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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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daß er nie für einen Farbigen aussagen würde, selbst wenn er der Unschuld dieser Person sicher wäre.« Lysistrata klang überzeugend. Sie hatte nie erwartet, daß Bettenheim Harley helfen würde, sondern nur, daß er ihr einen Hinweis auf seine Schuld oder die eines anderen gäbe.
    »Haben Sie versucht, Mr. Bettenheim etwas anzutun?«
    »Sicher nicht.«
    »Was ist mit dem Kratzer, den Sie Mr. Bettenheim zugefügt haben sollen?«
    »Möglicherweise war Mr. Bettenheim einer Dame gegenüber zudringlich.«
    »Einspruch!«
    »Miß Herriott, war Mr. Bettenheim je Ihr Liebhaber, wie er behauptet?«
    »Niemals«, erwiderte sie kühl. »Wie viele geachtete Herren der Stadt bestätigen können, waren wir nie allein zusammen, bis auf eine Gelegenheit.«
    »Und das war?«
    »Das waren die zwanzig Minuten in meinem Salon, in dem ich seinen Heiratsantrag ablehnte.«
    Bettenheim, rot vor Arger darüber, daß sein Antrag bekannt wurde, funkelte wie einer seiner ausgestopften Eber.
    Leacock überließ sie Triton. Der Ankläger war direkt. »Miß Herriott, haben Sie Mr. Bettenheim gestern abend ohne Anstandsdame besucht oder nicht?«
    »Nein.« Masjid war eine geeignete Anstandsdame gewesen.
    »Besitzen sie ein fuchsienrotes Seidenkleid, das mit Kristall besetzt ist?«
    »Ich besitze kein solches Kleid.«
    Er drehte sich plötzlich zu ihr. »Haben Sie ein solches Kleid nicht getragen, als Sie Mr. Bettenheim verführen wollten?«
    »Der Gedanke, mit Mr. Bettenheim Geschlechtsverkehr zu haben, ist für mich so ekelhaft wie seine Person.«
    »Kennen Sie einen Ko Phan aus Bettenheims Haushalt?«
    »Meines Wissens habe ich den Mann nie gesehen.«
    »Er spielt Flöte, du verlogenes Flittchen«, fauchte Bettenheim, der begriff, warum der Flötenspieler bei ihrem Auftauchen so gelassen gewesen war.
    Parke-Allis knallte den Hammerauf das Pult. »Zehn Pfund, Mr. Bettenheim! Schweigen Sie!«
    Triton nahm vom Tisch des Anklägers einen Slipper. Er streckte ihn mit genüßlichem Lächeln aus, ging zurück und hielt ihn Lysistrata hin. »Könnte dies ihr Slipper sein, Miß Herriott?«
    »Sicher nicht.«
    »Wollen Sie ihn einmal anziehen?«
    Sie starrte in seine Augen. »Wenn Sie wollen. Helfen Sie mir dabei?«
    Er grinste blöd. »Hocherfreut.«
    Sie verließ den Zeugenstand, hob ihren Rock etwas an und streckte den entsprechenden Fuß aus. Triton zog ihr den schwarzen Schnürschuh aus und schob dann den Slipper auf den Fuß. Sie zuckte zusammen. Er zuckte zusammen. Sein vorgebliches Beweisstück war zwei Nummern zu klein. »Sie passen nicht«, stellte Parke-Allis schroff fest.
    »Oh nein, Euer Ehren«, erwiderte der kniende Triton mit verlegenem Lächeln, »sie scheinen nicht zu...«
    »Das ist unmöglich«, brüllte Bettenheim, der aufsprang. »Sie hat sie in meinem Zimmer zurückgelassen... sie...« Verwirrtes Verstehen dämmerte ihm, als Parke-Allis winkte und zwei stämmige Sikhs ihn aus dem Gerichtssaal führten. Als Bettenheim an der Anklagebank vorbeikam, lächelte Ram ihn an.
    Lysistrata war der Auffassung, daß Bettenheim dank Masjid doch nicht ganz verstanden hatte. Er glaubte, sie habe absichtlich Slipper falscher Größe zurückgelassen. Wahrscheinlich war er nicht darauf gekommen, daß der Slipper, den sie auf sein Gewehr gehängt hatte, nicht zu dem Paar gehörte, das in seinem Zimmer gefunden worden war. Masjid hatte genau gewußt, daß die Seidenslipper, die er Lysistrata gegeben hatte, nicht paßten. Er hatte sie zu Bettenheim gebracht. Da er sie in Bettenheims Zimmer barfuß gesehen hatte, dachte er, sie hätte ihre eigenen Ziegenlederschuhe bei der Flucht vergessen. Während Bettenheim Naswral jagte, war er in das verlassene Schlafzimmer zurückgekehrt, hatte ihre Schuhe geholt und die seidenen zurückgelassen.
    Lysistrata blickte heiter auf den taubenblauen Slipper, der halb über ihren Fuß gestreift war. »Könnten Sie ihn herunterziehen, Sir Oliver? Er drückt schrecklich.«
    Nach diesem Prozeßtag marschierten Triton wütend in sein Büro. Er ließ sich schwer in seinen Sessel fallen. Auf dem Schreibtisch ruhte unter dem Tintenlöscher eine gekritzelte
    Nachricht. »Bringen Sie die farbigen Huren in den Zeugenstand! Sie haben die Schlampe gesehen! Bettenheim.«
    Und das Gericht würde sie sehen, dachte Triton angewidert: Zwei kaum pubertäre, betäubte Kreaturen, ihr sogenannter Vater, der dritte Zeuge, ermordet - wie man es auch sah -, weil er seinen Herrn betrogen hatte. Selbst wenn sich alles so ereignet hatte, wie

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