Ranch des Schicksals (3-teilige Serie)
die Kälte. Er trat vor, griff nach der Flasche, drehte den Deckel ab, atmete die Whiskeydämpfe ein und verschloss sie wieder.
„Alles in Ordnung?“
Cougar wirbelte herum, in gebückter Haltung, wie ein Revolverheld in einem Hollywoodfilm.
Abrupt blieb Celia stehen und starrte ihn an, als hätte er sie erschreckt, nicht umgekehrt. Langsam richtete er sich auf. Seine Reaktion war nichts, für das er sich schämen musste. Im Gegenteil, er war heilfroh, dass seine Reflexe den Aufenthalt in der geschlossenen Abteilung fast unbeschadet überstanden hatten. Solange nichts Scharfes oder Explosives auf ihn zukam, konnte ihm nichts passieren.
„Tut mir leid“, sagte sie rasch. Sie zog sich eine kleine Wolldecke mit Fransen fester um die Schultern. Ihre Beine waren nackt.
Er lachte humorlos auf. „Was denn? Dass du mich auf frischer Tat ertappt hast?“
„Was meinst du?“
Er hob die Flasche. „Ich habe den Befehl, die Finger von dem Zeug zu lassen.“
„Befehl? Wessen Befehl?“ Sie legte den Kopf auf die Seite, als hätte sie ihn gerade gefragt, ob er lieber ein Glas warme Milch wollte.
„ Wessen? Das gefällt mir. Es klingt so korrekt.“ Er betrachtete die Flasche. „Von wem? Von Dr. Choi.“
„Schenken wir uns die sprachlichen Feinheiten, okay?“ Unter ihren Füßen raschelte das trockene Glas, als sie zum Zaunpfosten ging. Sie ignorierte die Tabletten und starrte in die Nacht, als würde sie die zirpenden Grillen suchen. „Ich bin hier draußen mal einem Dachs begegnet. Er hat mir einen höllischen Schreck eingejagt.“
„Hat er dich angegriffen?“
„Er ist nach links gerannt, ich nach rechts.“ Sie drehte sich zu ihm um, eine Hand auf der Wolldecke, um sie festzuhalten. Der Mondschein fiel auf ihr besorgtes Gesicht. „Darf ich fragen, warum Dr. Choi dir verboten hat, Alkohol zu trinken?“
Cougar deutete auf die Flasche mit den Tabletten, die wie eine Zielscheibe auf dem Pfosten stand. „Er will, dass ich die da nehme, und sagt, sie vertragen sich nicht mit Whiskey.“
„Du meinst, du musst während der Einnahme auf hochgeistige Getränke verzichten?“
„Hochgeistige Getränke? Ist das die korrekte Bezeichnung?“ Lachend schüttelte er den Kopf. „Natürlich darfst du fragen. Du solltest es sogar. Ich schlafe auf deinem Grundstück, und du hast ein Kind, das du beschützen musst. Ganz zu schweigen von …“ Er ließ den Blick an ihr hinabwandern, vom Hals bis zu den Knien, und sein Herz schlug schneller. „Entschuldige. Ich wollte dich nicht wecken.“
„Das hast du nicht. Ich habe draußen gesessen.“ Celia zuckte mit den Schultern. „Ich habe dich gehört.“
„Verdammt peinlich.“ Draußen gesessen? Sicher. Er schaute zum Himmel hinauf. Es musste drei Uhr morgens sein. „Ich habe dir Angst gemacht.“
„Ein bisschen. Aber nur, weil …“ Sie starrte noch immer auf die Flasche in seiner Hand. „Du hast dich angehört, als hättest du entsetzliche Schmerzen.“
„Nur ein Traum.“ Er stellte den Whiskey wieder auf den Pfosten. „Ich nehme die Tabletten nicht gern. Sie wecken die Geister, die sie abwehren sollen.“
„Die Poltergeister?“
Lächelnd strich er durch sein dichtes Haar. „Ja, mein verdammter Kopf. Ich kann mich einfach nicht an die niedrige Decke gewöhnen.“
„Mark hat auch Albträume. Manchmal kriecht er zu mir ins Bett, und dass er weint, merke ich nur daran, dass sein Gesicht feucht ist.“
Cougar erstarrte. Er sah die Szene vor sich. Hörte das Schreien, das Weinen, das dumpfe Geräusch, mit dem der Kopf gegen etwas Hartes stieß. Ein Kind, das sich vor Angst krümmte und keins der Ventile hatte, durch das es sie herauslassen konnte.
Er schob die Hände in die Hosentaschen. Er trug kein Hemd, war aber klug genug gewesen, die Jeans anzubehalten. „Du meinst, in seinen Träumen hört er etwas?“
„Das ist eine gute Frage.“ Als sie sich bei ihm einhakte, glitt die Wolldecke von ihren Schulten. T-Shirt und Shorts. Kein BH. Sein Arm streifte eine Brust. „Setz dich zu mir“, schlug sie vor. „Jetzt kann ich auch nicht mehr schlafen.“
„Ich könnte schlafen, wenn ich etwas einnehme. Aber ich will mich nicht vergiften.“ Er folgte ihr dorthin, wo ihn kein Gift erwartete.
„Was hat dich geweckt, Cougar? Gab es irgendein Geräusch? In deinem Traum, meine ich?“
„Ich weiß nicht genau. Schwer zu sagen. Verdammt, es war ein Traum.“
„Wenn ich wüsste, was in Marks Kopf vorgeht, könnte ich vielleicht …“ Mit der freien
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