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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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taten, war sie mehr als bereit. Hinterher füllte er beide Weingläser nach, legte sich neben sie, streichelte sie am ganzen Leib und erzählte ihr, wie schön sie war.
    Sie hatte gedacht: Endlich mal ein Typ, der weiß, wie man eine Frau behandelt.
    Als sie ausgetrunken hatten, hatte er gefragt, ob er sie noch mal fotografieren dürfte. »Ich will das Nachglühen festhalten.«

    Â»Wie bei einem Vorher-Nachher-Vergleich?«
    Er lachte und gab ihr einen kurzen, liebevollen Kuss. »So in der Art.«
    Er zog sie an – o ja, er hatte sie eigenhändig angezogen wie sie früher ihre Puppen. Danach hatte er sie an den Park am See zurückgefahren, wo sie sich begegnet waren, und sie zu ihrem Auto begleitet. Bevor er ihre Wagentür schloss, hatte er noch einen Kuss auf ihre Lippen gehaucht. »Ich liebe dich.«
    Boah! Damit hatte er sie total überrumpelt. Hunderte von Typen hatten ihr erklärt, dass sie sie liebten, aber fast immer, während sie hektisch einen Pariser über ihren Schwanz zu zerren versuchten. Meistens hatte sie diese Liebeserklärungen hinter den beschlagenen Scheiben eines Autos oder Pick-ups gehört.
    Aber noch nie hatte ihr jemand so leise, zärtlich und ehrlich seine Liebe erklärt. Er hatte ihr sogar die Hand geküsst, bevor er sie losgelassen hatte. Sie hatte das unglaublich süß und galant gefunden.
    Seit dieser ersten Nacht waren sie noch ein paarmal zusammen gewesen, und jedes Mal hatte es ihr einen Kick gegeben. Leider hatte er, wie zu erwarten, schon bald zu winseln angefangen. Wo warst du gestern Abend? Mit wem warst du zusammen? Ich habe stundenlang auf dich gewartet, aber du bist nicht aufgetaucht. Wann sehen wir uns wieder?
    Mit seiner Eifersucht hatte er ihr total den Spaß verdorben. Außerdem war der Reiz des Neuen und des Abenteuers bald verflogen. Die ewigen Fotosessions kamen ihr inzwischen nicht mehr exotisch vor, sondern pervers und widerlich. Es war höchste Zeit zum Absprung.
    Vielleicht hatte er gespürt, dass sie vorgehabt hatte, heute Schluss zu machen, denn der Abend war von Anfang an scheiße gelaufen. Gleich nachdem er sie abgeholt hatte, hatten sie sich gestritten. Und von da an war es nur noch bergab gegangen.
    Diese Fesselscheiße hier war nur noch bizarr und beängstigend. Sie stundenlang angebunden liegen zu lassen. Was war, wenn
dieses Rattenloch abbrannte? Oder wenn ein Tornado oder so was kam?
    So eine Scheiße. Sie wollte weg von hier. Je eher, desto besser.
    Immerhin hatte er das Radio angemacht und Paris Gibsons Sendung eingestellt, bevor er gegangen war. Auf diese Weise hatte sie wenigstens etwas Unterhaltung. Sie fühlte sich nicht ganz so verlassen, als wenn die absolute Dunkelheit von absoluter Stille begleitet worden wäre.
    So lag sie da, lauschte Paris Gibsons Stimme und zerbrach sich den Kopf, wann er verflucht noch mal zurückkommen würde und was ihm sonst noch für Spielchen vorschwebten.

3
    Das rote Lämpchen am Mischpult erlosch. Valentino hatte aufgelegt.
    Mehrere Sekunden verstrichen, ehe Paris merkte, dass sie außer ihrem klopfenden Herzen nichts mehr hörte. Die Musik war zu Ende. Auf dem Monitor, wo der Backtimer die Zeit bis zum Ende des laufenden Musiktitels abmaß, leuchtete nur noch eine Reihe von Nullen. Wie lange hatte sie schon nichts als tote Luft gesendet?
    Hastig machte sie das Mikrofon auf, um die letzten dreiundzwanzig Sekunden ihrer Sendung zu füllen. Sie versuchte, etwas zu sagen. Aber sie brachte keinen Ton über die Lippen. Sie nahm einen neuen Anlauf.
    Â»Ich hoffe, Sie haben diesen Abend mit klassischen Lovesongs genossen. Bitte schalten Sie morgen Abend wieder ein. Ich freue mich auf Sie. Bis dahin bleibe ich Ihre Paris Gibson auf FM 101.3. Gute Nacht.«
    Sie drückte zwei Kontrolltasten und war damit nicht mehr auf Sendung. Im nächsten Moment war sie von ihrem hohen Drehhocker herabgesprungen, hatte die schwere Studiotür aufgerissen,
raste durch den dunklen Flur und rumpelte, ohne anzuklopfen, in die Sendetechnik.
    Bis auf eine Schachtel mit Chicken Wings auf Stans Schreibtisch war der Raum leer. Sie hastete weiter durch den Gang, bog in den ersten Quergang rechts ab und prallte auf Marvin, der in Zeitlupe einen schmuddeligen Putzlumpen über ein Fensterbrett zog.
    Keuchend blieb sie stehen. »Haben Sie Stan gesehen?«
    Â»Nein.« Eines musste man Marvin lassen – er war ein Mann weniger Worte. Wenn

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