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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Hethiter zu bewahren, mußte die Große Königsgemahlin ihre Mühen verdoppeln und das ganze Land regieren, ungeachtet dessen, wie erschöpft sie sich auch fühlen mochte.
    «Ameni, endlich! Hast du Neuigkeiten für mich?»
    «Ja, Majestät, einen Papyrus, den ein Bote der Armee gebracht hat.»
    Die Königin hatte sich nicht in Ramses’ Arbeitszimmer niedergelassen, das bis zu seiner Rückkehr verwaist bleiben sollte, sondern in einem geräumigen, mit hellblauen Kacheln verzierten Gemach mit Blick auf den Garten, in dem Wächter, der goldgelbe Hund des Pharaos, unter einer Akazie vor sich hin döste.
    Nefertari brach das Siegel des Papyrus und las die in hieratischer Schrift abgefaßten und von Ramses selbst unterzeichneten Worte.
    Kein Lächeln erhellte ihr ernstes Antlitz.
    «Er bemüht sich, meinen Kummer zu zerstreuen.»
    «Hat der König Erfolge erzielt?»
    «Kanaan ist aufs neue unterworfen, der treubrüchige Statthalter wurde getötet.»
    «Welch schöner Sieg!» rief Ameni begeistert aus.
    «Der König rückt weiter gen Norden vor.»
    «Und weshalb bist du so betrübt?»
    «Weil er bis Kadesch ziehen will, wie groß dieses Wagnis auch sein mag. Zuvor wird er versuchen, Acha zu befreien, und dabei ohne Zögern sein eigenes Leben aufs Spiel setzen.
    Und wenn sich das Glück von ihm abwendet?»
    «Seine Magie wird ihn gewiß nicht im Stich lassen.»

    «Wie könnte Ägypten ohne ihn weiterleben?»
    «Fürs erste, Majestät, führst du, die Große königliche Gemahlin, die Staatsgeschäfte ganz vortrefflich, und schließlich wird Ramses zurückkehren, dessen bin ich mir sicher.»
    Auf dem Flur wurde das Geräusch hastiger Schritte vernehmbar. Dann klopfte es an die Tür, und Ameni öffnete sie.
    «Majestät… Iset steht kurz vor der Niederkunft, sie verlangt nach dir!»

    Iset die Schöne hatte lebhafte grüne Augen, eine zierliche Nase sowie einen edel geformten Mund, und für gewöhnlich lag etwas überaus Verführerisches in ihren Zügen. Selbst in diesen Stunden der Wehen bewahrte sie sich noch die Anmut der Jugend, mit der sie einst Ramses in ihren Bann gezogen hatte und seine erste Liebe geworden war. Oft dachte sie an die Schilfhütte am Rande eines Weizenfeldes zurück, in der sie und der Prinz sich einander hingegeben hatten.
    Doch dann entbrannte Ramses für Nefertari, die zur Königin wie geschaffen war. Iset zog sich zurück, zumal sie weder Ehrgeiz noch Eifersucht kannte und mit Nefertari ebensowenig in Wettstreit hätte treten können wie irgendeine andere. Und Macht erschreckte sie eher. Nur ein Gefühl lebte in Isets Herzen fort: die Liebe zu Ramses.
    In einem Augenblick der Torheit hätte sie einmal beinahe an einer Verschwörung gegen ihn teilgenommen, aus verletzter Eitelkeit, brachte es dann aber doch nicht über sich, ihm Schaden zuzufügen, und kehrte den Mächten des Bösen rasch den Rücken.

    Gereichte es ihr nicht zu höchstem Ruhm, daß sie seinem Sohn Kha, einem Knaben von außerordentlicher Klugheit, das Leben schenken konnte?
    Nachdem Nefertari bei der Geburt ihrer Tochter Merit-Amun nur mit knapper Not dem Tod entronnen war, durfte sie keine Kinder mehr zur Welt bringen. Deshalb hatte die Königin verlangt, Iset die Schöne möge dem Herrscher einen zweiten Sohn und noch weitere Nachkommen gebären, obgleich der Pharao eine Schule gegründet hatte, deren Zöglinge er zu
    «Kindern des Königs» ernannte, so daß er aus verschiedenen Schichten der Bevölkerung Mädchen und Knaben auswählen konnte, die im Palast erzogen wurden. Ihre Anzahl sollte als Zeichen für die unerschöpfliche Fruchtbarkeit des Königspaares gelten und jegliche Schwierigkeit bei der Nachfolge ausschließen.
    Doch Iset, die ganz ihrer Leidenschaft für Ramses lebte, wollte ihm noch ein Kind schenken. Nach einem von alters her bekannten Verfahren waren einige Weizenkörner sowie ein wenig Gerste mit ihrem Urin benetzt worden, und da die Gerste zuerst gekeimt hatte, wußte Iset bereits, daß sie einen Knaben zur Welt bringen würde.
    Vier Hebammen, die man auch «die Sanften» und «die mit den festen Daumen» nannte, leisteten ihr in ihrer schweren Stunde Beistand. Sie hatten bereits die rituellen Formeln gesprochen, um die Dämonen der Finsternis zu vertreiben, die die Geburt zu verhindern suchten. Darauf hatten sie wohlriechende Kräuter verbrannt, und deren Rauch sowie der Trank, den sie Iset verabreicht hatten, linderten ihre Pein.
    Schließlich spürte sie, wie das kleine Wesen den labenden See verließ,

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