RAND DER ANGST (T-FLAC/PSI) (German Edition)
Sie drehte den Armreif langsam zwischen den Fingern, begutachtete die äußere Oberfläche. Sie war so schwarz angelaufen, dass es schwierig war, das eingeprägte Reliefmuster zu sehen. Sie drehte es um, damit sie hineinsehen konnte. Ihre Neugier war geweckt. »Ziemlich dreckig, und offen gesagt, ich habe keine Ahnung, wie ein Mikrochip aussieht.«
»Es ist kein Mikrochip«, betonte Lark ungeduldig. »Es werden Zahlen sein. Irgendein Überseekonto. Vertraut mir.«
Heather bekämpfte das Aufbrausen ihrer eigenen Ungeduld und antwortete: »Ich kann unter all der Schmiere gar nichts erkennen. Das ganze Zeug muss geputzt werden, und das dauert ewig -«
Die Stücke verwandelten sich vor ihren Augen, und sie lachte. In weniger als einer Sekunde hatte Lark den jahrelangen Schmutz beseitigt, wofür Heather Stunden mühsamer, sorgfältiger Arbeit benotigt hätte. Je schneller sie die Information bekommen konnten, desto schneller konnten sie Caleb retten. Heather drehte sich um und lächelte beiden zu. »Es ist immer gut, Leute mit Fähigkeiten zu kennen.«
Alle Stücke waren makellos, mit Ausnahme von einem. »Ich frage mich, weshalb das bei diesem Muck nicht funktioniert hat?« Sie nahm den geschwärzten Armreifen und drehte ihn zum Licht. »Mein Gott -« Sie begegnete Larks Augen. »Die Zahlen sina hier.« Eine lange Reihe Zahlen zog sich über die Innenseite des Armreifs. Hätte sie nicht speziell danach gesucht, hätte sie sie niemals entdeckt. Das Muck war schwarz und dreckig, die Gravur der Zahlen beinahe aufgefüllt mit dem Schmutz und dem Belag von Jahren, Jahrzehnten, zur Hölle 一
Jahrhunderten.
»Das ist so merkwürdig. Merkwürdig und ausgeschlossen. Meine Mutter muss das vor einem Jahr eingraviert haben lassen. In diesem Fall wäre der schwarze Dreck von dem Gravurgerät gesäubert und entfernt worden.« Sie drehte das Schmuckstück und versuchte, die Zahlen zu lesen. Beinahe unmöglich. Wenn sie nicht so genau hingeschaut hätte, wären sie ihr völlig entgangen. Sie hätte das Wenige, was sie erkennen
konnte
,als eine Art Muster auf der Innenseite des Metallreifens abgetan.
Sie nahm ein Blatt des hellrosa Seidenpapiers, welches sie benutzte, um ihre eigenen Entwürfe zu verpacken und platzierte es auf der Innenseite des Schmuckstücks. Danach fuhr sie mit einem weichen Bleistift sacht über die Zahlen und hoffte, diese so besser lesen zu können.
»Funktioniert das?«, fragte Lark und beobachtete sie aufmerksam.
»Erstaunlicherweise, ja.« Heather entfernte das dünne Blatt Papier aus dem Kreis und legte es auf den Tisch. Alle Nummern schienen da zu sein. »Wir haben, was wir brauchen.« Sie schob den schweren Metallreifen auf ihr linkes Handgelenk und stand auf. »Gehen wir.«
»Ich möchte, dass Sie bleiben«, widersprach Lark in einem neutralen Tonfall. »Wir haben professionelle Agenten, die darauf trainiert sind, eine Rettung durchzuführen.«
»Hervorragend. Dann schicken Sie eben einen Haufen von denen mit mir mit. Der Gedanke, in die Nähe von Terroristen oder großen Aquarien zu gelangen, jagt mir nämlich eine höllische Angst ein.«
Lark warf ihr einen kühlen Blick zu. »Und was haben Sie vor zu tun?«
»Ich werde genau das machen, was die mir sagen.« Heather erwiderte Larks Blick. »Ich werde den verdammten Armreif übergeben. Dann erwarte ich von Ihren »professionellen Agenten« dass sie Caleb und mich in Sicherheit bringen. Wie lange muss ich warten, und wie viele werden kommen?«
»Sie haben völlig den Verstand verloren, wissen Sie das?«
»Für den Fall, dass Sie nicht so empathisch sind, wie sie behaupten: Ich liebe diesen verdammten Mann, und das lässt mich durchaus den Verstand verlieren. Ist das Grund genug?«
»Nicht, wenn Ihre Verrücktheit sie umbringt.«
»Ist
Caleb
der Einzige, der einen Schutzzauber über mich legen kann?«
»Wenn Sie sich recht erinnern wollen, hat das in Ihrem Fall rein gar nichts genützt.«
»Weil
er
es getan hat.« Die Tatsache, dass Calebs Zauberspruch nicht funktioniert hatte, gab ihr ein merkwürdiges Gefühl der Befriedigung. Vielleicht gefiel es ihm nicht, aber wenn das, was Lark ihr über den Fluch und die Gefährtin des Lebens gesagt hatte, wahr war, dann liebte Caleb sie. Trotz seiner Handlungen und seiner Einstellung.
Das blieb abzuwarten. Aber eins nach dem anderen. »Kannst du mich beschützen?«
»Ich kann«, antwortete Keir Farris grimmig und tauchte im Nu schemenhaft beim Fenster auf.
»Sie möchte, dass wir anklopfen«,
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