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Rainer und die Puppenmutter

Titel: Rainer und die Puppenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Günter Krack
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abscheulich stank. Auf einem Polsterstuhl lag ein Stapel Holzbrettchen und obenauf eine Laubsäge. Eine große Zeichnung, die ein Schiff darstellte, war mit ihrem oberen Rand zwischen eine Schublade des Schreibschrankes geklemmt.
    Verwundert sah sich Rainer um. Helmut ging schon wieder an die Arbeit. Er rührte den Leim in dem beschmierten Topf um und drohte Rainer an, daß er ihn hinauswerfen würde, wenn er sich nicht ganz ruhig verhielte.
    Aufmerksam sah Rainen' dem großen Bastler zu. Jede Bewegung Helmuts verfolgte er; wenn er etwas leimte, da einen Nagel einschlug und dort mit der Feile eine Holzleiste glättete.

Prima, Rainer !
    „So“, sagte Helmut schließlich. „Jetzt ist der Schiffsrumpf fertig.“
    „Fein hast du das gemacht. Aber da, die Leiste ist zu kurz, die du vorhin angenagelt hast“, wandte Rainer bescheiden ein.
    „Was — wo?“
    Rainer bückte sich zu dem Schiffsrumpf nieder und wies auf die Leiste an der Bordwand des Fischereischiffes, die nicht lang genug war.
    „Tatsache“, schimpfte Helmut ärgerlich. „Warum hast du das nicht gleich gesagt, Mensch?“
    „Du hast ja gesagt, ich muß mich ruhig verhalten“, gab Rainer zurück .
    „Los — gib mal die Zange her“, befahl Helmut.
    Rainer reichte ihm eine kleine Beißzange und hielt den Schiffsrumpf fest, damit er nicht umkippen konnte, wenn Helmut die kleinen Nägel herauszog. Helmut setzte eine passende Leiste ein, und jetzt war der Rumpf wirklich fertig.
    „Nun ist es in Ordnung“, sagte Rainer froh und hatte ganz vergessen, weswegen er hier in diesem seltsamen Wohnzimmer weilte.
    „Ich muß aufräumen, sonst gibt’s ein Donnerwetter, wenn meine Mutter kommt“, rief Helmut, nachdem er auf die große altmodische Wanduhr gesehen hatte. „Hilf mir mal!“
    Das tat Rainer gern.
    Während sie das Werkzeug an Ort und Stelle brachten und einige Leimflecke von dem Parkettfußboden abkratzten, nörgelte Helmut: „Morgen muß ich die verflixten Aufbauten aussägen ...“
    Rainer fragte, was das wäre: Aufbauten?
    Helmut erklärte es ihm auf der Zeichnung: „Da, die Kommandobrücke. Und die Kombüse und das Steuerhaus. Vor der Arbeit graut mir vielleicht. Alles mit der Laubsäge!“
    „Das ist doch eine schöne Arbeit — laubsägen tu’ ich gerne“, sprach Rainer verwundert.
    „Was?“ Helmut blieb stehen und starrte Rainer an, als sähe er ihn zum ersten Mal. „Kannst du richtig mit der Laubsäge umgehen?“
    „Klar!“ antwortete Rainer. „Was meinst du, was ich schon alles ausgesägt habe. Indianer und Pferde und Märchenfiguren.
    Und Blumen mit ganz winzig kleinen Blättern. Und Löwen und Bären und ... soll ich dir mal was zeigen?“
    „Moment!“ unterbrach Helmut. „Das werden wir gleich haben, Mensch. Hier ist Holz — da ist die Säge. Auf dem ersten Brettchen ist eine Wand der Kommandobrücke aufgezeichnet. Siehst du? Säg das mal aus!“
    „Aber da muß ich ein Sägebrett haben“, verlangte Rainer, „und eine Schraubzwinge. Und dann muß ich das Brett am Tisch festschrauben.“
    Ein schmales Sägebrett und eine eiserne Schraubzwinge waren vorhanden. Sie schraubten das Brett gleich an den guten Wohnzimmertisch. Rainer prüfte mit zusammengekniffenen Augen das feine Sägeblatt und begann — ritsche—ratsche— ritsch — zu sägen.
    Als er fertig war, wies er Helmut stolz sein Werk vor. Helmut betrachtete sich die Wand von allen Seiten, prüfte die Maße nach und sagte dann mit einem vergnügten Grinsen: „Prima, Rainer! Wirklich primabello!“
    „Mußt die Kanten nur noch mit Schmirgelpapier abschleifen“, riet Rainer.
    „Das weiß ich selber, Mensch“, gab Helmut spöttisch zurück. „Willst du mir morgen helfen, was? Mit dem Aussägen hapert’s nämlich bei mir.“
    „Klar helfe ich dir!“ schrie Rainer und wollte vor Freude gerade einen wilden Tanz durchs Zimmer aufführen, als Bällchen eintrat.

Rainer hat eine Idee
    Auf einmal fiel Rainer alles wieder ein. Er wurde ganz klein vor ängstlicher Erwartung.
    Bällchen zankte erst einmal ausgiebig mit ihrem Bruder über die Unordnung im Zimmer. Donnerlittchen — die sagte ihm aber die Meinung! Helmut ließ alles gutmütig über sich ergehen und rollte dabei den Teppich auseinander.
    Rainer setzte ein paarmal zum Sprechen an, und endlich hatte sieh Bällchen soweit beruhigt, daß sie ihm zuhören konnte.
    „Ich wollte bloß mal fragen“, stieß Rainer hervor, „wie es der Dita geht.“
    „Es ist schon ein bißchen besser“, sagte Bällchen

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