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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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kauerte. Als er die Stimme erkannte, lächelte Rebus.
    »Von mir aus kann’s losgehen, Dr. Curt«, sagte er.
    Der Pathologe trat in den Raum und schüttelte Rebus die Hand. »Die verborgene Stadt, eine richtige Offenbarung.« Seine Begleiterin kam ebenfalls herein. »Kennen Sie sich schon?« Dr. Curt klang wie der Gastgeber bei einem Empfang. »Inspector Rebus, das ist Ms. Rattray von der Staatsanwaltschaft.«
    »Caroline Rattray.« Sie gab Rebus die Hand. Sie war groß, so groß wie die zwei Männer, und trug ihr langes dunkles Haar hinten zusammengebunden.
    »Caroline und ich«, sagte Curt, »soupierten gerade nach dem Ballett, als der Anruf kam. Also dachte ich, ich nehm sie gleich mit, schlag zwei Fliegen mit einer Klappe … sozusagen.«
    Curt verströmte die Wohlgerüche eines guten Essens. Er und die Anwältin hatten sich beide fein gemacht, und schon war Caroline Rattrays schwarze Jacke von weißem Putzstaub bedeckt. Als Rebus die Hand ausstreckte, um den Staub abzuklopfen, fiel ihr Blick zum ersten Mal auf die Leiche, und sie wandte sich hastig ab. Rebus konnte es ihr nicht verdenken; Curt hingegen ging bereits auf die hängende Gestalt zu, als sei sie ein weiterer Gast auf seinem Empfang. Er blieb kurz stehen, um sich Überschuhe aus Polyethylen anzuziehen.
    »Ich habe immer welche im Auto«, erklärte er. »Man weiß nie, wann man sie braucht.«
    Er trat nah an die Leiche heran und untersuchte zunächst den Kopf, bevor er sich nach Rebus umwandte.
    »Dr. Galloway hat sich das angeschaut, nicht?«
    Rebus schüttelte den Kopf. Er wusste, was jetzt kam. Er hatte Curt Leichen ohne Kopf untersuchen sehen, zermalmte Leichen und solche, die wenig mehr als ein Rumpf oder zur Konsistenz von Schweineschmalz zusammengeschrumpft waren. Und jedes Mal sagte der Pathologe das Gleiche.
    »Der arme Kerl ist tot.«
    »Danke.«
    »Ich nehme an, die Mannschaft ist unterwegs?«
    Rebus nickte. Die Mannschaft war unterwegs. Ein Kleinbus, voll bepackt mit allem, was sie für die erste Szene des Ermittlungsdramas benötigen würden: Beamten von der Spurensicherung, Leuchten und Kameras, Klebestreifen, Beweismittelbeutel und natürlich einem Leichensack. Manchmal kam auch ein Team von der Gerichtsmedizin, wenn die Todesursache besonders unklar war oder der Tatort wie ein Schlachthaus aussah.
    »Die Staatsanwaltschaft«, sagte Curt, »wird mir vermutlich darin beipflichten, dass Verdacht auf ein Tötungsdelikt vorliegt.«
    Rattray nickte, noch immer ohne hinzusehen.
    »Selbstmord war es jedenfalls nicht«, kommentierte Rebus. Caroline Rattray drehte sich zur Wand, nur um sich mit den Blutspritzern konfrontiert zu sehen. Also wandte sie sich zur Tür, wo Dr. Galloway sich gerade den Mund mit einem Taschentuch abwischte.
    »Wird besser sein, wenn jemand mir mein Werkzeug holt.« Curt musterte die Decke. »Hat jemand eine Ahnung, was das hier ursprünglich war?«
    »Eine Schlachterei, Sir«, antwortete der Constable, nur zu froh, sich nützlich machen zu können. »Eine Weinschenke ist auch noch da, und ein paar Wohnhäuser. Da kann man noch immer rein.« Er wandte sich an Rebus. »Sir, was ist ein Six-pack?«
    »Ein Six-pack?«, echote Curt.
    Rebus starrte auf die Leiche. »Das ist eine Strafe«, erwiderte er leise. »Nur dass man eigentlich nicht daran sterben sollte. Was ist das da auf dem Boden?« Er wies auf die Füße des Toten, auf die Stelle, wo sie den dunkel gefleckten Lehm berührten.
    »Sieht so aus, als hätten Ratten seine Zehen angenagt«, meinte Curt.
    »Nein, nicht das.« Im Lehm waren Spuren zu sehen, so breit, als seien sie mit einer großen Zehe gemacht worden. Man konnte vier unbeholfene Blockbuchstaben erkennen.
    »Heißt das Neno oder Nemo?«
    »Könnte sogar Memo sein«, bemerkte Curt.
    »Kapitän Nemo«, sagte der Constable. »Das ist der Typ in Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer .«
    »Jules Verne«, sagte Curt nickend.
    Der Constable schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, Walt Disney«, korrigierte er ihn.
2
    Am Sonntagmorgen beschlossen Rebus und Dr. Patience Aitken, den Alltag hinter sich zu lassen und lange im Bett zu bleiben. Er rannte früh zum Laden an der Ecke, um Croissants und Zeitungen zu besorgen, dann frühstückten sie von einem Tablett, das sie auf die Bettdecke stellten, und blätterten dabei die Zeitungen durch, wobei sie mehr übersprangen, als sie lasen.
    Vom grausigen Fund der Nacht zuvor in Mary King’s Close kein einziges Wort. Die Nachricht war zu spät durchgesickert, als dass sie noch

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