Räuber von den Sternen
aufgegeben. Wenn du wärest, was du vor deinem Volk zu sein vorgibst – ein Mann, der an die Götter glaubt –, würde ich mich als ein Gott ausgeben und dir sagen, daß Indra ein böser Gott sei. Aber du bist zu weise, um auf eine solche Geschichte hereinzufallen. Du weißt, daß sowohl Indra als auch ich Männer sind, die dir selber in mancher Weise gleichen.«
»Das ist wahr«, bestätigte der atheistische Priester.
»Doch Indra hat ein wundervolles Himmelsboot, das Dinge tun kann, die du bis heute für unmöglich gehalten hättest, nicht wahr?«
»Gewiß«, gab Sambara zu.
»Indra kann diese Dinge tun, weil er Zugang zu besonderem Wissen besitzt – einem anderen Wissen als deinem. Auch ich besitze einiges Wissen, das wir gebrauchen können, um ihn zu vernichten. Ein einfältiger Mensch würde es Magie oder Macht Gottes nennen, aber Männer wie du und ich kennen es bei seinem richtigen Namen – Wissenschaft.«
Wie habe ich das gemacht, Web? dachte Fortune scharf.
»Er hat den Haken geschluckt«, antwortete der Symbiont. »Sein Dünkel läßt ihn nicht zugeben, daß er ins Schwimmen geraten ist.«
»Darum«, wandte sich Fortune an Sambaras Adresse, »werden du und ich mein besonderes Wissen benützen, um Indra zu besiegen. Statt der Wagenladungen an Tribut, die er erwartet, werden wir ihm nur ein kleines Geschenk machen – ein besonderes Geschenk, verstehst du?«
Sambara nickte. Es war offenkundig, daß ihm die Idee gefiel.
»Es muß ein auserlesenes Geschenk sein«, fügte Fortune hinzu. »Hohl – wenigstens halb so groß wie der Kopf eines Mannes. Es muß ein Gegenstand sein, in dem ich die wissenschaftlichen Vorrichtungen unterbringen kann, die Indra vernichten werden.«
Der Hohenpriester schloß die Augen. Nach einer Weile öffnete er sie wieder und verkündete: »Ich glaube, ich habe genau den Gegenstand, den wir brauchen. Ja. Wenn zwei Männer von überlegener Intelligenz ihre Köpfe zusammenstecken, wer kann ihnen dann widerstehen?«
*
Es war ein Elefant aus reinem Gold, reich besetzt mit großen Smaragden, der auf seinen Keulen saß und im erhobenen Rüssel einen herrlichen, rundgeschliffenen Rubin trug. Es war auserlesen, hohl und in der richtigen Größe – nicht ganz zwanzig Zentimeter hoch –, so daß es jede von Fortunes Bedingungen erfüllte.
Das Trio von TERRA nahm das prächtige Stück mit sich, eingewickelt in ein wollenes Tuch. Fortune instruierte in Gedanken seinen Partner, bei der nächsten Gelegenheit unauffällig zu verschwinden und zurückzukehren, um Sambara im Auge zu behalten.
»Ist es sicher, euch zwei miteinander allein zu lassen?« witzelte der Symbiont.
Ich werde die Tür einen Spalt offenlassen, versprach Fortune. Und wenn sie mich zu verführen versucht, werde ich schreien.
Ein paar Minuten später kam ein Ochsenkarren die schmale Straße entlang. »Stell dich einen Moment an die Wand und laß den Karren vorbei«, schlug Webley vor. Fortune fühlte, wie sein Partner das Protoplasma von den Schultern zum Rücken hinunterfließen ließ, und als er sich an die nächstbeste Hauswand drückte, breitete sich Webley rasch wie eine lebende Decke über die Lehmziegelmauer, wobei er Farbe und Struktur des Mauerwerks täuschend imitierte. Eine halbe Minute später, als Fortune und seine Begleiterin fünfzig Schritte entfernt waren, nahm er die Gestalt eines Schmutzgeiers an und flog zurück zum Tempel.
Aus dem Waffenarsenal des Transporters hatte Fortune eine kleine Bombe mitgenommen, nicht größer als ein Hühnerei, die genug ätzendes Gas enthielt, um hunderttausend Kubikmeter Luft in weniger als drei Minuten zu vergiften. Nach weiteren drei Minuten zerfiel ein chemischer Bestandteil des Gases unter der Einwirkung des Sauerstoffes und neutralisierte die anderen. Es war eine der wirksamsten Waffen, die TERRA entwickelt hatte, denn das Gas war farblos und geruchlos, und wer es atmete, starb.
Obwohl die Statuette hohl war, war sie nicht als Behälter gedacht und ließ sich nicht öffnen. »Wir werden es mit dem Laser machen müssen«, sagte Fortune nach eingehender Untersuchung. »Haben Sie eine Töpferscheibe im Haus?«
Im Heft von Fortunes Schwert befand sich eine verborgene Laser-Strahlpistole, deren gebündelter Lichtstrahl durch die Länge des Schwertblattes ging. Unglücklicherweise hatten die perfektionistisch denkenden Techniker alles festgeschweißt, und Fortune sah keine Möglichkeit, den Laser aus der ungefügen Waffe herauszunehmen.
Mit Luises
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