Räuberleben
dazu.
Am schlimmsten fürs Königreich Württemberg ist aber gegenwärtig, dass von seinen 15 000 Soldaten, die sich dem unseligen Russlandfeldzug Napoleons anschließen mussten, nur ein paar hundert zurückgekehrt sind. Tod überall, unvermeidlicher Tod, gewollter und erzwungener, von Menschenhand erfrevelter Tod. Auch bei ihm, dem Schreiber Wilhelm Grau, wird es nicht mehr lange dauern, bis er seinen Frieden findet. Warum denn kann er nicht anders, als sich in die Zeit zurückzuversetzen, da sie Hannikel und seine Sippe fingen? Warum drängt sich dies alles aus dem Halbvergessenen hervor und zwingt ihn dazu, es ein ums andere Mal zu durchleben?
Die Wesen in seinem Rücken, die er getötet und gesammelt hat, sind stumm. Er weiß, wie grausam sie sein können und wie sie doch die Großartigkeit der Schöpfung widerspiegeln. Er könnte zum tausendsten Mal darüber nachdenken, ob es bei den Menschen ähnlich sei, und würde wieder keine Antwort finden. Doch er ist zu müde, die Augen fallen ihm zu, ein Traum trägt ihn fort, den Fluss hinunter, weiter, immer weiter. Der Junge, den er kennt, sitzt ihm mit verschrecktem Blick gegenüber im Kahn, seinen Namen hat er vergessen, gleich fällt er ihm wieder ein.
Nachbemerkung
Die Geschichte von Hannikels Räuberbande ist durch historische Quellen gut erschlossen; es gibt dazu eine reiche Literatur. Auch die Gauner- und Diebslisten des Oberamtmanns Schäffer liegen als Faksimile vor.
Ebenso wichtig wie die Lektüre und die Besuche in Archiven waren mir die Recherchen vor Ort und die Gespräche mit Lokalhistorikern, die sich seit langem mit den Themen des Buchs befassen. Ich danke allen, die sich in Sulz am Neckar, in Stuttgart, Ludwigsburg, Chur und im Rheintal für mich Zeit genommen haben, und denen, die auf meine schriftlichen Fragen eingingen.
Ein besonderer Dank gilt Erich Viehöfer, dem Leiter des Strafvollzugsmuseums in Ludwigsburg, der viele meiner Wissenslücken zu füllen verstand, und meiner Lektorin Margaux de Weck, deren Genauigkeit mich vor kleineren und größeren Fehlern bewahrte.
Ein Verzeichnis der wichtigsten Quellen und Materialien finden interessierte Leserinnen und Leser auf meiner Homepage www.lukashartmann.ch.
Spiegel b. Bern, im Dezember 2011 Lukas Hartmann
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