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Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hob die Augenbrauen. „Um diese Jahreszeit, bei einer Beute, die so groß ist und so lange im Wasser lag? Ganz sicher! Ich habe deinem Vater schon gesagt, dass wir ausreichend Wachen aufstellen müssen“
    „Ich melde mich freiwillig“, sagte Rajin.
    „Als derjenige, der dem Seemammut den Todesstoß versetzt hat, bist du von der Wache freigestellt, Bjonn. Und außerdem weiß ich jemanden, der es sehr schätzen wird, wenn du etwas Zeit für ihn erübrigen könntest.“
    Rajin begriff nicht sofort. Da deutete Bratlor mit der Linken an Rajin vorbei. In einer Entfernung von einer halben Schiffslänge stand Nya. Über ihrem Kleid aus grobem Leinen trug sie einen Umhang aus der Wolle von Riesenschneeratten, der mit einer kostbaren Silberspange zusammengehalten wurde; der Wert dieser Spange zeigte, welche Stellung die von ihrem Vater Kallfaer Eisenhammer angeführte Sippe in Winterborg einnahm.
    „Geh schon zu ihr“, sagte Bratlor. „Kallfaer hat sich bisher nirgends am Ufer blicken lassen – und er wird sich auch hüten, das zu tun. Schließlich müsste er sich ja dann der einen oder anderen Nachfrage stellen, wieso er sich nicht an der Bergung der größten Seemammutbeute seit Jahren beteiligt hat.“
    Rajin brauchte man das nicht zweimal sagen, und so ließ er Bratlor Sternenseher einfach stehen, was dieser allerdings mit einer wohlwollenden Miene quittierte. Als Rajin auf Nya zuging, lächelte sie verhalten. Er nahm ihre Hände. In ihren Augen spiegelte sich das Licht der fünf Monde, als sie sagte: „Ich bin so froh, dass dir bei der Jagd nichts zugestoßen ist, Bjonn.“
    Rajin erwiderte ihr Lächeln. „Was sollte mir schon zustoßen?“, sagte er scheinbar leichthin. „Ich bin ein geschickter Jäger geworden.“
    „Und ein Angeber, wie mir scheint!“ Sie seufzte, und ihre Stirn umwölkte sich. Nya kannte ihn gut genug, um ihn zu durchschauen. So fuhr sie fort: „Leider wird fast genauso viel von den beiden Drachen gesprochen, die über Winterborg kreisten, wie von der erfolgreichen Jagd.“
    „Ich weiß“, murmelte er. „Die Bergungshelfer reden von nichts anderem, so als hätten sie es jeden Tag mit einer so riesigen Beute zu tun.“
    „Aber ein Drache jagt auch nicht alle Tage über Winterborg dahin“, gab Nya zu bedenken. „Und wenn es deren zwei sind, ist das Gerede anschließend umso größer.“
    Rajin nickte. „Das stimmt.“ Er hatte das Gefühl, dass so unheimlich viel Wissen in seinem Inneren schlummerte, das er jedoch immer noch nicht greifen konnte, das ihm noch nicht zur Verfügung stand.
    Sie sah ihn forschend an und schüttelte leicht den Kopf. „Du hättest es erleben sollen, Bjonn. Wie sie über dem Ort kreisten, wie ihnen das Feuer aus dem Rachen schoss und sie ihre Blicke über das Land schweifen ließen wie borgländische Adler, wenn sie auf Beutejagd sind. Sie haben etwas gesucht, Bjonn – und alle in Winterborg fragen sich, was das sein könnte.“
    Was oder wer, ging es Rajin durch den Sinn.
    Er nahm Nya zärtlich in den Arm, und sie ließ es geschehen und schmiegte sich an ihn. Es war ihnen beiden in diesem Moment gleichgültig, ob irgendjemand davon Kallfaer Eisenhammer berichtete. „Aber ich glaube nicht an dieses abergläubische Gerede, dass das Auftauchen der Drachen irgendetwas mit dir zu tun hätte“, sagte sie.
     
     
    Als der Morgen graute und sich die ersten Strahlen der Sonne in das mehrfarbige Zwielicht der Monde mischten, versammelten sich die Seemannen von Winterborg auf dem Platz Njordirs, der inmitten des Ortes lag. Ein Felsbrocken von doppelter Mannhöhe erhob sich dort. Die Form dieses Blocks erinnerte an eine zusammengekauerte Riesenschneeratte, und er war von einem so hellen Weiß, dass selbst der Inlandschnee dagegen blass und schmutzig wirkte. Die Oberfläche des Felsens war sehr glatt, als wäre der Stein über unvorstellbar lange Zeiten hinweg geschliffen worden. Nur die Götter selbst brachten so etwas hervor, darin waren sich die Seemannen, die in Winterborg siedelten, von jeher einig.
    Man erzählte sich, dass der kalte Eisgott Fjendur diesen Brocken einst aus dem Inneren Winterlands an die Küste getragen hatte, wo Njordir so fasziniert von der außergewöhnlichen Form und dem glatten Schliff des Steins gewesen war, dass der Meeresgott ihn unbedingt besitzen und seinem Götterbruder Fjendur wegnehmen wollte. So kämpften der Legende nach beide – Fjendur und Njordir – lange Zeit verbissen um diesen Stein, und in den Zeitaltern, die dieser

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