RAND DER ANGST (T-FLAC/PSI) (German Edition)
Hauptbesonderheit der Brüder war die Vorliebe, Dinge in die Luft zu jagen, und sie waren erschreckend gut darin. Sie bevorzugten Orte, wo die menschlichen Verluste in die Hunderte, wenn nicht Tausende gingen. Wie die Londoner U-Bahn-Station, die sie letztes Frühjahr gesprengt hatten. Oder das Baseball-Stadion in Tokio, aus dem sie vor sechs Monaten ein großes hässliches Loch gemacht hatten. Siebentausend Leute waren gestorben. Man brauchte keine Zauberkräfte, um zu wissen, dass dieses Aquarium ihr nächstes Ziel war.
Seitdem sie angekommen waren, hatte er deren Männer beobachtet, wie sie genügend C4-Sprengstoff aufgestellt hatten, um den Deckel von dem Gebäude wegzublasen. Zu welchem Zweck, wusste Caleb nicht. Wen zur Hölle planten diese Kerle umzubringen? Eine Handvoll Schulkinder morgen auf einem Ausflug? Das ergab keinen Sinn.
Am anderen Ende des Raumes, stand eine Tafel mit einem Hinweis darauf, aber er konnte nicht lesen, was das Schild ankündigte. Was auch immer es war, die Brüder planten, die Veranstaltung auf ihre übliche spektakuläre Art zu beenden.
Wahrend Caleb darauf wartete, dass das Blut in seine Hände zurückkehrte, achtete er auf die Rückkehr der El-Hoorie- Brüder. Es war ihm klar, dass sie heute Abend auf irgendje- manden warteten. Doch auf wen?
Die Bösen hatten keine gebührenfreie Nummer zu T- FLAC, also war er neugierig zu sehen, wen genau sie angerufen hatten. Wer, glaubten sie, würde ihnen sagen können, wo ihr Geld war?
Es konnte nicht Heather sein. Sie wussten nicht, wo sie war, und selbst wenn sie es wussten, hatte sie Lark und sein Team bei sich. Niemand würde auch nur in ihre Nähe kommen.
Ein Leopardenhai machte eine träge Hundertachtzig- Grad-Drehung durch den sanft wiegenden Seetang. Das Glas des riesigen Aquariums war gut fünfzehn, vielleicht zwanzig Zentimeter dick und die Luftfilter und die Mechanik summten leise in der Stille. Das Becken war zum Raum hin offen, und das bleiche Mondlicht filterte durch die sanft wogenden, bernsteinfarbenen Wedel und hob die silbernen Schuppen eines Sardinenschwarms hervor, als dieser plötzlich losschoss.
Unauffällig testete Caleb seine Bewegungsfähigkeit um herauszufinden, wie lange er noch eine zugedröhnte Faszination für Flora und Fauna der Bucht von Monterey vortäuschen musste. Und wann er für seinen Schachzug bereit wäre.
Bald.
Mit Sicherheit, bevor irgendein übler Mist passierte.
Seine Gedanken wanderten direkt zu Heather. Sobald er hier herauskäme, würde er sowohl mit Gabriel als auch mit Duncan sprechen und den Stein ins Rollen bringen, was Heathers und Böhnchens Sicherheit betraf. Ihre Zukunft.
Die letzten paar Tage waren eine unerbittliche Mahnung daran gewesen, was die Zukunft rur ihn bereithielt. Jahre der unerfüllten Sehnsucht und quälenden Sorge, während er sich für die Arbeit entschied anstatt für die Familie, die er geschaffen hatte. Wenigstens wusste er, dass er sich auf MacBain verlassen konnte, der ihm Fotos schicken und ihn täglich auf den neuesten Stand bringen würde.
Die Wüstenrennmausbrüder und ihr Gefolge waren hinter ihm verteilt, aber er konnte sie ziemlich gut im Spiegelbild des Seetangbeckens erkennen. Er beobachtete, wie sie munter wurden und miteinander flüsterten. Die Bruaer grinsten, was ihre ohnehin hässlichen, beinahe identischen Mopsgesichter, noch hässlicher aussehen ließ. Er konzentrierte sich darauf, ihre Lippen zu lesen, aber sein Griechisch war bestenfalls bruchstückhaft und das Lippenlesen war bei einem Spiegelbild schier unmöglich.
Das Quietschen eines Tennisschuhs auf dem polierten Zementboden machte ihn auf einen neuen Spieler aufmerksam.
Caleb glaubte, er würde halluzinieren, als er Heathers Spiegelbild über die Oberfläche des Glases schwimmen sah. Halluzination oder nicht, sein Herz stoppte.
»Sie ist allein«, erklärte einer der Handlanger der Brüder auf Griechisch. Er klang ebenso ungläubig,wie Caleb sich fühlte.
»Ich habe die Zahlen für ein Schweizer Bankkonto, meine Herren.«
Heathers
Stimme. Hier. Es war nicht bloß absolut inakzeptabel, es war verrückt. Was hatten sich Lark und die anderen dabei gedacht? Sie, eine Zivilistin, in die Höhle des Löwen zu schicken? Calebs Herz stolperte, als der Klang ihrer Tennisschuhe näher kam. Gummisohlen auf Zement wie Fingernägel an der Tafel. Mein Gott.
Hatte sie sich fortgestohlen? Woher wusste sie, wohin sie gehen musste? Hatte er ihren Aufenthaltsort bei seinem Versuch, sie
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