Rangun
hatten.
»Und Sie folgten ihm?«
»Nein.«
»Sie >mieden< sich also gegenseitig. Aber Sie gingen trotzdem mit ihm ins Bett?«
»Ja«, flüsterte sie. Getuschel erfüllte den Raum.
»Sie sind den Ermittlungen des Gerichtes ausgewichen, Miß Herriott. Vielleicht haben Sie andere Gründe außer Lust. Was haben Sie noch mit Harley geteilt? Vielleicht seinen fragwürdig erworbenen Reichtum? War es Ihnen gleich, daß seine Hände die eines Mörders sein könnten, als er sie streichelte? Sie wußten doch von den ihm vorgeworfenen Verbrechen, oder? Vielleicht waren Sie seine Komplizin?«
»Einspruch! Der Ankläger setzt die Zeugin unter Druck. Sie steht nicht vor Gericht!« Im Gericht herrschte Aufruhr, als der Richter nach Ruhe verlangte. Dann senkte sich Schweigen, als das Heulen einer wildblickenden Gestalt in schmutzigen Lumpen laut wurde, die vor Schwäche und Wut zitterte.
»Seid alle verflucht und fahrt zur Hölle! Laßt sie in Ruhe! Mich wollt ihr doch hängen! Es ist leichter, sich auf Frauen zu stürzen. Bringt mich in den Zeugenstand, ihr dreckigen Hyänen. Ich gebe euch das Geständnis, das ihr wollt!«
Triton wäre vor Freude fast an die Decke gesprungen, weil Ram völlig außer sich war, die Inkarnation eines Wahnsinnigen, der nicht nur zum Töten der Opfer, sondern jedermanns in Reichweite fähig war. Leacock, der ihn zu beruhigen hoffte, bat um Unterbrechung, die Richter Parke-Allis sofort gewährte. Das Gericht wurde geräumt.
Leacock kam mit starrem Gesicht aus einer Unterredung mit Ram. Nach kurzem Gespräch mit Dr. Lighter ging er zu seiner Bank. Der Doktor verließ den Saal. Lysistrata flüsterte Dr. Herriott zu: »Was tut Ram denn? Er muß jetzt schweigen!«
Leacock schüttelte den Kopf.
Ram wankte in den Zeugenstand. Er wehrte die Hilfe eines Wärters kurz ab, als er die Gefangenenbank verließ, konnte die wenigen Stufen zum Zeugenstand aber nur mit Hilfe des chinesischen Gerichtsdieners ersteigen. Er starrte wie abwesend auf die Menge, als erinnere er sich nicht, wo er sei.
Nachdem Harley vereidigt war, trat Leacock auf das Podium.
»Euer Ehren, bevor wir beginnen, möchte ich gegen Mr. Harleys Vernehmung protestieren, da er schwerkrank ist und nicht aussagen kann. Ich bitte um Prozeßunterbrechung, bis er vernehmungsfähig ist.«
»Euer Ehren«, unterbrach Triton schnell, »der Beklagte hat den anstrengenden Prozeß ebenso viele Tage ertragen wie die Geschworenen, die ein Recht darauf haben, ohne Verzögerung zu Heim und Familie zurückzukehren. Sollte Mr. Harley trotz seines Ausbruchs bei Verstand sein, ist es gegenüber ihm und der Jury gerechter, den Prozeß ohne Verzögerung fortzusetzen. Mit einigen Fragen an den Beklagten ist das festzustellen.«
»Das Gericht stimmt der Anklage zu, Mr. Leacock.«
Leacock gab Ram jede Chance, sich zu verteidigen, aber Ram machte keinen Gebrauch davon. Er gab keine edlen Motive für seine Geschäfte vor, keine Ritterlichkeit gegenüber Lysistrata: nur Opportunismus, Lust und Feindseligkeit gegenüber den Briten. Selbst als er die Morde leugnete, klang das wie ein Geständnis. Er sprach kurz, mit eigenartigen Pausen zwischen den Wörtern, aber niemand bezweifelte, daß er bei klarem Verstand war. Erst am Ende von Leacocks Befragung wurden die Pausen zwischen Rams Sätzen länger, und seine Augen funkelten immer intensiver.
Als die Anklage an der Reihe war, sprang Triton fast von der Bank. In allen Einzelheiten fragte er nach dem Debakel in Buddhas Schädel und erschöpfte Ram absichtlich psysisch und geistig. Dann kam Triton auf Lysistrata zu sprechen. »Haben Sie Miß Herriott aus Rangun entführt?«
»Nein, ich entführte sie aus Bangkok.«
Triton blinzelte. Diese Antwort hatte er nicht erwartet. »Mit Gewalt?«
Ram zuckte die Schultern. »Ich glaubte, sie hätte mich beim britischen Kommissar kompromittiert.«
»Warum hätte sie das tun sollen?«
»Sie fürchtete sich, weil ich sie belästigt hatte.«
Lysistrata rief: »Das ist nicht wahr! Er hat nie...«
»Ruhe im Gericht!« Der Hammer krachte.
»Haben Sie Miß Herriott in Khandahoor weiter belästigt?«
»Ich habe sie vergewaltigt.«
Tritons Augenbrauen hoben sich leicht, senkten sich dann zweifelnd. »Warum hat sie dann versucht, Sie vor Gericht zu schützen?«
»Sie ist eine skrupellose Frau«, sagte Ram lässig, »die an das Bezahlen von Schulden glaubt. Sie glaubt, ich hätte ihr im Dschungel ein- oder zweimal das Leben gerettet.«
»Und haben Sie sie gerettet?«
Ram zuckte
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