, das er nicht sehen, fühlen oder riechen kann, der stolze Beweis seiner Intelligenz war?
»Sambara«, sagte er, »du hast mir ein Problem
Weitere Kostenlose Bücher